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Chancen und Risiken für die biologische Vielfalt
Chancen und Risiken der Bioökonomie für die biologische Vielfalt standen im Zentrum des Bürgerdialoges zur Bioökonomie. Die Transformation hin zu einer biobasierten Wirtschaftsweise ist eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung, die gemeinschaftlich gestaltet werden muss. Denn bisher sind sowohl das Konzept als auch die Ziele der Bioökonomie vielen Menschen noch weitgehend unbekannt. Mit den Bürgerdialogen ist es uns gelungen, in einen gemeinsamen Diskurs zu Chancen, Risiken und Herausforderungen einer bioökonomischen Wirtschaft zu starten. Folgende Positionen der Teilnehmenden konnten wir mitnehmen:
- Um den Herausforderungen des Klimawandels und des Artensterbens begegnen zu können, müssen neben einem gesellschaftlichen Wandel auch eingefahrene Produktions- und Konsummuster grundlegend geändert werden. Der damit verbundene und zwingend notwendige Wandel hin zu weniger Verbrauch und mehr Nachhaltigkeit erfordert nicht nur auf der technologischen, sondern auch auf der ökonomischen, sozialen und kulturellen Ebene ganzheitliche Innovationen. Verstärkt gefragt sind ein Ausbau von Sharing-Angeboten, Unverpackt-Läden, Netzwerke der solidarischen Landwirtschaft, frei-zugängliche Räume für Urban Gardening oder nachbarschaftliche Repair-Cafés. Solche Konzepte können perspektivisch wichtige Ansatzpunkte für ein gelingendes Miteinander darstellen.
- Viele Bürger*innen wünschen sich mehr Wissen und Anregungen, wie im Alltag etablierte, nicht-nachhaltige Verfahren und Verhaltensweisen verändert werden können.
- Einige der Teilnehmer*innen würden sich zudem persönlich engagieren und einen Wandel im „Kleinen“, z. B. regional-spezifisch in Kommunen oder Bürgergremien, anstoßen. Auf diese Weise könnte ein stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeitsaspekte in der breiten Masse ausgelöst werden.
- Zudem fordern die Teilnehmer*innen verstärktes umweltpolitisch-orientiertes Handeln. Damit sind insbesondere Maßnahmen wie der schnelle Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Übersetzung der planetaren Grenzen in konkrete Grenzwerte, die Kennzeichnung ökologisch-vorteilhafter Produkte oder die Verpflichtung zu mehr Transparenz bei Produktions- und Lieferketten gemeint. Auch die Etablierung verlässlicher Anreizsysteme für Konsumenten und Produzenten um umweltschädliche Konsum- und Verbrauchsgewohnheiten zu ändern, werden als wichtige Stellschrauben angesehen.
- Für Unternehmen sollten zudem striktere und verlässlichere Rahmenbedingungen verabschiedet werden, die zur Einhaltung von Menschenrechten und strengen Umweltschutzstandards beitragen.
- Mit Blick auf die vonseiten der Politik kommunizierte technologie-orientierte Ausrichtung der Bioökonomie wird eine strenge Technikfolgenabschätzung insbesondere bei neuen „grünen“ Technologien hinsichtlich ihrer Risiken, Zielkonflikte und Nutzungskonkurrenzen gefordert.
- Gleichzeitig soll ein stärkerer Fokus auf soziale und ökologische Innovationen (Suffizienz) für ein wirklich nachhaltiges Wirtschaften gerichtet werden. Verstärkt wird dabei ein Umdenken konventioneller Wirtschaftsweisen gefordert und auf Post-Wachstums-/Degrowth-Konzepte verwiesen.
Hintergrund:
Passend zum Bioökonomie-Wissenschaftsjahr 2020/21 übernahm der NABU die fachliche Begleitung des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Kommunikationsprojektes. Die am Anfang des Jahres 2020 verabschiedete „Nationale Bioökonomie Strategie“ präsentiert das Konzept der Bioökonomie als moderne und effiziente Alternative zur fossil basierten Wirtschaft. Sie gilt als Lösung für die weltweiten Herausforderungen wie den voranschreitenden Klimawandel, den hohen Ressourcenverbrauch und den ungebremsten Biodiversitätsverlusten. Dank Effizienz- und Produktionssteigerungen sowie innovativer Materialien soll der Wandel hin zu einer neuen Rohstoffbasis und biobasierten Kreislaufwirtschaft gelingen. Doch technologische Innovationen allein werden nicht ausreichen, um die vielfältigen Zielkonflikte für eine zukunftsfähige und nachhaltige Bioökonomie zu lösen. Wasser, Land und Boden sind begrenzte Ressourcen und schon heute stark übernutzt.
Im Rahmen des Projektes wurden vier interaktive Workshops und ein mehrwöchiger Online-Dialog durchgeführt. Die Teilnehmer*innen lernten dabei Produkte der Bioökonomie kennen, erfuhren theoretische Hintergründe zum Bioökonomie-Konzept und diskutierten darauf aufbauend gemeinsam einen Hightech- und einen suffizienten Bioökonomie-Zukunftsentwurf. Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt wurden im Rahmen eines BfN-Skriptes veröffentlicht.
Das BfN-Skript skizziert dabei die theoretischen Grundlagen, dokumentiert den Prozess sowie die Ergebnisse des Bürgerdialogs und gibt einen Ausblick zum Beitrag der Bioökonomie zu einer sozial-ökologischen Transformation.
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Mehr INFOS
Einfach erklärt, ist Bioökonomie ein auf nachwachsenden Rohstoffen basierendes Wirtschaftssystem. Als Rohstoffe können dabei nicht nur Pflanzen, Holz und Nutztiere eingesetzt werden – sondern auch organische Reststoffe, Mikroorganismen, Algen oder Insekten. Mehr →
Die Bioökonomie nutzt nicht nur land- und forstwirtschaftlich erzeugte Rohstoffe, sondern auch organische Reststoffe, Tiere, Mikroorganismen, Insekten oder Algen. Nachhaltig und naturverträglich ist sie aber erst dann, wenn sie den Einsatz fossiler Rohstoffe, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen sowie den Verlust an Biodiversität begrenzt. Mehr →
Das Wissenschaftsjahr 2020 widmete sich der Bioökonomie. Dazu wurden vielfältige Mitmach-Aktionen, Ausstellungen, Online-Angebote und kritische Diskussionen angeboten, um Wissen rund um die Bioökonomie verständlich zu vermitteln. Der NABU entwickelte einen interaktiven Informationsstand. Mehr →