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Jetzt NABU-Mitglied werden!Planetare Grenzen im Kontext der Bioökonomie
Menschgemachter Druck auf das Erdsystem
Industrielle Landwirtschaft als treibende Kraft
Die industrielle Landwirtschaft ist die treibende Kraft hinter dem Verlust von Artenvielfalt, weil sie massiv in die verschiedenen Ökosysteme eingreift. Zudem ist sie in hohem Maße für die negativen Umweltauswirkungen auf die natürlichen Wasserströme sowie auf die Stickstoff- und Phosphorkreisläufe verantwortlich. Dies lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen:
Stickstoff und Phosphor sind wichtige Elemente für das Wachstum von Pflanzen. Sie sind die Hauptbestandteile in Düngemitteln. Düngemittel werden verstärkt aufgetragen, um die Nährstoffverarmung der landwirtschaftlichen Böden auszugleichen und den maximalen Ernteertrag gewährleisten zu können. Gelangen Stickstoff und Phosphor jedoch in die umliegende Biosphäre, sind sie für die Überdüngung von Seen, Flüssen und Küstengebieten verantwortlich. Durch die hohe Nährstoffversorgung kommt es zu einem vermehrten Pflanzenwachstum in den betroffenen Gewässern. Werden die Pflanzen anschließend von Bakterien abgebaut, führt dies mittelfristig zu einem Mangel an Sauerstoff, der den Fischen somit nicht mehr zur Verfügung steht.
Anhand der Planetaren Grenzen wird somit deutlich, dass der Rohstoffbedarf der Bioökonomie nicht allein durch Anbaubiomasse gedeckt werden kann. Schon jetzt werden mehr als 80 Prozent der in Deutschland verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen allein für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln genutzt (Quelle: FNR, 2019). Um dem enormen Rohstoffbedarf nachkommen zu können, importiert Deutschland zusätzliche Flächen von bis zu 17 Millionen Hektar (entspricht etwa einem Drittel der Gesamtfläche Deutschlands; Quelle: Umweltbundesamt, 2018) aus dem Ausland. Ökologische Probleme wie die Zerstörung der Regenwälder, der Einsatz von Pestiziden und schlechte Arbeitsbedingungen werden auf diese Weise in die Herkunftsländer exportiert.
Eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft, also die Steigerung der Produktionsmenge und -intensität auf den vorhandenen Flächenkapazitäten, wird die bereits existierenden ökologischen Probleme (zum Beispiel Nitratbelastung des Grundwassers, Nährstoffverarmung der Böden, Biodiversitätsverlust) weiter verschärfen. Es muss daher zwingend verhindert werden, dass artenreiche (Naturschutz-)Flächen für den stetig wachsenden Rohstoffbedarf der Bioökonomie in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt werden. Gleichzeitig müssen die bestehenden Probleme der Landwirtschaft durch eine stufenweise Ökologisierung reduziert werden.
Fokus auf Kreislaufwirtschaft und neue Rohstoffquellen
Für eine nachhaltige Bioökonomie ist es unerlässlich, sowohl die einseitige Nutzung biobasierter Rohstoffe zu vermeiden als auch eine effiziente Verarbeitung des gesamten Biomassepotentials anzustreben und gleichzeitig viel weniger zu verbrauchen. Doch ohne drastische Konsumreduktion wird die Bioökonomie in den planetaren Grenzen nicht gelingen. Dazu brauchen wir den Ausbau der Kreislaufwirtschaft, die eine Mehrfachnutzung der Rohstoffe sowie den wertschöpfenden Einsatz von Neben- und Reststoffströmen ermöglicht.
Im Rahmen der Bioökonomie wird auch oft auf die Potentiale von alternativen Rohstoffquellen (beispielsweise organische Reststoffe, Algen, Insekten) verwiesen. Um diese langfristig verstärkt erschließen und effizient verwerten zu können, müssen entsprechende Technologien stetig weiterentwickelt werden. Insbesondere Technologien zur Kreislauf- und Kaskadennutzung bergen ein Potential, den Bedarf nach frischer Anbaubiomasse zu reduzieren, sodass gleichzeitig die mit der Biomasseproduktion einhergehenden negativen Umweltfolgen und Nachhaltigkeitskonflikte begrenzt werden könnten.
Die Bioökonomie nutzt nicht nur land- und forstwirtschaftlich erzeugte Rohstoffe, sondern auch organische Reststoffe, Tiere, Mikroorganismen, Insekten oder Algen. Nachhaltig und naturverträglich ist sie aber erst dann, wenn sie den Einsatz fossiler Rohstoffe, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen sowie den Verlust an Biodiversität begrenzt. Mehr →
Die Bioökonomie birgt eine Reihe von Chancen für den Naturschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Neben den Vorteilen eines biobasierten Wirtschaftssystems müssen im Sinne des Vorsorgeprinzips auch die Risiken identifiziert und gehandhabt werden. Mehr →
Biomasse ist viel mehr als nur ein Rohstoff, mit dem Energie für Strom, Wärme und Kraftstoffe oder Grundstoffe der Chemie, Kleidung und Papier hergestellt wird. Biomasse ist auch alles was lebt und unser Leben ermöglicht. Mehr →