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Jetzt informieren!Übertragungsnetz in Europa auf dem Prüfstand
Stromnetze naturverträglich ausbauen
Mit dem Pariser Klimaabkommen haben sich die Europäische Union und Deutschland verpflichtet, die Erderhitzung zu begrenzen und den Ausstoß von Treibhausgasen massiv zu reduzieren. Der Energiesektor muss einen großen Teil beitragen und die Energiewende vorantreiben. Die EU will den Anteil von erneuerbaren Energien auf mindesten 32 Prozent bis 2030 erhöhen. Diese Zahl muss an Entwicklungen zu einem ambitionierteren 2030-Klimaziel angepasst werden. Aktuell liegt der Anteil erneuerbarer Energien laut statistischen Amt der Europäischen Union bei 18 Prozent.
Interkonnektoren und Übertragungsnetze als Baustein der Energiewende
Das deutsche Stromnetz ist durch grenzüberschreitende Leitungen mit Europa verbunden. Diese sogenannten Interkonnektoren transportieren Strom über nationale Grenzen hinweg und ermöglichen Handel. Ein europäischer Binnenmarkt reduziert das Risiko für Stromausfälle und kann regionale Schwankungen bei der Erzeugung von Wind- und Solarstrom besser ausgleichen. Gibt es in Deutschland an einem stürmischen Tag mehr Strom aus Windenergie als gebraucht wird, kann der Strom in die Nachbarländer transportiert und dort verbraucht werden. Hauptabnehmer von Strom aus Deutschland sind aktuell Österreich, Frankreich und Tschechien. Je größer das Gebiet ist, in dem Strom ausgetauscht werden kann, umso besser lassen sich lokale Ungleichgewichte zwischen Erzeugung und Verbrauch ausgleichen. So können die Herausforderungen der Energiewende in Europa gemeinsam gelöst werden.
Der Umbau des Energiesystems mit mehr Erneuerbaren führt auch dazu, dass immer mehr Energie über längere Strecken transportiert werden muss. Kleinere Anlagen, wie Windparks und Solaranlagen, generieren Strom meist nicht direkt in Verbrauchszentren und dieser muss daher weitere Entfernungen zurücklegen. Die europäischen Stromnetze sind dafür allerdings noch nicht ausgelegt und müssen an die Entwicklung angepasst werden. Bereits jetzt verfügen die Übertragungsnetze nicht über ausreichende Übertragungskapazitäten und je länger der Netzausbau auf sich warten lässt, desto öfter müssen klimaschädliche fossile Kraftwerke die Stromerzeugung übernehmen. Wenn die Rede davon ist, dass in den europäischen Übertragungsnetzen vorwiegen Kohlestrom transportiert wird, ist dies aktuell richtig. Ein zügiger Netzausbau beschleunigt aber die Integration erneuerbarer Energien und das Gelingen der Energiewende. Gleichzeitig muss der Ausbaubedarf der Übertragungsnetze und der grenzüberschreitenden Leitungen aus ökologischen und ökonomischen Gründen auf das Minimum begrenzt werden.
Naturverträglichkeit beim Netzausbau
Der Ausbau von Übertragungsnetzen und Interkonnektoren hat immer Auswirkungen auf die Natur und Umwelt. In Deutschland müssen Übertragungsnetzvorhaben einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden. In der Europäischen Union gilt dies für Freileitung mit einer Länge von mindestens 15 Kilometern. Besonders bei Freileitungen kann es zu starken Lebensraumbeeinträchtigungen kommen. Diese können zu Schneisen im Wald und damit zu Vegetationsreduktion und mikroklimatischen Veränderungen oder auch zum Verlust von Brut- und Nahrungsflächen für Vögel führen. Es ist wichtig dem Gleichklang Optimierung, Verstärkung und dann erst Zubau von Übertragungsnetzen zu folgen. Infrastrukturen und Leitungen zu bündeln, kleinflächige Biotope zu umgehen und funktional verbundene Bereiche frühzeitig zu betrachten. Auch eine naturnahe Waldrandgestaltung, eine ökologische Baubegleitung und Bauzeitenregelungen sind zu beachten.
Auch weil Vögel ein hohes Kollisionsrisiko an Freileitungen haben, sollte auf Freileitungen in Vogelschutzgebieten mit dort vorkommenden kollisionsgefährdeten Arten, Rastgebieten und Zugvogelkorridoren verzichtet werden. Auch bei Erdkabeln gibt es Risiken, diese sind jedoch vor allem baubedingter Natur. Erdkabel können zu Bodenveränderung, zu Vergrämung durch Baugeschehen und Lärm, sowie zu einer Grundwasserabsenkung führen. Erdkabel in Mooren und Feuchtgebieten sind grundsätzlich auszuschließen.
Aufgrund den benannten Auswirkungen muss der Naturschutz prioritär beim Netzausbau betrachtet werden. Regulierungen, die den Netzausbau vorantreiben, müssen im Einklang mit den europäischen Naturschutzzielen, mit der Flora-Fauna-Habitatsrichtlinie und mit der Richtlinie über die strategische Umweltprüfung und der Umweltverträglichkeitsrichtlinie stehen. Die Naturverträglichkeit beim Netzausbau müssen auch in dem europäischen Zehn-Jahres-Netzentwicklungsplan (TYNDP) und der Verordnung über die transeuropäischen Energienetze (TEN-E) eine Leitplanke bilden.
Was tut der NABU?
Der NABU beschäftigt sich genau mit diesen Bedarfsfragen und Naturschutzkonflikten beim Netzausbau in Deutschland und Europa. Außerdem sind wir Mitglied bei der Renewables Grid Initiative, eine einzigartige Kollaboration von NGOs und Übertragungsnetzbetreibern aus Europa. Sie engagiert sich für eine transparente und umweltbewusste Entwicklung des Netzes, die den Ausbau und die Integration Erneuerbarer Energien fördert. Die RGI veröffentlichte unter anderem die European Grid Declaration und die Marine Grid Declaration, die Grundsätze für Übertragungsnetzbetreibern im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung beim Netzausbau festlegen.
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