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Jetzt informieren!Atomkraft im Streckbetrieb
Fragen und Antworten zum verzögerten Ausstieg
Nach dem Beschluss der Bundesregierung bleiben auch nach dem 31. Dezember 2022 noch drei Atomkraftwerke in Deutschland bis April 2023 am Netz – im sogenannten „Streckbetrieb“. Aber was bedeutet das eigentlich, warum wurde das so beschlossen und was soll das bringen? Fragen und Antworten zum verzögerten Atomausstieg und wie der NABU dazu steht.
Was bedeutet eigentlich „Streckbetrieb“?
Eigentlich sollten am 31. Dezember 2022 die verbliebenen drei Atomkraftwerke stillgelegt werden: Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Emsland (Niedersachsen). Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und reduzierte Gaslieferungen wurde allerdings eine Energieknappheit in Deutschland und Europa befürchtet. Das führte zu einer Diskussion um den Weiterbetrieb der deutschen AKWs. Das Ergebnis: Es wurde ein „Streckbetrieb“ mit den noch verbliebenen Brennstäben bis April 2023 beschlossen. Die Leistung der AKWs soll vorzeitig gedrosselt werden, um mit dem fast aufgebrauchtem Spaltmaterial auch im Frühjahr noch weiter Strom produzieren zu können.
Was soll das bringen?
Die drei AKWs in Deutschland sollen vor allem in der Heizperiode noch Strom liefern, um weniger von Kohle- und Gaskraftwerken abhängig zu sein. Vor allem letztere hatten in den vergangenen Monaten für besonders hohe Strompreise gesorgt, weil der Preis für Erdgas explodiert war.
Grund dafür ist die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten, vor allem aus Russland. Hinzu kam, dass in Frankreich rund die Hälfte der 56 Atomreaktoren runtergefahren werden musste, weil sie entweder gewartet werden mussten oder während der Dürre zu wenig Kühlwasser hatten. Es fehlte also noch mehr Strom in den verbundenen, europäischen Netzen.
Welche Probleme und Risiken gibt es?
Für Kritik am Streckbetrieb der drei verbleibenden AKW sorgen zunächst die weiterbestehenden Sicherheitsrisiken: Weil die AKWs eigentlich Ende 2022 abgeschaltet werden solten, waren einige Sicherheitsüberprüfungen und Wartungen eigentlich nicht mehr nötig. Für den Streckbetrieb mussten diese nun noch eilig nachgeholt werden.
Hinzu kommt: Der Nutzen ist überschaubar. Atomenergie entsprach im ersten Halbjahr in Deutschland nur sechs Prozent der gesamten Stromproduktion. Atomkraftwerke sind außerdem kaum regelbar und können deswegen nicht auf den schwankenden Wind- oder Solarstrom reagieren. Das führt dazu, dass zuerst Windparks abgeregelt werden müssen, wenn zu viel Strom ins Netz eingespeist wird. Das ist in der Vergangenheit auch schon öfter passiert.
Atomkraftwerke stoßen doch aber immerhin kein CO₂ aus?
Das stimmt nicht, denn der ganze Prozess muss betrachtet werden. Die energieintensive Brennstofferzeugung ist klimaschädlich, hinzu kommen massive Umweltschäden beim Uranabbau. Die Stromerzeugung mit Atomkraftwerken ist also auch nicht CO₂-frei. Das erwärmte Kühlwasser hat zudem negative Auswirkungen auf die Flüsse.
Hat sich die Meinung des NABU zum Atomausstieg geändert?
Auch mit der leicht verlängerten Betriebsdauer und der Debatte um die Energiesicherheit hat sich die grundsätzliche Position des NABU zur Atomenergie nicht geändert. Der NABU befürwortet weiterhin den Ausstieg.
Denn Atomkraft steht für Zeitpläne, die nicht eingehalten werden, für Kosten, die explodieren und für Risiken für uns und die kommenden Generationen. Mit Erneuerbaren Energien gibt es längst bessere und preiswertere Alternativen. Die Endlagerung des Atommülls hingegen ist noch immer nicht geregelt und wird immer weiter verschoben. Während drei Generationen diese Energieform relativ bequem nutzen konnten, werden tausende kommende Generationen die hochradioaktiven Abfälle sicher lagern und bewachen müssen.
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