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NABU-Projekt im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative
Nach Expertenschätzungen waren noch vor 40 Jahren etwa 40 Prozent der Landfläche Äthiopiens mit Wald bedeckt, heute sind davon lediglich 2,7 Prozent übrig. Nach Studien der UN könnte sich die Situation noch verschärfen - denn wenn sich der Trend so fortsetzt, wird Äthiopien im Jahre 2020 alle Wälder verloren haben.
Eines der letzten Waldgebiete liegt in Kafa, im Südwesten des Landes. Die afromontanen Bergnebelwälder gelten zudem als Besonderheit und unermessliche genetische Ressource, denn sie sind der Ursprung und das Zentrum der genetischen Vielfalt von Arabica-Kaffee (Coffea arabica).
Doch auch sie fielen schrittweiser Zerstörung durch Umwandlung in Ackerflächen und für Kaffee-Plantagen zum Opfer. Ihre Gesamtfläche wurde zwischen 1988 und 2008 auf dramatische Weise um fast 43 Prozent reduziert. Das hatte neben gravierenden Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt auch klimarelevante Auswirkungen: Es wurden erheblichen Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt und die Funktion der Wälder massiv beeinträchtigt, auch in Zukunft noch Kohlenstoff zu speichern.
Experten schätzen, dass die heute verbliebene Waldfläche von mindestens 200.000 Hektar etwa 25 Millionen Tonnen CO2 in oberirdischer Biomasse enthält und jedes Jahr rund 600.000 Tonnen CO2 zusätzlich der Atmosphäre entziehen und in Böden und Biomasse festlegen könnte, wenn der Wald erhalten bleibt.
Der Wald als wichtiger Kohlenstoffspeicher
Mit Hilfe eines neuen Klimaschutzprojektes, das durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert und über vier Jahre von 2009 bis 2013 durchgeführt wird (weitere Informationen unten im Text), möchte der NABU gemeinsam mit der äthiopischen Regierung und weiteren Partnern, wie beispielsweise der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Entwaldung entgegenwirken. Daher ist das übergeordnete Ziel des Vorhabens der Schutz der Wälder und deren nachhaltige, angepasste Nutzung.
Dadurch sollen sowohl Treibhausgasemissionen vermieden, die Fähigkeit der Wälder zu Kohlendioxid-Festlegung gesichert, Ökosystemleistungen für die ansässige Bevölkerung erhalten und die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber dem bereits heute massiven Klimaveränderungen wie der Verstärkung und zeitlichen Verschiebung der Regenzeiten reduziert werden.
Für die Holznutzung durch die lokale Bevölkerung wird in Zukunft gesorgt sein
Der NABU setzt sich mit weiteren Partnern in der Region schon seit 2006 für den Aufbau eines UNESCO-Biosphärenreservats ein, um langfristige Perspektiven zu schaffen – für Mensch und Natur. Nach mehr als drei Jahren Vorbereitungszeit wurde Ende 2009 der Antrag auf Anerkennung als Biosphärenreservat bei der UNESCO eingereicht. Das Ergebnis der UNESCO-Kommission wird Anfang 2010 erwartet.
Das NABU-Projekt sieht Wiederaufforstung und Renaturierung von 700 Hektar Naturwald- und Kulturflächen mit heimischen Wild- und Nutzarten vor. Um gleichzeitig die Bedürfnisse der Bevölkerung sicherzustellen, sollen angrenzend an die Gemeinden 1.500 Hektar als Nutzholzplantagen mit schnell wachsenden Baumarten aufgebaut werden. Zudem werden 10.000 holzsparende Öfen in ausgewählten Gemeinden eingeführt - ein Konzept, dass sich schon anderswo in Äthiopien bewährt hat.
Die Nutzung von 10.000 Hektar Wald soll nach dem Konzept der Nachhaltigen Waldbewirtschaftung („Participatory Forest Management“) mit den Menschen im Biosphärenreservat gemeinsam erarbeitet und gelenkt werden. Es überträgt den Menschen die Eigenverantwortung für ein nachhaltiges Nutzungskonzept für 99 Jahre und wird in Kafa bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert.
Angepasster Tourismus dient der Regionalentwicklung
Auch Regionalentwicklung im zukünftigen Biosphärenreservat soll nicht zu kurz kommen: touristische Infrastruktur wie beispielsweise Wildkaffee-Erlebnispfade, Wildtier- und Vogelbeobachtungstürme mit Wanderweg- und Zufahrtswegenetz, ein historisches Freiluftmuseum, Weiterbildungsseminare und eine Modell-Lodge sollen Einkommen schaffen und langfristig das Ziel der äthiopischen Regierung, Tourismus in Äthiopien aufzubauen weiter befördern.
Den Bewohnern des Biosphärenreservats sowie seinen Besuchern soll eine Gruppe von 30 Rangern zur Seite stehen, die durch das Projekt angestellt und ausgebildet werden sollen. Sie sollen Tipps und Auskünfte beispielsweise zur angepassten Landwirtschaft geben, touristische Führungen und die Erfassung der Tier-und Pflanzenwelt durchführen. Es ist zu erwarten, dass sich der Lebensstandard der lokalen Bevölkerung durch das Projekt deutlich verbessern wird.
Das Vorhaben sichert zugleich den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Region, insbesondere von Arabica-Kaffee, für den dort bereits etwa 5.000 verschiedene Varianten nachgewiesen wurden. Das Projekt soll nach erfolgreicher Umsetzung international als Modell und Vorbild für Klima- und Ressourcenschutz in Kombination mit nachhaltiger Regionalentwicklung dienen. Auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen stellt der NABU die geplanten Aktivitäten erstmals Experten für Klimaschutz, Biodiversität und Entwicklungszusammenarbeit aus Europa und Afrika vor.
Projektförderung durch die Internationale Klimaschutzinitiative
Das Projekt wird gefördert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Die Initiative finanziert seit 2008 gezielt Klima- und Biodiversitätsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie in den Transformationsstaaten. Auf Grundlage einer Entscheidung des Deutschen Bundestages stehen der Initiative jährlich mindestens 120 Millionen Euro zur Verfügung. Die IKI ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Klimafinanzierung und der Finanzzusagen im Rahmen der Biodiversitätskonvention. Die IKI stellt explizit Klimaschutz, Anpassung an die Folgen des Klimawandels und den Schutz der biologischen Vielfalt in den Vordergrund. Damit gehen positive Nebeneffekte einher, insbesondere die Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Partnerländern. Die IKI konzentriert sich auf vier Themenbereiche: Minderung von Treibhausgasemissionen, Anpassung an die Folgen des Klimawandels, Erhalt natürlicher Kohlenstoffsenken, mit Schwerpunkt auf der Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung (REDD+), sowie Schutz der biologischen Vielfalt.
NABU-Referentin für Afrika Svane Bender hat sich aufgemacht zu den Kaffeepflückern im Nebelwald, um sich vom Projekt ein Bild zu machen. Mehr →
Mit dem NABU machte sich der Fotograf Bruno D'Amicis auf die Reise durch den „Nebelwald von Boginda” - und kehrte mit überwältigenden Bildern zurück. Seine Fotos zeigen den ganzen Reichtum einer bedrohten Wildnis. Mehr →