Klima und Biodiversität langfristig schützen
NABU-Projekt im Südwesten Äthiopiens
Äthiopien ist eines der artenreichsten Länder der Erde. Die Flora und Fauna des afrikanischen Landes zählt zu den wichtigsten Genzentren der Welt. Die Bergnebelwälder gelten als besonders wertvolle Ökosysteme. Diese einzigartige Natur ist jedoch zunehmend durch den menschlichen Eingriff bedroht, die Waldflächen im Hochland schrumpfen dramatisch. Mit der Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) engagierte sich der NABU bereits in der Vergangenheit mit einem Vier-Jahres-Projekt erfolgreich für den Schutz und die Wiederherstellung der afromontanen Nebelwälder und Feuchtgebiete.
Im Februar 2014 startete das Folgeprojekt mit dem Titel „Biodiversität im Klimawandel: Gemeindebasierte Schutz-, Management- und Entwicklungskonzepte für die Ursprungsregion des Wildkaffees“ zur Zukunftssicherung dieser wertvollen Region.
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Typisch für die Region: Bergnebelwälder wie dieser in Boginda - Foto: Bruno D'Amicis
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Ein großer Kaffeebaum im Wald - Foto: Bruno D'Amicis
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Die Meerkatze ist in Äthiopiens montanen Regenwäldern heimisch. - Foto: Bruno D'Amicis
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Die vielen Flüsse der Kafa-Region werden u.a. von Nilpferden bewohnt. - Foto: Bruno D'Amicis
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Der Wildkaffee bietet vielen Einheimischen eine Lebensgrundlage. - Foto: Bruno D'Amicis
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Ein Lebensraum der Artenvielfalt: Die Gegend ist Heimat für viele Schmetterlingsarten. - Foto: NABU International / Amy Newsom
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Sonnenuntergang über dem Bergnebelwald - Foto: NABU International / Amy Newsom
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In den Wäldern sind auch die Diademmeerkatzen zuhause. - Foto: Bruno D'Amicis
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Kaffee wächst wild in den Bergnebelwäldern der Kafa-Region. - Foto: NABU International / Amy Newsom
Das Kafa-Biosphärenreservat: Zentrum der Artenvielfalt und Wasserspeicher
Das 2010 eingerichtete Kafa-Biosphärenreservat im Südwesten des Landes (760.000 Hektar) schützt eine dieser letzten natürlichen Waldregionen. Das Reservat zeichnet sich durch ausgedehnte Feucht- und Auengebiete mit hohem Artenreichtum aus (unter anderem 300 Säugetierarten mit 14 Karnivoren, 8 Affen-, 300 Vogel-, 244 Pflanzen- und mehr als 110 Gehölzarten). Darunter befinden sich mindestens 25 für Äthiopien endemische Pflanzenarten wie Erythrina brucei, Milletia ferruginea, Solanecio gigas, Vepris dainelli, Hagenia abyssinica sowie nach IUCN Red List bzw. der Roten Liste Äthiopiens und Eritreas gefährdete Arten – weitere Artneuentdeckungen sind zu erwarten. Das Gebiet ist daher Teil des „Eastern Afromontane Biodiversity Hotspot“ (nach Conservation International, CI) und wurde zudem als „Key Biodiversity Area“ (Critical Ecosystem Partnership Fund, CEPF) gekennzeichnet. Zusätzlich hat die äthiopische Regierung die Kafa-Region wegen ihrer Bedeutung für die Biodiversität und als Wassereinzugsgebiet zur „Regional Forest Priority Area“ erklärt und sie damit unter nationalen Schutz gestellt.
Besonders hervorzuheben ist jedoch die Bedeutung der Region als Ursprung und Zentrum der genetischen Vielfalt von Arabica-Kaffee. Sie gilt deshalb als eine global wichtige "Vor-Ort"-Genbank. 2010 wurde das Gebiet UNESCO-Biosphärenreservat, dessen Planung mit Unterstützung eines deutschen Public-Private-Partnership-Projekts unter fachlicher Federführung des NABU erfolgte.
