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Jetzt spenden!Recycling und der Gelbe Sack: It’s complicated!
Warum Verbraucher*innen dennoch trennen sollten
Über eine Million Tonnen Verpackungsabfälle aus Kunststoff werfen wir jährlich in den Gelben Sack, die Gelbe Tonne oder in einigen Kommunen in die Wertstofftonne. Das Recycling dieser Abfälle ist kompliziert, denn die große Anzahl verschiedener Kunststoffe und das komplexe Design vieler Verpackungen erschweren die Sortierung und Verwertung. Wie das Recycling in diesem sogenannten Dualen System funktioniert, wird auf dieser Seite erklärt.
Das Duale System
Die Entsorgung und Verwertung von Verpackungsabfällen basiert in Deutschland auf dem Prinzip der erweiterten Produzentenverantwortung. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen, das eine Verpackung auf den Markt bringt, für diese eine Lizenzgebühr zahlen muss. Mit diesen Gebühren wird die Entsorgung und Verwertung der Verpackungsabfälle finanziert. Hierfür wurde Anfang der 1990er Jahre das Duale System ins Leben gerufen, in dem mithilfe von Entsorgungsunternehmen die Verpackungsrücknahme logistisch und finanziell organisiert wird. Aktuell agieren über zehn Duale Systeme auf dem Markt, beispielsweise Der Grüne Punkt, BellandVision und PreZero. Die Entsorgung der Abfälle wird also über die Lizenzgebühren finanziert, weshalb für die Verbraucher*innen keine kommunle Abfallgebühr für den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne anfällt. Da die Hersteller die Lizenzgebühr aber im Produkt einpreisen, bezahlen die Verbraucher*innen die Entsorgung der Verpackung an der Supermarktkasse unbemerkt über den Produktpreis mit.
Was gehört in den Sack und die Tonne?
Streng genommen ist der Gelbe Sack oder die Gelbe Tonne nur für Verpackungen vorgesehen. Die dortige Entsorgung sogenannter stoffgleicher Nichtverpackungen, wie etwa kaputtes Plastikspielzeug, alte Pfannen oder Kleiderbügel, erscheint vielen Verbraucher*innen zwar logisch, ist jedoch im privaten Entsorgungssystem der Dualen Systeme nicht eingepreist. Für die Umwelt ist es dennoch besser, wenn auch diese Abfälle getrennt gesammelt werden, denn sie liefern mehr Rohstoffe für das anschließende Recycling. Manche Kommunen haben das erkannt und bieten den Bürger*innen die Wertstofftonne an, in der sowohl Verpackungen als auch sonstige Abfälle aus Metall oder Plastik entsorgt werden können.
Weitere Informationen zur Frage, welche Abfälle in den Gelben Sack und die Gelbe Tonne gehören, finden Sie auf der NABU-Seite zur Mülltrennung. Um die häufigste Frage direkt zu beantworten: Der Joghurtbecher muss nicht in der Maschine gespült werden. Es genügt, wenn er „löffelrein“ restentleert ist.
Der Weg des Verpackungsabfalls
Nach ihrer Abholung kommen die Gelben Säcke und der Inhalt der Gelben Tonnen in Sortieranlagen, wo die Abfälle nach Materialart sortiert werden. Die Anlagen unterscheiden zunächst zwischen Verpackungen aus Weißblech, Aluminium, Kunststoff und Verbundverpackungen. Die metallhaltigen Abfälle können nach der Sortierung relativ unproblematisch recycelt werden, etwa zu Aluminiumbarren und Stahl.
Bei Verpackungen aus Kunststoffen zeigt sich ein anderes Bild. Zunächst werden die Abfälle nach Kunststofftyp sortiert. Das ist wichtig für den späteren Recyclingprozess, denn Plastik ist nicht gleich Plastik. Der Grundbaustein ist zwar in der Regel Erdöl oder Erdgas sowie vereinzelt nachwachsende Rohstoffe, beispielsweise Zuckerrohr, daraus lassen sich jedoch verschiedene Kunststoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften herstellen.
Die am häufigsten eingesetzten Kunststoffe sind – je nach gewünschter Eigenschaft der Verpackung – PP, PE, PS und PET. Oft sind Verpackungen aus verschiedenen Kunststoffen zusammengesetzt. Oder sie liegen in Verbunden vor, wie beispielsweise Getränkekartons, die aus mehreren Lagen Papier, Kunststoff und Aluminium bestehen. Darüber hinaus werden den Kunststoffen in der Regel so genannte Additive, also Zusatzstoffe, in Form von Farbstoffen, Weichmachern oder Stabilisatoren beigefügt. Diese begrenzen die Einsatzmöglichkeiten für das aus den Verpackungen gewonnene Recyclingmaterial (Rezyklat) in neuen Produkten.
Kunststoffe im gelben Sack und ihr Recycling
PE (Polyethylen)
Der Kunststoff Polyethylen, kurz PE, steckt in der Hälfte aller Verpackungen. PE wird in der Regel recycelt. Aber auch hier wird eine PE-Shampooflasche meist nicht wieder zu einer PE-Shampooflasche, sondern bekommt ein zweites Leben in Folien, Müllsäcken oder Kabelisolierungen. Schwarze Shampooflaschen, deren Farbpigmente rußbasiert sind, werden übrigens von den Sortieranlagen nicht erkannt, sie landen deswegen direkt in den Sortierresten und gehen in die Verbrennung.
