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Jetzt informieren!Gewinner und Verlierer des Klimawandels
Ein Drittel weniger Arten in Deutschland bis 2080 befürchtet
Hitzewellen, Stürme, Überschwemmungen, Lawinen und Erdrutsche: In immer kürzeren Abständen bestimmen die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise die Nachrichten. Und die langfristigen Folgen finden nicht mehr nur bei Wissenschaftlern Aufmerksamkeit, sondern auch bei Politikern und in den Vorstandsetagen der großen Konzerne. Inzwischen geht das Umweltbundesamt davon aus, dass die Vielfalt der in Deutschland lebenden Tier- und Pflanzenarten bis 2080 im Mittel um bis zu 30 Prozent zurückgehen könnte, wenn sich die globale Erwärmung ungebremst fortsetzt.
Abhängigkeit von Lebensräumen
Schon längst beobachten Experten, dass sich mit den Klimaveränderungen auch die Zusammensetzung der heimischen Vogelwelt ändert. Dabei kristallisieren sich Gewinner und Verlierer heraus. Während anpassungsfähige Arten durchaus von den veränderten ökologischen Bedingungen profitieren, ziehen weniger flexible Arten den Kürzeren. „Wir stellen eine Verschiebung in Richtung Norden fest“, erläutert Professor Peter H. Becker, stellvertretender Direktor des Instituts für Vogelforschung in Wilhelmshaven. So siedeln sich Wärme liebende Vogelarten aus Südeuropa inzwischen auch in Deutschland an. Kälte liebende Arten dagegen wandern weiter nach Norden in kühlere Gefilde ab, so Becker.
Mit Prognosen über das Aussterben bestimmter Vogelarten hält sich Becker jedoch zurück. Schließlich hänge das Überleben der einzelnen Arten nicht nur von ihrer individuellen Anpassungsfähigkeit ab, sondern ganz wesentlich davon, ob sie noch geeigneten Lebensraum vorfinden. „Wenn Wald und Pflanzen sterben, weil es zu heiß ist, dann kann es auch passieren, dass einzelne Vogelarten in Deutschland aussterben“, sagt Becker.
Neubürger Orpheusspötter
Zu den Gewinnern des Klimawandels zählen bislang die südlichen Vogelarten, die sich aufgrund der gestiegenen Temperaturen nach Norden ausbreiten und zur Freude vieler Vogelfreunde die heimische Vogelwelt bereichern. Der Wärme liebende Bienenfresser aus dem Mittelmeerraum etwa brütet inzwischen am Kaiserstuhl, im Saaletal und noch weiter nördlich in der Wiesener Marsch bei Hamburg. Auch andere südeuropäische Vogelarten wie die Felsenschwalbe und der Seidenreiher werden in Deutschland bereits beobachtet. Der Orpheusspötter hat im Saarland sogar eine feste Brutpopulation gebildet und breitet sich weiter nach Rheinland-Pfalz und Hessen aus, der Alpensegler brütet inzwischen im Raum Freiburg.
Dagegen dürfte das Schneehuhn künftig zu den Verlierern zählen, wenn die Gletscher schmelzen und im Winter der Schnee ausbleibt. Auch der Wasserpieper, der kühle Temperaturen benötigt, zieht sich im Schwarzwald bereits in immer höhere Regionen zurück. Wie er, zählen auch die Transsaharazieher unter den Zugvögeln wie der Pirol oder der Gartenrotschwanz eher zu den Verlierern des Klimawandels, da sie sich wesentlich schlechter an die veränderten Bedingungen anpassen können. Gleich in mehrfacher Hinsicht sind sie vom globalen Temperaturanstieg betroffen. Die Ausbreitung der Wüstengebiete verlangt ihnen größere Flugleistungen ab. Damit steigt das Risiko, dass die Energiereserven der Vögel nicht ausreichen, um die längeren Flugstrecken zu bewältigen. Hinzu kommt, dass sie bei ihrer Rückkehr im Frühjahr nicht mehr genügend Nahrung finden, weil der Klimawandel dazu führt, dass sich viele Insekten bereits früher entwickeln.
