Moore speichern mehr erdgebundene Kohlenstoffe als alle Wälder der Erde zusammen. Helfen Sie mit einer Patenschaft dabei, Moore zu schützen und zu erhalten!
Jetzt informieren!Rettung für den Yasuní-Nationalpark
Modell oder Stolperstein für den Klima- und Naturschutz?
10. November 2011 -
Der Yasuní-Nationalpark in Ecuador ist einer der wertvollsten Gebiete für die biologische Vielfalt weltweit und in den letzen Jahren auch für die internationale Klimadebatte zentral geworden. Denn unter dem Regenwald schlummern geschätzte 846 Millionen Barrel Schweröl. Verbleiben die Ölvorkommen im Boden, würden Emissionen in Höhe von 407 Millionen Tonnen Kohlendioxid und 800 Millionen Tonnen Kohlendioxid durch die Abholzung des darüber liegenden Regenwaldes vermieden.
Um den Erhalt des ökologisch einzigartigen Gebietes zu sichern, erklärte sich die ecuadorianische Regierung unter Präsident Rafael Correa bereit, die Vorkommen aus dem Ölfeld Ishpingo Tambococha Tiputini im Yasuní-Nationalpark im Boden zu belassen. Im Gegenzug hierzu soll die internationale Gemeinschaft für die Hälfte der entgangenen 7,2 Milliarden US-Dollar Erlöse aufkommen. Aus einem von den Vereinten Nationen verwalteten Treuhandfonds sollen jährlich 350 Millionen US-Dollar über einen Zeitraum von 13 Jahren für soziale und ökologische Projekte im Amazonasraum verwendet werden.
Verknüpfung von Klimaschutz und wirtschaftlicher Entwicklung
Der NABU begrüßt die Einrichtung des Fonds und fordert die Bunderegierung im Rahmen ihrer Ankündigung zur Unterstützung des internationalen Klima-, Wald- und Biodiversitätsschutzes auf, den von ihr in Aussicht gestellten Beitrag in Höhe von 50 Millionen US-Dollar dort einzuzahlen. Yasuní steht beispielhaft für die Bemühungen von Entwicklungsländern, Klimaschutz zu betreiben und sich gleichzeitig wirtschaftlich zu entwickeln. Mit dem Vorschlag Ecuadors wird die Frage aufgeworfen, wie die internationale Gemeinschaft mit Beiträgen zum Klimaschutz von Entwicklungsländern umgeht. Denn der Vorstoß könnte als Blaupause dafür dienen, wie Industriestaaten Entwicklungsländer zukünftig beim Erhalt ihrer Wälder als Beitrag zum globalen Klimaschutz unterstützen.
Waldschutz muss dauerhaft und effektiv sein
Das Beispiel Yasuní zeigt, dass es dringend einer internationalen Verständigung darüber bedarf, wie die weitere Zerstörung kohlenstoffreicher und naturschutzfachlich besonders wertvoller Wälder und Moore eingedämmt werden kann. Unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen wird dazu seit einigen Jahren über ein Instrument namens REDDplus verhandelt: Reducing Emissions from Deforestation and Degradation in Developing Countries. Dabei geht es um die Verpflichtung von Staaten, wirksame Strategien und Maßnahmen zum Erhalt oder Aufforstung ihrer Wälder, einer nachhaltigen Bewirtschaftung und zur Erhöhung des Kohlenstoffvorrats zu ergreifen. Diese Maßnahmen sollen als Beiträge der waldreichen Entwicklungs- und Schwellenländer zum globalen Klimaschutz von den Industriestaaten finanziell unterstützt werden.
Zentrales Anliegen der internationalen Bemühungen muss es sein, einen dauerhaften und effektiven Waldschutz in den jeweiligen Ländern zu fördern. Das REDDplus-Instrument muss daher an klare Bedingungen zur Erfassung und dem Monitoring der Kohlenstoffvorräte in den Wäldern sowie zum Erhalt der Biodiversität geknüpft sein. Wenn allerdings Wälder als bloße Kohlenstoffsenken und nicht in ihrer Gesamtheit als Ökosysteme und Lebensgrundlage für die einheimische Bevölkerung verstanden werden, drohen die Belange indigener Völker genauso wie Naturschutzziele übergangen zu werden.
Gefahren von REDDplus
Diese Gefahr besteht insbesondere, wenn REDDplus überstürzt in so genannte Kohlenstoffmärkte (wie dem europäischen Emissionshandel) einbezogen werden, wo sich Industrieländern mit Hilfe des Waldschutzes von eigenen Klimaschutzmaßnahmen freikaufen können. Zunächst geht es um die Bestimmung von Referenzwerten wie etwa der Entwaldungsrate der vergangenen Jahre und die Quantifizierung des Kohlenstoffes in den Waldbeständen. Erst in einem zweiten Schritt geht es um die Kriterien und Mechanismen, mit deren Hilfe Waldschutzprogramme in den Entwicklungsländern finanziert werden.
Dabei ist es aus Sicht des Klima- und Naturschutzes besonders wichtig, dass die betroffenen Länder geeignete Waldschutzprogramme auf nationaler Ebene aufsetzen. So soll verhindert werden, dass nicht an der einen Stelle Wald erhalten und dafür an anderer Stelle mehr abgeholzt wird. Dies gilt übrigens auch für Ecuador und die oben beschriebene Initiative zur Rettung des Yasuní-Nationalparks. Nach Vorstellungen des NABU sollten diese Schutzprogramme über eine Fondslösung finanziert werden, möglichst unter Einbezug neuer Geldquellen wie zum Beispiel dem Abbau von Subventionen für fossile Energieträger oder eine Abgabe auf die Emissionen im internationalen Schiffs- und Flugverkehr. Die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention müssen bei der UN-Klimakonferenz in Durban darüber verhandeln, wie die Modalitäten der Finanzierung, Kontrolle und Ausgestaltung von REDDplus aussehen sollen.