Moore speichern mehr erdgebundene Kohlenstoffe als alle Wälder der Erde zusammen. Helfen Sie mit einer Patenschaft dabei, Moore zu schützen und zu erhalten!
Jetzt informieren!Ozeane in der Klimakrise
Regulierende und stabilisierende Kraft unseres Klimasystems immer mehr unter Druck
Die Ozeane bedecken 71 Prozent der Erde, stellen 95 Prozent der belebten Biosphäre und enthalten 97 Prozent allen Wassers auf unserem Planeten. Ohne das komplexe Gefüge der Weltmeere aus Wasserkörpern und Strömungssystemen, ohne ihre Produktivität, ihre Kreisläufe und Wechselwirkungen mit der Atmosphäre wäre unser heutiges Leben unvorstellbar. Doch ihre Ökosystemleistungen sind zunehmend in Gefahr.
Seit 1970 haben die Meere mehr als 90 Prozent der Wärmestrahlung der Sonne aufgenommen. Sie speichern 50-mal mehr Treibhausgase als die Atmosphäre und damit 20 bis 30 Prozent des vom Menschen weltweit seit 1980 verursachten Kohlendioxids. Damit sind sie unsere wichtigste natürliche Kohlenstoffsenke. 93 Prozent des weltweiten Kohlendioxids durchlaufen den marinen Kohlenstoffkreislauf. Und sozusagen als Nebenprodukt liefern sie 50 Prozent unseres Sauerstoffs, das heißt jeder zweite Atemzug hat seinen Ursprung im Meer.
Die Ozeane sind gigantische CO2-Depots
Wie Wälder bauen die Pflanzen im Meer – Phytoplankton, Algen oder Seegräser – aus Kohlendioxid Biomasse auf. So werden dem atmosphärischen Kreislauf große Mengen Kohlenstoff entzogen. In einem zweiten Mechanismus, der physikalischen Kohlenstoffpumpe nimmt kaltes, Kohlendioxid gesättigtes Oberflächenwasser große Mengen des Klimagases für Jahrzehnte mit in die Tiefe.
Die Folgen der Klimakrise sind längst auch in den Meeren sichtbar. Die steigenden Temperaturen bedrohen zahlreiche Arten und führen zu Verlusten von Lebensräumen. Der Anstieg des Meeresspiegels ist heute vor allem auf die wärmebedingte Ausdehnung des Wassers zurückzuführen. Wenn an Land mehr Gletscher und Eiskappen schmelzen, wird dies den Anstieg weiter beschleunigen. Überschwemmungen und Flutkatastrophen sind die Folge. Ein anderer Effekt ist die Versauerung der Meere: wenn Kohlendioxid sich im Wasser löst, bildet es Kohlensäure.
Der Weltklimarat IPCC schlägt Alarm
Im September 2019 hat der Weltklimarat IPCC seinen Zwischenbericht zu den Ozeanen veröffentlicht. Neue Zahlen und Fakten machen uns die Dramatik der Klimakrise bewusst, ökologisch und ökonomisch. Der Bericht zeigt aber auch, welche Rolle die Meere bei der Bewältigung der Krise einnehmen und was wir für ihren Schutz tun können.
Fakten und Botschaften des IPCC-Report 2019:
• Die Geschwindigkeit der Meereserwärmung hat sich seit 1993 verdoppelt mit verstärkenden Effekten für Wirbelstürme und Regenfälle.
• Das Arktiseis ist in den letzten Dekaden um jeweils 12,8 Prozent zurückgegangen.
• Das Abschmelzen von Eisschilden kann bis zum Jahr 2100 zu einem Meeresspiegelanstieg von 40 Zentimetern bis über einem Meter führen. Die Wassertemperatur kann sich bis zu drei Grad Celsius erhöhen, der pH-Wert auf etwa 7,7 sinken.
• Die Permafrostböden tauen und drohen bis zu 1.600 Gigatonnen Kohlenstoff freizusetzen.
