Für eine nachhaltige Finanzwirtschaft
Wie finanzieren wir Natur- und Klimaschutz?
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Neue Studie: So kann der Bundeshaushalt grüner werden
Der Ansatz der Bundesregierung ist aktuell nicht geeignet, Finanz- und Umweltpolitik zu vereinbaren. Die NABU-Studie gibt Hinweise zur Weiterentwicklung. Mehr →
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Unternehmensberichterstattung für mehr Naturschutz
Durch die neue Unternehmensberichterstattungspflicht der EU (CSRD) müssen Unternehmen jetzt auch Biodiversität in den Blick nehmen. Mehr →
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EU-Parlamentarier erlauben Greenwashing in EU-Taxonomie
Auch das Europaparlament hat die Aufnahme von Erdgas und Atomenergie in die EU-Taxonomie nicht gestoppt. Ein fatales Signal für den Natur- und Klimaschutz. Mehr →
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Grüne Liste für die Wirtschaft
Private Anleger, aber auch Nationalstaaten und die Europäische Union wollen im Sinne der Nachhaltigkeit investieren. Die EU-Taxonomie soll Einheitlichkeit schaffen. Mehr →
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EU-Konjunkturpaket: Bundesregierung muss nachbessern
Die EU verteilt die Milliarden der Corona-Wiederaufbaufonds. Dafür legt auch Deutschland einen Reformplan vor – mit wenig Geld für Klimaschutz. Mehr →
„Money makes the world go round“ – in dieser Songzeile steckt sehr viel Wahrheit. Denn Geld ist einer der wichtigsten Faktoren, wie wir unsere Wirtschaft und damit auch unser Leben gestalten. Wir brauchen es, um Unternehmen zu gründen und aufzubauen, Produkte zu entwickeln und Dienstleistungen weiter voranzutreiben. Auch für den Naturschutz ist es unerlässlich: beispielsweise müssen Schutzgebiete finanziert werden und auch das Sanieren von Böden in schlechtem ökologischen Zustand muss bezahlt werden.
Wie viel Geld wohin fließt, entscheidet auch, was produziert wird oder eben nicht. Wenn eine Bank oder die Regierung vor allem Geld in Kohle- oder Gaskraftwerke investieren, dann bekommen wir mehr Kohlestrom – und weniger naturverträgliche erneuerbare Energien. Dies führt zu mehr CO₂ in der Atmosphäre und verschärft damit die Klimakrise.
Was können nachhaltige Finanzen bewirken?
Der NABU engagiert sich dafür, dass die Finanzinvestitionen der großen Akteure (z.B. Banken und Regierungen) nachhaltig werden. Wenn Finanzmittel nachhaltiger eingesetzt werden, dann ändern sich unsere Wirtschaft, unsere Produktion und letztendlich auch unser Konsum. So bleiben für weniger nachhaltige oder gar schädliche Produkte und Unternehmen weniger Finanzmittel - und schaffen damit eine Verschiebung hin zu einer nachhaltigeren Zukunft.
Allein in Europa werden zusätzlich zwischen 175 und 290 Milliarden Euro jährlich benötigt, um bis 2050 klimaneutral zu werden (Quelle: BMU). Dieses Geld muss an anderer Stelle eingespart werden. Warum nicht das Geld aus umweltschädlichen Branchen abziehen und in zukunftsträchtige Branchen investieren, wie naturverträgliche Erneuerbare Energien, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft?
Wie grün ist mein Geld?
Auch in unseren eigenen Finanzentscheidungen sollten wir den Nachhaltigkeitsaspekt einbeziehen. Bei der Wahl von Finanzdienstleistungen und -produkten (z.B. private Altersvorsorge, Aktienfonds, Girokonten, Sparanlagen) dürfen wir nicht nur auf finanzielle Kennzahlen wie Rendite und Zinsen achten. Vielmehr sollten wir uns und auch die Finanzdienstleister fragen, unter welchen Kriterien sie unser Geld investieren.
Tipps für nachhaltige GeldanlagenWarum nachhaltige Finanzen wichtig für die Naturschutzarbeit des NABU sind
Politisch setzen wir uns dafür ein, dass die Finanzwirtschaft nachhaltiger wird und Finanzströme entsprechend umgelenkt werden. Ein wichtiger Akteur ist dabei beispielsweise der Sustainable Finance Beirat der deutschen Bundesregierung. Auf EU-Ebene berät eine Expert*innengruppe die Europäische Kommission. Zu deren rund 50 Mitgliedern zählt auch Ariel Brunner, der amtierende Direktor von BirdLife Europa, der europäischen Dachorganisation des NABU. Die fachliche Arbeit leistet das NABU-Team der Bundesgeschäftsstelle in Berlin.
Als Verband möchten wir unsere Mitglieder dabei unterstützen, sich für eine nachhaltigere Finanzwirtschaft zu engagieren, um einen Wandel in der Finanzbranche hin zu unseren Zielen im Natur- und Umweltschutz zu unterstützen. Es muss aktuell darum gehen, dass die im Rahmen der Corona-Krise beschlossenen nationalen und EU-Konjunkturprogramme die Anstrengungen des Natur- und Umweltschutzes nicht konterkarieren. Sie müssen den Wandel in der Finanzbranche und damit der Realwirtschaft anschieben und weiter voranbringen.
