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Jetzt informieren!Der Gebäudesektor muss dringend aufholen
Gutachten zur „Klimaziellücke im Gebäudesektor“ zeigt, wie viel noch zu tun ist
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, wurde 2023 von der Ampelkoalition verabschiedet. Es regelt unter anderem den Anteil, den die erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung ausmachen. Das Gesetz soll damit ein klimaschonenderes Heizen sowie Warmwasserbereiten ermöglichen und den Ausstoß von Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor reduzieren.
Bis zur Novellierung des Klimaschutzgesetzes am 26. April 2024 gab es für jeden Sektor konkrete Vorgaben, wie viele Emissionen jeweils jährlich eingespart werden müssen, um die Klimaziele einzuhalten und bis 2045 klimaneutral zu sein. Die definierten Einsparziele hat der Gebäudesektor dabei Jahr für Jahr gerissen und damit einen immer größeren Emissionsrucksack aufgebaut, der ins nächste Jahr mitgenommen wurde und später ausgeglichen werden muss.
Gutachten zeigt: Einsparungen im Gebäudesektor reichen nicht
Zwar entfallen mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes 2024 die sektorscharfen Einsparungsziele. Um die Klimaziele bis 2030 und 2045 zu erreichen, muss vor allem der Gebäudesektor einen entscheidenden Beitrag leisten.
Ob die durch das Gebäudeenergiegesetz im Jahr 2023 verabschiedeten Maßnahmen ausreichen, um die Klimaziele im Jahr 2030 beziehungsweise 2045 zu erreichen, hat das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München (FIW) im Auftrag der Gebäude-Allianz untersucht. Das Kurzgutachten zeigt, dass die Emissionseinsparungen aufgrund der beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Reduktionsverpflichtungen laut Klimaschutzgesetz einzuhalten.
Hier einige Ergebnisse des Kurzgutachtens im Detail:
Welchen Effekt hatte die mediale Debatte rund um das Gebäudeenergiegesetz auf den Ausstoß von Treibhausgasemissionen?
In dem Gutachten wird sichtbar, wie sich die toxische mediale Debatte um das Heizungsgesetz auf die Emissionsziele ausgewirkt hat. So führte die Verunsicherung aufgrund der medialen Debatte rund um das Gebäudeenergiegesetz dazu, dass mehr neue Gasheizungen eingebaut wurden als vorab prognostiziert worden war. Gasheizungen emittieren über Jahrzehnte CO2, während Verbraucher*innen weiterhin abhängig bleiben von fossilen Energieträgern.
Wie groß ist die Klimaziellücke im Gebäudesektor trotz der im Heizungsgesetz beschlossenen Maßnahmen?
Das Gutachten des FIW zeigt im sogenannten Weiter-So-Szenario wie hoch die jährliche Emissionsmenge angesichts der derzeit beschlossenen Maßnahmen ausfallen wird. Kumuliert ergeben diese jährlich zu viel ausgestoßenen Treibhausgase bis 2030 eine Mehremission von 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.
Könnten die Klimaziele 2030 durch Umsetzen einer bereits bekannten und etablierten Maßnahme noch erreicht werden?
Nein, eine Maßnahme allein reicht nicht aus, um die weiterhin wachsende Klimaziellücke zu schließen. Die Anforderungen an eine einzige Maßnahme wären unrealistisch hoch, zum Beispiel müssten
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knapp 3 Millionen zusätzliche Wohneinheiten (von insgesamt knapp 4 Millionen Wohneinheiten) saniert werden oder
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knapp drei Millionen zusätzlich Wärmepumpen (von insgesamt knapp 6 Millionen Wärmepumpen) eingebaut werden,
um mit nur einer Maßnahmen das Klimaziel 2030 zu erreichen.
Um auf den Zielpfad für 2030 und 2045 zu kommen, braucht es vielmehr eine Kombination unterschiedlicher Maßnahmen.
Mit welchen Maßnahmen können die Klimaziele im Gebäudesektor erreicht werden?
Die Sanierungsrate befindet sich auf einem historischen Tiefpunkt. Um die Klimaziele im Gebäudesektor einhalten zu können, muss die Sanierungsquote verdoppelt werden. Dabei muss auch die Sanierungstiefe deutlich erhöht werden und über die bisher beschlossenen gesetzlichen Maßnahmen deutlich hinausgehen. Neben der Frage der Energieeffizienz der Gebäudehülle braucht es einen schnelleren Wechsel hin zu erneuerbarer Wärmeversorgung.
Was muss passieren, damit diese Maßnahmen Realität werden können?
Politisch braucht es einen klaren Fokus und eine Priorisierung auf die energetische Sanierung und erneuerbare Wärmeerzeugung. Notwendig ist weiterhin eine Erhöhung der öffentlichen Förderprogramme. Gleichzeitig gilt es, die bestehenden Förderprogramme so umzubauen, dass sie sozial gestaffelt sind. Das bedeutet unter anderem, dass die Programme auf die sogenannten Worst-Performing Buildings, also die Gebäude mit den schlechtesten Effizienzwerten, und auf Haushalte mit niedrigem Einkommen fokussieren. Der Schutz von Verbraucher*innen, Mietenden und vulnerablen Privathaushalten ist entscheidend, um die Klima- und Energiewende im Gebäudesektor sozial gerecht umzusetzen.
Downloads
Das Gutachten, welches das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München (FIW) im Auftrag der Gebäude-Allianz erarbeitet hat, finden Sie hier.
Die Gebäude-Allianz hat begleitend zum Kurzgutachten des FIW ein Papier mit den Kernforderungen an die Politik für den Gebäudesektor veröffentlicht. Das Forderungspapier finden Sie hier.
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