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Nachbericht zum Dialogforum Kreislaufwirtschaft 2021
Am 18. November 2021 veranstalteten der NABU und DSD – Der Grüne Punkt das Online-Dialogforum Kreislaufwirtschaft. Das Dialogforum hat zum Ziel, aktuelle Entwicklungen der Kreislaufwirtschaft im Allgemeinen und des Kunststoffrecyclings im Speziellen zu beleuchten und den Wandel zu einer ressourcen- und klimaschonenden Kreislaufwirtschaft anzutreiben. Das Interesse war enorm: Über 500 Personen verfolgten den Live-Stream.
Vier Themenblöcke standen in diesem Jahr im Fokus der Diskussion:
Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffe: ja – aber wie?
Während über die Notwendigkeit gesetzlich verbindlicher Mindestanteile von Kunststoffrezyklaten am Markt bzw. in Produkten mittlerweile ein relativ breiter Konsens herrscht, ist die Frage der konkreten Ausgestaltung noch offen.
Während sich Ingemar Bühler (PlasticsEurope Deutschland) für produktspezifische Einsatzquoten – konkret 30 Prozent Mindestrezyklatanteil in Kunststoffverpackungen bis 2030 – stark machte, wies Dr. Isabell Schmidt (IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen) auf die Grenzen der aktuellen technischen Potenziale hin. Sie forderte Versorgungssicherheit von den Rezyklatherstellern. Michael Wiener (Der Grüne Punkt) verlangte im Gegenzug verbindlichere Zusagen von Seiten der Industrie ein, um Planungssicherheit für Investitionen in Sortierung und Recycling zu erhalten. In der Ausgestaltung müsse sich die Rezyklateinsatzquote an den aktuellen Vorreitern orientieren und diese als benchmark nutzen, hinter die eine Quote nicht zurückfallen dürfe. Michael Schäfer (NABU) verdeutlichte die Notwendigkeit regulativer Maßnahmen zur Bekämpfung der Arten- und Klimakrise. Der NABU erachtet eine Kombination aus polymerspezifischen Quoten und produktspezifischen Quoten als denkbaren Ansatz.
Blick über den Kunststoff-Tellerrand: Papier im Trend
Als Folge des negativen Images von Kunststoffen ist ein Trend zu faserbasierten Verpackungen, etwa Papierverpackungen oder Papier-Kunststoff-Verbunde, zu beobachten. In einem Impulsvortrag stellte Katharina Istel (NABU) eine neue Studie vor, in der verschiedene Lebensmittelverpackungen ökobilanziell miteinander verglichen wurden. Der NABU plädiert für eine differenziertere Betrachtung des bislang sehr positiv konnotierten Verpackungsmaterials Papier. Statt Marketingversprechen wie „bioabbaubar“ oder „kompostierbar“ muss der Fokus auf dem Schließen von Materialkreisläufen liegen – sowohl bei Papier als auch Kunststoff.
Andreas Helbig (FFI Fachverband Faltschachtel-Industrie) wies auf die Recyclingziele hin, die sich die Akteure entlang der Wertschöpfungskette von Papierverpackungen gesetzt haben. Markus Hildebrandt (Omnirec) machte deutlich, dass bestimmte Beschichtungen, etwa aus Wachs, das Papierrecycling erschweren können. Zwischen der Recyclingfähigkeit im Labor und in der Praxis gebe es oftmals erhebliche Diskrepanzen. Urban Buschmann (FRoSTA) stellte Innovationen im Bereich von Papierverpackungen mit Lebensmittelkontakt vor und betonte die Bedeutung ganzheitlicher, ökobilanzieller Betrachtungen.
Brauchen wir ein neues Recyclinglabel?
Im Rahmen eines Bundesratsantrags durch das Land Berlin wird aktuell über die Einführung eines neuen Recyclinglabels für Kunststoffrezyklate aus dem Post-Consumer-Bereich und dem werkstofflichen Recycling diskutiert. Sybille Schultz-Hüskes (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin) stellte den Antrag vor und legte dar, dass eine europaweite Kennzeichnung von Produkten mit Rezyklatanteil dem Kunststoffrecycling einen wichtigen Schub versetzen könnte.
In der anschließenden Diskussion verwies Dr. Ina Becker (Der Grüne Punkt) auf das bereits bestehende RAL-Gütezeichen Rezyklate, das sich auf Recyclingmaterial aus dem gelben Sack bzw. der gelben Tonne bezieht. Deutlich wurde, dass zusätzlicher Klärungsbedarf besteht, inwieweit das vom Land Berlin angedachte Recyclinglabel auf bestehende Kennzeichnungen aufbauen könnte. Philip Heldt (Verbraucherzentrale NRW) und Dagmar Glatz (dm) warnten davor, die Verbraucher*innen mit weiteren Labels zu überfordern.
Zur Zukunft von Kunststoffen in einer defossilisierten Welt
Im letzten Veranstaltungsblock zeigte Christopher vom Berg (nova-Institut) Wege auf, wie in einer defossilisierten Welt ohne Erdöl und Erdgas die Versorgung mit Kunststoffen zukünftig ausgestaltet werden könnte. Herr vom Berg machte deutlich, dass der Großteil der Rohstoffversorgung aus Sekundärquellen stammen wird. Die verbleibende Lücke aufgrund unvollständiger Kreisläufe wird durch biobasierte und CO2-basierte Kohlenstoffquellen zu schließen sein.
Der NABU bedankt sich bei allen Referent*innen und dem Publikum für die Beiträge zu einer spannenden Diskussion.
Untenstehend finden Sie die Präsentationsfolien von Katharina Istel (NABU), Sybille Schultz-Hüskes (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin) und Christopher vom Berg (nova-Institut) auch als PDF-Dateien zum Download.