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Jetzt informieren!Neues Klimaabkommen muss fair und verbindlich werden
In Paris wird Anfang Dezember ein neues Welt-Klimaabkommen verhandelt
Unser Klima verändert sich und zwar mit ernsthaften Folgen für Natur und Umwelt sowie unseren Lebensgrundlagen. Es herrscht unter Wissenschaftlern sehr große Einigkeit, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre menschengemacht ist. Der Klimawandel ist ein globales Problem, zu dem alle Länder beitragen und betroffen sind, deshalb ist gemeinsames Handeln notwendig, um die Erderwärmung zu begrenzen und die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.
Wie in jedem Jahr, kommen auch in diesem Dezember die Vertreter der 195 Vertragsstaaten der Vereinten Nationen zusammen, um an einem Internationalen Klimaschutzabkommen zu arbeiten. Im Laufe des vergangenen Jahres haben die verschiedensten Akteure das Thema Klimaschutz immer wieder prominent in der Öffentlichkeit platziert und positive Signale für das Zustandekommen eines Klimaabkommens gesendet: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die G7 davon überzeugt, dass die Weltwirtschaft CO2-neutral werden muss, US-Präsident Barak Obama profiliert sich mit immer neuen Klimaschutzprogrammen, China bekennt sich erstmals zu Klimaschutzzielen und selbst der Papst benennt den Klimaschutz als die dringlichste Herausforderung unserer Zeit.
Wie wichtig es ist, die Klimaerwärmung zu begrenzen erleben wir bereits durch die schon heute spürbaren Auswirkungen des Klimawandels: während im Durchschnitt die Temperatur steigt, nehmen die Wetterextreme zu und Stürme, Dürren und Hitzetage häufen sich. In Deutschland haben Orkane Millionenschäden verursacht, die Flussanrainer mussten bitter erfahren, dass „Jahrhunderthochwasser“ deutlich häufiger als einmal in hundert Jahren stattfinden und im Hitzesommer des Jahres 2003 schätzt das Umweltbundesamt allein in Deutschland rund 7.000 Todesopfer durch die Hitzebelastungen. Auch die Natur reagiert bereits deutlich auf die sich ändernden klimatischen Bedingungen. Die Vegetationsperioden beginnen früher und Zugvögel verlassen unsere Breiten später und verkürzen ihre Routen. Aber nicht alle Arten sind in der Lage sich den verändernden Bedingungen in der notwendigen Geschwindigkeit anzupassen.
Dramatische Konsequenzen bei zwei Grad Temperaturanstieg
Die Welt wird sich bei einer Erderwärmung von zwei Grad Celsius schon stark von unserer heutigen Erde unterscheiden. Der steigenden Meeresspiegel wird ganze Inselgruppen von der Landkarte verschwinden lassen, Dürren und knappwerdende Ressourcen werden bereits bestehende Konflikte verschärfen und unsere Natur wird sich verändern. Die biologische Vielfalt wird deutlich abnehmen und es werden sich zunehmend resiliente Neobiota verbreiten. Es ist gar nicht auszumalen, in welchem Maße sich die Welt verändert, wenn die Schwelle von zwei Grad noch überschritten wird. Um die schlimmsten Folgen zu verhindern, brauchen wir dringend ein faires und verbindliches Klimaschutz-Abkommen.
Der NABU ist vor Ort und begleitet die Verhandlungen, um die wichtigsten Forderungen aus Naturschutzsicht immer wieder in den Verhandlungsprozess einzubringen:
- Langfristziel: Aus Sicht des NABU ist es dringend notwendig ein Ziel im Abkommen festzuschreiben, dass die Klimaerwärmung soweit wie möglich unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt werden muss. Der NABU fordert, dass im Abkommen verankert wird, dass eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis 2050 stattfindet. Ein nachhaltiges Energiesystem muss sich auf naturverträgliche erneuerbare Energien stützen.
- Berichten, Überprüfen und Ambitionen steigern: Der NABU fordert im Abkommen ein starkes Regelwerk zum Messen, Berichten und Überprüfen (Measuring, Reporting, Verification - MRV) der jeweiligen nationalen Beiträge. Nur so können die vorgelegten Selbstverpflichtungen (INDCs) hinreichend und transparent zur Zielerreichung bewertet werden. Dieser Überprüfungszyklus muss alle fünf Jahre stattfinden. Es muss ein Mechanismus im Abkommen etabliert werden, der nur eine Steigerung der Klimaschutzambitionen zulässt (sog. Ratched-up), um ein Zurückfallen der Klimaschutzambitionen einiger Länder zu verhindern.
- Landnutzung: Emissionen aus der Landnutzung stellen die zweitgrößte Emissionsquelle nach dem Energiesektor dar. Diese Relevanz muss angemessen adressiert sein. Der NABU fordert, dass der REDD-Plus (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation in Developing Countries) Mechanismus im Abkommen explizit genannt wird. Erhalt von Wäldern, Mooren und anderen Ökosystemen sowie nachhaltiges Landnutzungsmanagement binden nicht nur Emissionen dauerhaft sondern erhöhen auch die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegenüber Klimafolgen.
- Naturverträgliche Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen: Alle Maßnahmen müssen naturverträglich sein. Der NABU fordert, dass das Abkommen den Grundsatz enthält, dass bei allen Aktivitäten zum Klimaschutz oder Anpassung die biologische Vielfalt erhalten oder verbessert wird und die ökologische Integrität gewahrt bleibt.
- Anpassung: Um die Widerstandsfähigkeit zu steigern und die Verwundbarkeit von Mensch und Umwelt zu mindern, müssen Anpassungsziele im Abkommen verankert werden. Das Abkommen muss die Notwendigkeit formulieren, dass es Maßnahmen bedarf, die Verwundbarkeit von Ökosystemen zu verringern und die Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen. Gesunde Ökosysteme sind kosteneffizient um Gefahren von Klimafolgen (wie z.B. Erosionen, Fluten, Dürren) zu mindern. Im Abkommen müssen deshalb ökosystembasierten Anpassungsmaßnahmen eine große Rolle spielen.
- Loss and Damage: Es ist bereits und es wird weiterhin zu Verlusten und Schäden (Loss and Damage) durch den Klimawandel kommen. Die Bewältigung von und der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten muss als gemeinschaftliche Aufgabe verstanden werden und es muss den Betroffenen Solidarität zugesichert werden. Der NABU fordert, dass klimabedingte Schäden und Verluste im Abkommen anerkannt werden. Ferner muss im Abkommen enthalten sein, dass inadäquate Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen zu weiteren Schäden und Verlusten führen.
- Finanzierung: Die ärmsten Länder werden am stärksten vom Klimawandel betroffen sein und haben die geringsten finanziellen Möglichkeiten. Eine angemessene Finanzierung ist notwendig, um die Langfristziele zur Minderung und zur Anpassung möglich zu machen. Der NABU fordert nicht nur klare finanzielle Zusagen, sondern auch Aussagen über einen Aufwuchspfad.
- Internationaler Flug- und Schiffsverkehr: Um ein wirksames Abkommen zu verabschieden, müssen alle Sektoren zu Emissionsminderungen beitragen. Deshalb fordert der NABU, dass auch diese Sektoren zur Erreichung der Ziele Klimaschutzbeiträge leisten müssen. Die Sonderorganisationen der Vereinten Nationen, die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (International Civil Aviation Organization - ICAO) und die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (International Maritime Organization - IMO), müssen Emissionsreduktionsziele etablieren und entsprechende Klimaschutzmaßnahmen einführen.
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