Trotz dieser formellen Anerkennung ist die biologische Vielfalt vor Ort jedoch ungenügend erfasst und dokumentiert. Untersuchungen, die die zahlreichen Flüsse sowie Feucht- und Auengebiete mit ihrer Rolle im Ökosystem in Kafa detailliert erkunden, fehlen. Eine vielfältige Topographie und hohe Niederschlagswerte (2.000 mm p.a.) haben auf 26,832 Hektar zu einer hohen Diversität von Feuchtgebieten geführt: Flusssäume, Torfmoore, Auen, große Überflutungs- und Schwemmländer, Sümpfe sowie Wald-Feuchtgebiete prägen das Bild. Sie bilden neben den Wäldern die wichtigsten Ökosystemdienstleistungs-Lieferanten und werden von der lokalen Bevölkerung für Wasser, Nahrung, Tierfutter, Baumaterial und Einkommensgenerierung (z.B. Medizinpflanzen, Flechtwerk) genutzt. Der Natur dienen die aquatischen Gebiete zum einen als Feuchtigkeits- und Kohlenstoff-Speicher, zum anderen bieten sie Brut-, Rückzugs- und Futterplätze für seltene Vogelarten (z.B. Klunkerkranich, Rouget-Ralle) und Großsäuger (z.B. Löwen, Kaffernbüffel).
Zunehmende Bedrohung durch menschliche Eingriffe und Klimawandel
Studien belegen jedoch, dass die Lebensräume durch Übernutzung und Klimawandel bedroht sind. Würde die Entwaldungsrate der letzten Jahre anhalten, würden die Wälder des Kafa-Biosphärenreservats innerhalb der nächsten 100 bis 200 Jahre komplett verschwinden. Dies würde einer Freisetzung von voraussichtlich 800.000 t CO2 p.a. entsprechen und bei einer Annahme von 200 Jahren zu einer Freisetzung von 160 Mio. t CO2 führen.
Wird diese Entwicklung nicht gebremst, werden die Ökosysteme zunehmend fragmentiert und entwertet. Dadurch wäre nicht nur der Bodenwasserhaushalt beeinträchtigt, auch der Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten würde zunehmend zerstört werden.
Hier setzte der NABU mit Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium (BMUB) an, um die bisherige Arbeit für den Schutz und die Renaturierung der afromontanen Nebelwälder und Feuchtgebiete gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort fortzusetzen. Ziel des Projekts war es die Funktionen des Ökosystems und die einzigartige Biodiversität langfristig zu erhalten, CO2-Emissionen zu vermeiden und Ökosystemleistungen für die Bevölkerung zu sichern. Das Drei-Jahres-Projekt war mit einem Volumen von rund 2,5 Millionen Euro ausgestattet und startete am 1. Februar 2014.
Brennpunkt biologischer Vielfalt
Das Projekt fürhte die erfolgreich verlaufene Programme des Vorgängerprojekts wie beispielsweise die Wiederaufforstung, nachhaltige Waldnutzung oder energiesparende Öfen weiter und baute sie aus. So wurden weitere Gebiete und Menschen in Kafa erreicht. Gleichzeitig wurden wichtige Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt unternommen. Zudem wurde die Beteiligung der lokalen Bevölkerung beim Gemeinde-Management und der Regionalentwicklung gestärkt. Es wurden Entwicklungsprogramme für Handwerk, Ökotourismus und Regionalprodukte angeboten, die die biologische Vielfalt der Region in Wert setzten. Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche wurden in Kooperation mit Wissensträgern und spirituellen Führern erarbeitet und umgesetzt.
Das Vorhaben förderte insgesamt die Umsetzung der äthiopischen „Climate Resilient Green Economy“-Strategie, verband Klima- und Biodiversitätsschutz mit Regionalentwicklung und unterstütze die einheimische Bevölkerung dabei, einen langfristigen Schutz von Natur und natürlichen Lebensgrundlagen selbstständig zu gewährleisten.
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