Gegen Vogeltod an Freileitungen
Hinweise zum besseren Vogelschutz beim Netzausbau
Einige größere Vogelarten, darunter Störche, Kraniche, Gänse und Schwäne, kollidieren besonders häufig mit Stromleitungen, weil sie die relativ dünnen Erdseile auf der obersten Ebene der Freileitungen schlecht wahrnehmen können. Um die Vögel in Zukunft besser vor einem Anflugunfall zu schützen, hat das Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN) des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) mit Unterstützung des NABU sowie Vertretern von Netzbetreibern, Herstellern, Behörden und anderen Umweltverbänden im Jahr 2015 einen Vorschlag zu besseren Vogelschutzmaßnahmen an Freileitungen erarbeitet. Er sieht vor, die Stromleitungen mit sichtbaren Markierungen auszustatten, damit die Vögel sie frühzeitig erkennen und sicher überfliegen können.
Besonders Konzentrationsgebiete von Wasservögeln und Korridore des Vogelzugs sind Orte mit überdurchschnittlich hohen Opferzahlen. Hier verunglücken bis zu 400-700 Vögeln pro Leitungskilometer pro Jahr. Der Technische Hinweis enthält Empfehlungen, für welche Vogelarten, in welchen Trassenabschnitten Vogelschutzmarkierungen anzubringen sind und gibt Hinweise zu ihrer Prüfung und Montage. Das Dokument ermöglicht außerdem bei der Trassenfindung in der Planungsphase eine Einschätzung, an welchen Standorten von Freileitungen trotz Markierung ein Risiko einer Vogelkollision verbleibt. Nachweislich besonders betroffene Arten und Vogelschutzgebiete erfordern deshalb, dass eher eine andere Trasse gefunden werden sollte. Dort wo keine Alternativen für Trassen gefunden werden, können Vogelschutzmarkierungen das Anflugrisiko erheblich reduzieren.
Hohe Umweltstandards schaffen Planungssicherheit
Mit der FNN-Empfehlung liegen erstmals Bewertungsmaßstäbe aller beteiligten Interessensgruppen vor, die den Umweltschutz bei Freileitungen verbessern. Bei den anstehenden Netzausbauvorhaben ist ein einheitlicher, hoher Standard und Planungssicherheit für die Netzbetreiber besonders wichtig. „Das gemeinsame Dokument zeigt, dass eine erfolgreiche Energiewende und der Naturschutz kein Widerspruch sind und dass hohe Umweltstandards notwendige Vorhaben nicht behindern müssen“, begrüßt NABU-Stromnetzexperte Eric Neuling das gemeinsame Ergebnis.
Der Vorschlag, der für die Planung neuer Freileitungen mit Netzspannungen ab 110 kV anwendbar ist, hilft den Herstellern von Markierungen und den Netzbetreibern. Genehmigungsbehörden können in den weiterhin notwendigen Einzelfallprüfungen zu einer ausgewogenen und schnelleren Entscheidung kommen.
Bereits seit 2011 beschreibt eine VDE-Anwendungsregel wirkungsvolle Maßnahmen gegen Stromschlag an Mittelspannungs-Freileitungen (VDE-AR-N 4210-11), an der auch der NABU maßgeblich mitgewirkt hat. Die Empfehlungen, wie sich Kollisionen von Vögeln mit Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen vermeiden lassen, ergänzen diese nun. Beide Unterlagen zusammen verbessern den Vogelschutz.
Der Hinweis „Vogelschutzmarkierung an Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen“ ist auf der FNN-Webseite erhältlich.
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