FAQ: Sustainable Finance
Was bedeutet der Begriff Sustainable Finance?
Sustainable Finance (englisch für nachhaltige Finanzen) beschreibt einen umfassenden Ansatz, das Finanzsystem auf Nachhaltigkeit auszurichten. Dabei sollen Nachhaltigkeitsüberlegungen zu einem Teil der finanziellen Entscheidungsfindung werden. Private und öffentliche Finanzakteure und -institutionen sollen die ökonomischen, sozialen und umweltbezogenen Dimensionen ihrer Investitionen und Projekte so gestalten, dass diese zu einem substantiellen Fortschritt in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.
Beispiele für nachhaltige Finanzaktivitäten und -produkte sind nachhaltige Fonds, grüne Staats- oder Unternehmensanleihen, Mikrofinanzierung oder Kredite für nachhaltige Projekte. Darunter fällt auch das sogenannte Impact Investing, bei dem gezielt in Unternehmen, Organisationen und Fonds investiert wird, um neben einer positiven finanziellen Rendite ebenso messbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft zu erzielen.
Warum arbeitet der NABU zum Thema nachhaltige Finanzen?
Das Finanzsystem ist ein entscheidender Faktor im Bereich Nachhaltigkeit: Wohin die gewaltigen Finanzströme Deutschlands und Europas gelenkt werden, entscheidet darüber, welche wirtschaftlichen Aktivitäten finanziert werden. Solche, die unserer Umwelt und den Menschen dauerhaft schaden oder eben jene, die eine nachhaltige Entwicklung sichern. Der NABU setzt sich für eine nachhaltigere Welt innerhalb der planetaren Grenzen ein und damit gegen die Klima- und die Biodiversitätskrise sowie gegen Umweltverschmutzung.
Wir müssen aufhören, nicht-nachhaltige, klima- und biodiversitätsschädigende Projekte und Unternehmensaktivitäten zu finanzieren. Und brauchen Investitionen in eine nachhaltige Welt. Unser Ziel ist, dass das Finanzsystem umgebaut wird. Dazu gehören nachhaltige öffentliche Finanzen, der Abbau von umweltschädlichen Subventionen, Anreize für nachhaltiges Wirtschaften, Produkte und Dienstleistungen und klare, transparente Kriterien für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen.
Welche politischen Entwicklungen in Deutschland gibt es aktuell zu nachhaltigen Finanzen?
Die deutsche Bundesregierung hat sich 2019 vorgenommen, zum Vorreiter im Bereich Sustainable Finance zu werden. Um dies zu erreichen, entwickelte das Finanz- und Umweltministerium gemeinsam und in enger Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium eine Sustainable Finance-Strategie. Ein im Juni 2019 eingesetzter Beirat unterstützt die Ausarbeitung und Umsetzung dieser Strategie. In den Beirat wurden Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik berufen. Ende Februar 2021 legte der Beirat seine abschließenden Empfehlungen vor.
Was passiert auf EU-Ebene?
Bei einer nachhaltigeren Ausrichtung des Finanzwesens nimmt die EU eine Vorreiterrolle ein. Ein zentrales Vorhaben ist das Klassifizierungssystem nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten, die sogenannte EU-Nachhaltigkeitstaxonomie. Sie enthält eine Positiv-Liste der wichtigsten ökonomischen Bereiche. Wollen Finanzmarktakteur*innen ihre Produkte mit dem Label „nachhaltig“ anbieten (zum Beispiel einen nachhaltigen Aktienfonds oder eine nachhaltige Rentenversicherung), müssen sie offenlegen und berichten, dass die Unternehmensaktivitäten und Projekte den Anforderungen der Taxonomie entsprechen.
Dazu müssen die Wirtschaftsaktivitäten einen Beitrag zu mindestens einem der folgenden Ziele leisten:
- Klimaschutz
- Anpassung an den Klimawandel
- Schutz von Wasser und Meeresressourcen
- Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung und Recycling
- Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung
- Schutz von Ökosystemen
Des Weiteren dürfen sie im Hinblick auf die jeweils anderen Umweltziele „keinen erheblichen Schaden“ verursachen (das „do no significant harm“-Kriterium) und müssen soziale Mindeststandards einhalten.
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NABU-Kurs
"„Grünes Geld“? So nachhaltig können Finanzen sein"
Erfahre in diesem Kurs, warum Finanzen wichtig für Klima- und Biodiversitätsschutz sind und wie dieses Geld in Deutschland bisher investiert wird. Finanzen sind dir zu intransparent und du weißt nicht genau, was sich hinter Begriffen wie ESG, Taxonomie und ETFs versteckt? In diesem Kurs wird es dir einfach erklärt. Finde heraus, wie du dein eigenes Geld nachhaltiger anlegen kannst.
Zum NABU-KursAls Antwort auf die Corona-Pandemie soll die Wirtschaft angekurbelt werden. Aber wie? Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung eine umweltverträgliche Wirtschaft wünscht – der NABU stellt nun seine Forderungen und konkreten Vorschläge dafür vor. Mehr →
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