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Jetzt NABU-Mitglied werden!Kein Reformwille bei globaler Nachhaltigkeit
NABU enttäuscht über Kompromiss beim Rio+20-Gipfel
20 Jahre nach dem ersten Erdgipfel der Vereinten Nationen im Jahr 1992 fand im Juni 2012 in Rio de Janeiro erneut eine Weltkonferenz zur Nachhaltigen Entwicklung statt. Die Ergebnisse des Gipfels sind allerdings enttäuschend: „Der Umweltgipfel ist am Ende weit unter dem Niveau dessen geblieben, was angesichts des dramatischen Zustandes der Erde notwendig gewesen wäre. Wie der Stern-Report und die TEEB-Studie zur Wirtschaftlichkeit von Ökosystemen nachgewiesen haben, werden die ‚Kosten des Nichtstuns‘ im Klimaschutz und bei der Rettung der biologischen Vielfalt enorm sein. Rasches und konsequentes Handeln wäre die bessere und zugleich die klar günstigere Alternative", kommentierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke den Ausgang der Weltkonferenz.
Abschlussdokument wurde komplett verwässert
Bei den harten Verhandlungsthemen, wie zum Beispiel dem internationalen Meereschutz und dem Zugang zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung, wurden die Ergebnisse aus Sicht des NABU in inakzeptabler Form verwässert. „In Rio ist sehr deutlich geworden, dass der internationale Verhandlungsprozess bei den existenziellen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und dem Schutz von Umwelt und Klima nicht mehr funktioniert, wenn konkret etwas erreicht werden soll. Die EU muss sich eine neue Strategie überlegen, wenn sie künftig weltweit noch Einfluss nehmen und bei globalen Entscheidungsprozessen eine entscheidende Rolle spielen will.“ Die Bedeutung bilateraler Verhandlungen und Vorreiter-Allianzen im Bereich Natur- und Umweltschutz muss nach Rio steigen. „Die Nationalstaaten müssen unabhängig von multilateralen Prozessen Fakten schaffen und strategisch enger zusammenarbeiten, wie zum Beispiel die EU und Afrika, aber auch Schwellenländer wie Mexiko und China“, so Tschimpke.
Nachhaltigkeitspolitik stockt auf internationaler Ebene
Mit der Agenda 21 und den UN-Konventionen zum Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt wurden vor 20 Jahren in Rio Meilensteine der internationalen Zusammenarbeit im Umweltschutz auf den Weg gebracht. Doch die Aufbruchsstimmung ist verflogen angesichts der Tatsache, dass viele Ziele der globalen Nachhaltigkeitspolitik immer noch in weiter Ferne liegen. In vielen Teilen der Welt sind Wirtschafts- und Sozialsysteme sowie die darauf aufbauenden Wohlstandsmodelle auf ein ungebremstes Wachstum von Produktion und Konsum ausgerichtet und führen zu einem global steigenden Ressourcenverbrauch - auf Kosten von Menschen und Natur.
Schwerpunktthemen für eine globale Kehrtwende
Der Auszug aus dem aktuellen Report des Club of Rome über die globale Entwicklung bis 2052 zeichnet ein düsteres Bild in Bezug auf die schleichende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen und mit Blick auf die damit verbundenen Risiken für künftige Generationen. Für eine globale Kehrtwende in der Nachhaltigkeitspolitik stehen aus Sicht des NABU fünf Schwerpunktthemen an: die Sicherung einer umweltfreundlichen Energieversorgung für alle Menschen, die Sicherung der Welternährung im Einklang mit einer naturverträglichen Landnutzung, die Ressourcenschonung durch Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft, den Stopp der Abholzung von Wäldern und einen verbesserten Schutz der Meeresökosysteme jenseits der nationalen Gesetzgebung.
Der NABU betont, dass diese Ziele einen verbindlichen Rahmen und konkrete Zeitpläne für den Umbau unserer Wirtschafts- und Sozialsysteme benötigen. Nur so kann verhindert werden, dass im Anschluss an die Konferenz nicht unter dem Deckmantel einer „Green Economy“ weiter gewirtschaftet wird wie bisher.
Vorreiterrolle für Deutschland
Das Ausmaß an Umweltschäden, die nirgendwo in den Bilanzen auftauchen ist enorm: Im Jahr 2008 verursachten die 3000 größten Unternehmen weltweit Umweltschäden in Höhe von 2,15 Billionen US-Dollar. Diese Kosten werden weiterhin auf die Gesellschaft abgewälzt und in einer globalisierten Weltwirtschaft in andere Länder und Regionen verlagert, um die Profite einzelner Länder und Unternehmen zu steigern.
„Deutschland als Industrienation muss eine Vorbild- und Führungsfunktion für die Ausgestaltung einer ‚Green Economy‘ einnehmen. Dazu brauchen wir dringend Fortschritte beim Abbau umweltschädlicher Subventionen vor allem für fossile Energien und eine nicht-nachhaltige Agrarwirtschaft. Stattdessen müssen Steuern und Abgaben weniger die Produktivität und Arbeitskraft belasten, sondern hohe Umweltbelastungen bestrafen und neue Produktions- wie Konsummuster mit weniger Ressourcenverbrauch fördern“, so Tschimpke.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke nahm in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung und als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation an der Rio+20-Konferenz teil. Der NABU hat die Schwerpunktthemen für eine globale Kehrtwende in einem Hintergrundpapier zusammen gestellt.
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Webseite zur Rio+20-Konferenz (auf Englisch)
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