• Warmes Oberflächenwasser führt zu stabil geschichteten Wasserkörpern und behindert fundamentale Austauschprozesse im Meer. Sauerstoffarme Zonen haben seit 1970 weltweit um drei bis acht Prozent zugenommen.
• Seit den 1950er Jahren hat sich das Verbreitungsgebiet vieler mariner Arten um bis zu mehrere Hundert Kilometer verschoben, mit negativen Konsequenzen für die Fischerei und die regionale Ernährungssicherheit.
• Während die Biomasseproduktion insgesamt und die Qualität von Lebensräumen abnehmen, treten schädliche Algenblüten weltweit früher im Jahr auf und sind stärker ausgeprägt.
• Ozeanversauerung und abnehmender Sauerstoffgehalt beeinträchtigen Strömungssysteme und wichtige Auftriebsgebiete.
• Die Küstenvegetation, Mangrovengürtel oder Salzmarschen sind im 20. Jahrhundert um 50 Prozent zurückgegangen und verlieren ihre natürliche Küstenschutz-Funktion. Bestände von Seegraswiesen und Algenwäldern sind um über 40 Prozent zurückgegangen.
• Fast alle Warmwasserkorallen drohen bereits bei einer Meereserwärmung von weniger als zwei Grad Celsius zu verschwinden.
Was müssen wir für die Meere tun?
- Die Verwaltungsstrukturen zum Schutz und zur Nutzung der Meere müssen vereinheitlicht und stärker auf die Bedrohung durch die Klimakrise ausgerichtet werden.
- Ein kohärentes Netzwerk von gut gemanagten Meeresschutzgebieten kann die Widerstandskraft der Meere verbessern und Ökosystemleistungen sichern.
- Die Wiederherstellung von Mangroven, Seegraswiesen und Korallenriffen muss vorangetrieben werden.
- Bei der Nutzung mariner Ressourcen, insbesondere in der Fischerei, sollte das Vorsorgeprinzip mit Blick auf die Klimakrise stärker zur Anwendung kommen.
- Die Funktionen von Mangroven, Marschen und Seegraswiesen als Kohlenstoffsenke und natürlicher Küstenschutz müssen gestärkt werden.
Meere und Klimaschutz in Deutschland
Die Klimakrise ist auch an unseren Küsten angekommen. Die Bestände von Dorsch und Hering in der Ostsee stehen vor dem Zusammenbruch. So haben sich beispielsweise das von Temperaturen bestimmte Laichverhalten des Herings und das lichtabhängige Auftreten des Phytoplanktons entkoppelt. Die jungen Heringslarven finden zu wenig Nahrung, da die Entwicklung des Zooplanktons dem Phytoplankton folgt und verspätet auftritt. Die kumulative Überlastung der Meere ist dabei auch in Nord- und Ostsee sichtbar, das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 nicht ausreichend effektiv umgesetzt.
Seit einigen Jahren kommt die Offshore-Windkraft als Teil der Energiewende und als neue Nutzungsform im Meer dazu. Doch auch sie ist nicht ohne Risiko. Was bei schlechter Planung passieren kann, das zeigt uns der Fall des Windparks Butendiek westlich von Sylt.
Die größte Herausforderung liegt darin, die Klimakrise und die Artenkrise als gemeinsame und unteilbare Aufgabe zu verstehen. Gesunde Ökosysteme, ob Meere, Moore oder Wälder sind mit ihren natürlichen Funktionen eine der stärksten Waffen gegen die Erderwärmung. Darüber hinaus muss der Ausbau erneuerbarer Energien erfolgen. Dieser muss jedoch im Rahmen der ökologischen Tragfähigkeit, das heißt der Belastungsgrenzen der Systeme stattfinden, um natürliche Klimafunktionen nicht zu gefährden. So kann Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise leisten und die Energiewende kann gelingen. Dabei spielt aber auch eine Diskussion um übergeordnete Fragen zu Lebensstilen, Suffizienz und Effizienz eine entscheidende Rolle.
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