Langstrecken-Zieher im Nachteil
Erschwerend hinzu kommt für die Langstreckenzieher - zu denen auch Nachtigall und Trauerschnäpper zählen -, dass sie zunehmend um geeignete Brutplätze konkurrieren müssen. Denn aufgrund der milderen Winter brüten die in heimischen Gefilden überwinternden Standvögel wie Kleiber und Meisen früher. Flexiblere Zugvogelarten wie die Mönchsgrasmücke und der Hausrotschwanz kehren früher in ihre Brutgebiete zurück. Und andere Zugvögel wie Sommergoldhähnchen, Star, Stieglitz, Zilpzalp und Kiebitz überwintern immer häufiger in Deutschland. Das führt dazu, dass die Langstreckenzieher bei ihrer Rückkehr aus dem Süden oft nur noch besetzte Brutgebiete vorfinden. Der frühere Brutbeginn bringt auch den Kuckuck zusehends in eine Verliererposition. Denn für den Brutparasiten wird es immer schwieriger, bei seiner Ankunft im Mai noch Nester mit Eiern zu finden.
Doch nicht nur in der Vogelwelt macht sich die Klimakrise längst bemerkbar. Insekten, Käfer und Spinnen sind auf dem Vormarsch in Richtung Norden. Kam die in Südeuropa beheimatete Gottesanbeterin in Deutschland ursprünglich nur am klimatisch begünstigten Kaiserstuhl vor, so ist sie inzwischen rund 150 Kilometer weiter nördlich bis in den Karlsruher Raum vorgedrungen. Andere mediterrane Arten wie die Wespenspinne sind mittlerweile deutschlandweit verbreitet.
Kabeljau flüchtet nach Norden
Auch die Weltmeere bleiben von den klimatischen Veränderungen nicht verschont. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung beobachten in der Nordsee einen raschen ökologischen Wandel. Als Hauptursache dafür haben die Forscher neben der Einschleppung gebietsfremder Arten durch den weltweiten Schiffsverkehr die globale Klimaveränderung ausgemacht.
Heimische Arten wie Hummer und Kabeljau sind demnach in der Nordsee seltener geworden, einige Algenarten und die europäische Auster sind vollständig verschwunden. Während es auch der Miesmuschel in der südlichen Nordsee zu warm wird und sie mit Kabeljau und Hummer weiter nach Norden abwandert, breitet sich die eingeschleppte Pazifische Auster ebenso aus wie Sardinen, Meeräschen und Streifenbarben.
Die Mehrzahl der in den vergangenen 15 Jahren neu aufgetretenen Arten in der Nordsee stammt aus südlicheren Teilen des Atlantiks. Der Anstieg der Wassertemperatur in der Nordsee um rund ein Grad in den vergangenen 40 Jahren ermöglicht es ihnen, auch weiter nördlich zu überleben. Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg führen den Anstieg südlicher Fischarten in der Deutschen Bucht wie etwa des Roten Knurrhahns jedoch weniger auf die steigenden Wassertemperaturen im Sommer als auf die vielen milden Winter zurück, die es den zugewanderten Arten ermöglichen, in der Nordsee zu überwintern.
Admirale nun ganzjährig
Auch bei den Schmetterlingen macht sich der Klimawandel bemerkbar. Zu den Klimagewinnern gehört offensichtlich der Große Fuchs. Dieser wärmeliebende Falter kam vor zehn Jahren deutschlandweit nur an wenigen Orten vor, heute ist er im Südwesten der Republik weit verbreitet.
Der Admiral wiederum ist ein klassischer Wanderfalter, der üblicherweise jedes Jahr im Mai aus dem Mittelmeerraum neu zu uns einwanderte. Heutzutage aber sind die Winter so mild, dass die Falter bei uns überwintern und auch überwinternde Raupen und Puppen auftreten. Inzwischen hat sich eine ganzjährige mitteleuropäische Population gebildet, eine Zuwanderung aus Südeuopa findet praktisch nicht mehr statt.
Neben den Gewinnern gibt es aber auch Verlierer, nämlich jene Arten, die als Gebirgs- oder Moorbewohner eher kühles Klima bevorzugen. So ist in Deutschland mit Ausnahme der Alpen wohl mit dem Verschwinden einiger ohnehin schon seltener Arten zu rechnen, darunter Hochmoorgelbling, Randring-Perlmutterfalter, Hochmoorbläuling und Natterwurz-Perlmutterfalter. (elg)
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Zugvögel haben ganz unterschiedliche Strategien für ihre weite Reise entwickelt. Es ist eine große Herausforderunge für viele Arten sich den Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen. mehr →