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Jetzt spenden!„Kreislaufwirtschaft statt Marktversagen“
Politische Instrumente auf dem Weg in eine nachhaltigere Wirtschaftsweise
Das Dialogforum Kreislaufwirtschaft von NABU und Der Grüne Punkt hat sich in den vergangenen Jahren zu einer anerkannten Informations- und Austauschplattform zu Fragen der Kreislaufführung von Kunststoffen entwickelt. Aufgrund der Covid-19-Pandemie fand die Veranstaltung in diesem Jahr erstmalig in einem Online-Format statt. So konnten über 200 Teilnehmer*innen aus Wirtschaft, Verbänden, NGOs, Behörden und der Wissenschaft dem Dialogforum folgen.
Vor dem Hintergrund niedriger Ölpreise und der Corona-Pandemie standen in diesem Jahr Fragen nach effektiven politischen Instrumenten zur Schließung von Kunststoffen im Vordergrund.
Vorträge
In seiner Keynote betonte Florian Pronold, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, die Wichtigkeit recycelte Kunststoffe stärker als bisher zu fördern.
Danach referierte Joe Papineschi, Direktor des Wissenschaftsinstituts Eunomia, über die aktuellen Pläne der EU-Kommission zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen. Er verdeutlichte dabei, welche großen Einsparpotenziale der Einsatz von Rezyklaten bei Kunststoffen hat und dass mittelfristig auch die Themen Mehrweg und Wiederverwendung wesentlich stärker in den politischen Fokus geraten werden.
Ansgar Schonlau, Geschäftsführer der MAAG GmbH, zeigte auf, wie Unternehmen sich auf die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft beim Produktdesign von Kunststoffen einstellen und was dabei bereits heute technisch möglich ist.
Über Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpackungen und deren ökologisch sinnvolle Ausgestaltung sprach Sascha Roth, NABU-Referent für Umweltpolitik. Er machte deutlich, warum solche Quoten produktgruppenspezifisch für Post-Consumer-Abfälle ohne Anerkennung des chemischen Recyclings ausgestaltet werden sollten und befürwortete weitere Anreizmodelle für höhere Rezyklateinsätze.
Michael Wiener, Geschäftsführer von Der Grüne Punkt, sprach sich in seinem Vortrag deutlich für ambitioniertere wirtschaftliche Anreize und eine nachhaltige öffentliche Beschaffung von Recycling-Kunststoffprodukten aus. Der Markt benötige hier dringend die Unterstützung der Politik, um die Trendumkehr zu schaffen.
Die Paneldiskussion drehte sich in diesem Jahr um die Frage: Kunststoffe und Kreisläufe – Was der Staat jetzt liefern muss.
Marie-Luise Dött, umweltpolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion, verwies auf das erhebliche ökonomische Potenzial einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft für den deutschen Mittelstand. Dafür brauche es aber ein investitionsfreundliches Umfeld für bessere Sortier- und Recyclingtechnologien und klare Qualitätsstandards für Rezyklate. Sollten Rezyklateinsatzquoten tatsächlich kommen, müssen sie in ein größeres Maßnahmenbündel eingebettet sein, dass die Einsetzbarkeit der recycelten Werkstoffe auch erleichtert.
Bettina Hoffmann, umweltpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, will Deutschland zum Standort Nr. 1 der Kreislaufwirtschaft machen und sprach sich für recyclingfreundliches Produktdesign, verbraucherfreundliche und konsequente Rücknahmesysteme, Qualitätsstandards und ambitionierte Rezyklateinsatzquoten in naher Zukunft aus.
Matthias Lesch, Geschäftsführer der Pöppelmann Holding, erklärte, dass die Umstellung auf kreislauffreundliche Produkte wirtschaftlich nicht leicht ist und er hier klare Rahmenbedingungen von der Politik erwartet. Dabei sprach er sich unter anderem für Rezyklateinsatzquoten aus, um der Wirtschaft eine entsprechende Orientierung und Sicherheit zu geben.
Michael Wiener, Geschäftsführer Der Grüne Punkt, zeigte Anerkennung für die großen Leistungen aller Akteure, um bis zum Verpackungsgesetz zu kommen. Er bemängelt aber die Vernachlässigung des Schritts von der Sortierung und Wiederverwertung hin zum tatsächlichen Einsatz des Recyclingmaterials in neuen Produkten. Hier sieht er eine große Regulierungslücke und die Produktverantwortung noch nicht für den geschlossenen Kreislauf umgesetzt.
Sascha Roth, NABU-Referent für Umweltpolitik, sprach sich dafür aus, die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft am Beginn der Wertschöpfungskette anzugehen und sich auf recyclingfreundliches Produktdesign zu konzentrieren anstatt sich auf ungewisse und ökologisch nicht sinnvolle Technologien wie das chemische Recycling zu verlassen.
Auch wenn die Diskutierenden in manchen Details nicht übereinstimmten, so war man sich doch darin einig, dass die aktuellen deutschen und europäischen Gesetzgebungen nicht ausreichen, um Investitionen in den Kunststoff-Kreislauf stark auszubauen und dass politisches Handeln auf allen Ebenen dabei dringend erforderlich ist.
Downloads
Keynote Florian Pronold - Bundesumweltministerium:
Vortrag Joe Papineschi - Eunomia:
Vortrag Ansgar Schonlau – MAAG GmbH:
Vortrag Sascha Roth – NABU:
Vortrag Michael Wiener – Der Grüne Punkt:
Paneldiskussion: „Kunststoffe und Kreisläufe – Was der Staat jetzt liefern muss“
2019 feierte das Dialogforum Kreislaufwirtschaft seinen zehnten Geburtstag. Die gemeinsame Veranstaltung von NABU und Der Grüne Punkt nahm neben dem aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft vor allem die Zukunft in den Blick – wohin soll die Reise beim Kunststoffrecycling gehen und wie lassen sich Abfälle vermeiden? Mehr →
Mit dem Aktionsplan Kreislaufwirtschaft hat die Europäische Kommission ihren Fahrplan vorgelegt, wie sie in den nächsten Jahren weniger Abfälle, mehr Recycling und den Schutz unserer Ressourcen erreichen möchte. Der NABU begrüßt die Initiative, sieht jedoch Schwachstellen. Mehr →