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Weltklimakonferenz verhandelt in Bonn über Begrenzung des Klimawandels
Um die Folgen des Klimawandels beobachten zu können, müssen wir nicht in die Ferne schweifen, denn auch in Deutschland sind sie längst deutlich spürbar. Der Klimawandel führt nicht nur zu einer Erhöhung der globalen Mitteltemperatur, es ändern sich auch Häufigkeit und Heftigkeit von Extremwetterereignissen. Im Juni und Juli dieses Jahres sorgten Starkregenfälle in ganz Deutschland für zum Teil sehr schwere Überschwemmungen. Neben dem Ausfall von Bahn- und Flugverbindungen, Schäden an Fahrzeugen und Gebäuden sowie Unfällen auf den Straßen gab es sogar Todesopfer zu beklagen. Andere Extreme wie anhaltende Dürren destabilisieren ganze Regionen und lösen nicht nur Hunger und Armut aus, sondern auch Krieg, Vertreibung und Flucht.
Deutschland ist Gastgeber für 196 Staaten
Um über die Folgen und die Begrenzung des Klimawandels zu verhandeln, kommt auch in diesem Herbst die Staatengemeinschaft wieder zusammen. Die formale Präsidentschaft der Klimakonferenz liegt bei der Republik Fidschi, stattfinden wird sie aber an ihrem Hauptsitz ihres Sekretariates in Bonn. Deutschland wird so zum Co-Gastgeber für Diplomaten und Minister aus 196 Staaten. Und das Zusammentreffen könnte in diesem Jahr spannend werden, zu verhandeln sind nämlich die Regeln zur Umsetzung des vor zwei Jahren in Paris verabschiedeten Klimaschutzabkommens. Eins der wesentlichen Ziele: die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, besser noch 1,5 Grad zu begrenzen. Bisher haben die Staaten jedoch noch nicht genug dazu beigetragen. In Bonn müsste daher festgelegt werden, dass alle Staaten im Jahr 2018 ihre Klimaziele anheben. Außerdem wird sich dort zeigen, wie Klimaschutz ohne die USA funktionieren kann.
Klimadiplomaten im Braunkohleland
Es sind keine fünfzig Kilometer Luftlinie von Niederaußem nach Bonn, dem Austragungsort der Weltklimakonferenz. Niederaußem liegt im Rheinischen Braunkohlerevier, hier steht Deutschlands Kraftwerk mit den meisten CO2-Emissionen: Jährlich werden dort rund 28 Millionen Tonnen des Klimagases ausgestoßen. Weltweit gibt es nur sechs Kraftwerke mit höheren Emissionen. Und Deutschland ist immer noch Weltspitze beim Fördern und Verbrennen von Braunkohle.
Angesichts dieser Tatsachen ist es paradox, dass die Bundesregierung als Vorreiter in Sachen Klimaschutz bei der Weltklimakonferenz auftritt. Die tagtägliche Realität im Rheinischen Braunkohlerevier zeichnet ein ganz anderes Bild. Dort wird sang- und klanglos hingenommen, dass Abgase aus der Verbrennung des dreckigen Brennstoffs weiterhin in die Luft geblasen werden – zulasten von Umwelt, Mensch und Klima. Wer glaubwürdig mehr Klimaschutz einfordern will, muss auch in Deutschland dazu beitragen. Vor allem, wenn es darum geht, andere Staaten zu überzeugen. Denn Kohle verbrennen und Klimaschutz gehen nicht zusammen.
Noch aberwitziger wird es, wenn man sich vor Augen führt, dass derzeit durch Kohle nur etwa 40 Prozent des Stroms in Deutschland erzeugt, aber 80 Prozent der Treibhausgase in diesem Sektor verursacht werden. Will Deutschland wieder eine(n) Klimakanzler(in) bei der Klimakonferenz präsentieren, sollte klar sein: Der verbindliche Kohleausstieg muss jetzt eingeleitet werden. Die dreckigsten Kohlekraftwerke müssen innerhalb der nächsten zwei Jahre vom Netz, dann sind sogar die Klimaschutzziele bis 2020 noch in Reichweite. Würde die Bundesregierung die Energiewende wirklich ernst nehmen, dann käme auch endlich Bewegung in den Verkehrs- und Gebäudesektor. Nur wenn es uns gelingt, mehr Energie einzusparen, sie effizient zu nutzen und nur noch naturverträgliche erneuerbare Energien einzusetzen, dann ist Deutschland wirklich Vorreiter im Klimaschutz.
Weitere Infos zu Kohle: www.NABU.de/Kohlestopp
Inselgruppen sind stark gefährdet
Auch wenn die Konferenz in unseren Breiten stattfindet, wird der thematische Fokus auf den Bedürfnissen der Inselstaaten des globalen Südens liegen – schließlich ist Fidschi der offizielle Gastgeber. Vor allem Inselgruppen sind von den jetzt schon gravierenden Folgen des Klimawandels betroffen. Als stark gefährdet gelten Atolle wie die Malediven, die Marshallinseln und Tuvalu, die zum Teil im Mittel nicht mehr als zwei Meter über dem Meeresspiegel liegen.
Aber nicht nur der direkte Verlust von Land macht den Inselbewohnern zu schaffen, auch die Häufung von Sturmfluten und die Versalzung von Flächen und Trinkwasser sind eine wachsende Bedrohung für die Bevölkerung und die Umwelt. Atolle, die aus ringförmigen Korallenriffen bestehen, leiden stark unter dem Klimawandel. Es kommt immer häufiger zur sogenannten Korallenbleiche, bei der die Steinkorallenblöcke ausbleichen und anschließend absterben. Grund dafür ist die durch steigende Wassertemperaturen gestörte Symbiose zwischen eingelagerten Algen und den Korallen. Zusätzlich besteht das Problem, dass das Meerwasser durch Kohlenstoffdioxid angereichert und saurer wird. Die kalkbildenden Korallenriffe sind so in mehrerlei Hinsicht besonders gefährdet. Das wiederum kann dazu führen, dass ganze Ökosysteme zusammen brechen. Fische, die auf Korallen als Nahrungsquelle oder zur Aufzucht ihrer Jungtiere auf Korallen angewiesen sind, verschwinden, und damit verlieren auch Fischer ihre Einkommensquelle.
Die Bundesregierung muss sich deshalb in Bonn dafür einsetzen, dass Deutschland und Europa die Vorreiter im internationalen Klimaschutz werden. Denn um die Welt so zu erhalten, wie sie jetzt noch ist, ist Klimaschutz alternativlos.
Sebastian Scholz
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