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Von vorne denken: Produktpolitik im Fokus
Nachbericht zum Dialogforum Kreislaufwirtschaft 2023
Am 19. Oktober 2023 veranstaltete der NABU zum 14. Mal das Dialogforum Kreislaufwirtschaft, das mit 90 Teilnehmenden auf reges Interesse stieß. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie eine progressive Produktpolitik gestaltet werden muss, um den Rohstoffverbrauch zu senken und Materialkreisläufe zu schließen.
Agnes Bünemann, cyclos, und Kathrin Ludwig, BMUV, gaben zunächst jeweils eine Einführung in zwei Säulen einer kreislauforientierten Produktpolitik: Systeme der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) und Ökodesign-Anforderungen an Produkte. Frau Bünemann machte deutlich, dass EPR-Systeme ein wirkungsvolles Instrument zur Finanzierung der Abfallsammlung, -sortierung und -verwertung darstellten, jedoch auch Grenzen hätten: Um Ziele der Abfallvermeidung zu erreichen, bräuchte es anderweitige Ansätze. Frau Ludwig stellte anschließend die aktuelle Entwicklung des Ökodesigns im Rahmen der EU-Gesetzgebung vor. Aus ihrem Vortrag wurde ersichtlich, welch umfassender Arbeitsplan im Kontext der neuen Ökodesign-Verordnung zu erwarten sei. Mit wenigen Ausnahmen sollen demnach zukünftig für alle Produktgruppen verbindliche Anforderungen an das Design entwickelt werden, um beispielsweise die Langlebigkeit von Produkten zu gewährleisten, den Einsatz von Sekundärrohstoffen zu fördern und den CO2-Fußabdruck der Produkte zu senken.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung standen zwei konkrete Produktbeispiele im Fokus: Textilien und Matratzen.
Für den Bereich der Textilien machte Robert Kapferer, Circularity Germany, zunächst deutlich, dass die Textilindustrie nach wie vor weitgehend linear geprägt sei, präsentierte dem Publikum aber auch Kleidungsstücke, die bereits heute vollständig aus mechanisch recycelten Fasern hergestellt werden. Diese Nischen müssten weiter gestärkt werden, um den Weg in die Bekleidungsgeschäfte zu finden.
Im Anschluss gab Deliana Bungard, bvse, einen Überblick über die Sammlung und Verwertung von Alttextilien in Deutschland. Sie betonte die zunehmende Quantität und die abnehmende Qualität der Alttextilien. Ein System der erweiterten Herstellerverantwortung könne ein Ansatz sein, die Kreislaufwirtschaft von Textilien voranzubringen.
Für das Themenfeld Matratzen präsentierte Andreas Manhart, Öko-Institut, einführend zentrale Ergebnisse einer vom NABU beauftragten Studie. Hierbei wurde deutlich, dass die Potenziale zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft von Matratzen groß sind: Das Design von Matratzen kann ökologischer ausgerichtet werden, indem hohe Anforderungen an Haltbarkeit und Reparierbarkeit gestellt werden. Zentral sind aber auch die getrennte Erfassung von Altmatratzen und der Ausbau von Recyclingverfahren.
In der anschließenden Podiumsdiskussion forderte Indra Enterlein, NABU, aufbauend auf den Erkenntnissen der Studie, die Einführung eines Systems der erweiterten Herstellerverantwortung für Matratzen in Deutschland, damit eine Grundlage für eine hochwertige Sammlung und Verwertung der Abfälle geschaffen wird. Marcel Krejc, Matwash, stellte seinen Ansatz vor, gebrauchte Matratzen zu waschen, um dadurch den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern. Er verwies auf die große Bedeutung des Produktdesigns, um die Langlebigkeit von Matratzen zu erhöhen. Jürgen Ephan, REMONDIS Recycling, machte sich für eine Unterstützung für Depolymerisationsverfahren von Matratzenschäumen seitens des Gesetzgebers stark. Mila Skovova, H & S Anlagentechnik, verwies auf bereits bestehende Anlagen zur Umwandlung von Matratzenschaumstoff in Polyole.
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass eine Kreislaufwirtschaft ohne eine ambitionierte Produktpolitik nicht zu erreichen ist. Dafür müssen die Ansätze des Ökodesigns stärker mit den abfallwirtschaftlich geprägten Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung verschränkt werden. Dann wäre eine Kreislaufwirtschaftspolitik möglich, die Produkt und Abfall gemeinsam denkt.
Der NABU bedankt sich bei allen Referent*innen und dem Publikum für die Beiträge zu einer spannenden Diskussion. Untenstehend finden Sie die Präsentationsfolien zum Download.