PP (Polypropylen)
Ein Fünftel der Verpackungen ist aus Polypropylen, kurz PP, hergestellt. Häufige PP-Verpackungen sind etwa Becher oder Verschlüsse. Nach dem Recycling wird das Granulat häufig zu Folien verarbeitet.
PET (Polyethylenterephthalat)
Polyethylenterephthalat, kurz PET, ist nach PE und PP der gebräuchlichste Kunststoff im Verpackungsbereich und wird häufig für Flaschen sowie Folien- und Blisterverpackungen (Sichtverpackungen) eingesetzt. Vor allem PET von Getränkeflaschen ist sehr gut recycelbar, denn es wird über das Flaschenpfand separat gesammelt. Das PET-Rezyklat wird wieder in neuen PET-Flaschen eingesetzt („bottle-to-bottle“), aber auch in der Folien- und Textilproduktion. Die sogenannten Tiefzieh-PETs (PET-Schalen), die häufig Tomaten und anderes Gemüse umhüllen, sind dagegen aufgrund ihrer Beschichtung schlecht bis gar nicht recycelbar. Weitere Informationen zu PET und dessen Recycling gibt es in unserer NABU-Studie.
Mischkunststoffe
Bei den sogenannten Mischkunststoffen – also Plastikverpackungen, die aus mehreren Werkstoffen bestehen – ist das Recycling deutlich schwieriger. Vor allem durch die unterschiedliche Zusammensetzung dieser Abfallfraktion leidet die Qualität des Rezyklats. Downcycling oder Verbrennung ist die Folge.
Sonstige Kunststoffe
Einige Kunststoffe, wie etwa das auf nachwachsenden Rohstoffen basierende PLA (Polymilchsäure), können von den automatisierten Sortieranlagen nicht erkannt werden und landen ebenfalls bei den Mischkunststoffen. Häufig ist es billiger, unaufbereitete Mischkunststoffe und Sortierreste als Ersatzbrennstoff (EBS) in Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerken zu verbrennen, denn die Kunststoffe haben einen hohen Heizwert. Auch kleine Verpackungsreste und Rückstände aus der Reinigung der Abfälle in den Sortieranlagen gehen in die Verbrennung. Weitere Informationen zum Thema Müllverbrennung liefert der NABU hier.
Die Guten ins Töpfchen….
Die werkstoffliche Zusammensetzung einer Verpackung entscheidet also maßgeblich darüber, ob sie recycelt werden kann oder in einer Müllverbrennungsanlage endet. Das Recycling beginnt somit bereits bei der Produktion der Verpackung. Grundsätzlich gilt, je einheitlicher eine Verpackung stofflich zusammengesetzt ist, desto besser kann sie recycelt werden. Diese Verpackungen sind in den Sortieranlagen nämlich gut zu erkennen, zu separieren und kostengünstig zu Granulat oder Mahlgut aufzubereiten, so dass sie in neuen Produkten eingesetzt werden.
Downcycling: Regel statt Ausnahme
Aus einer Verpackung wird nur in seltenen Fällen wieder eine neue Verpackung. Meistens wird etwas Minderwertigeres daraus hergestellt und die ursprüngliche Funktion geht dabei verloren. Bei diesem sogenannten Downcycling wird das Recyclingmaterial zum Beispiel in Mülltonnen, Bauzaunfüßen oder Paletten eingesetzt. Nur: Wie viele Bauzaunfüße brauchen wir eigentlich? Besser wäre es, wenn durch das Recycling wieder Verpackungen hergestellt werden und der Kreislauf somit geschlossen wird. Damit dies klappt, muss das Recycling von Anfang an mitgedacht werden („Design for Recycling“).
Wie viel wird recycelt?
Zunächst muss geklärt sein, auf welche Ausgangsmenge man sich bezieht. Handelt es sich um die gesammelten Abfälle, die Verpackungen, die auf den Markt kommen oder die Verpackungen, die bei den Dualen Systemen lizenziert werden? Betrachtet man die Menge an getrennt gesammelten Verpackungsabfällen aus Kunststoff, gelangen hiervon knapp fünfzig Prozent in ein Recycling. Diese Abfälle stammen nicht nur aus dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne. Eine weitere bedeutende Säule des Recyclings ist die Verwertung von PET-Einweg-Pfandflaschen. Die Abbildung stellt dar, aus welchen Quellen die recycelten Verpackungsabfälle stammen.
Betrachtet man ausschließlich die Abfälle, die über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gesammelt werden, so werden 27 Prozent der Kunststoffabfälle in Deutschland wertstofflich recycelt. Weitere elf Prozent werden im Ausland recycelt (Informationen zum Export von Plastikabfällen finden Sie hier). Bei anderen Verpackungsmaterialien im Gelben Sack und der Gelben Tonne sind die Recyclingquoten höher. Weißblech wird beispielsweise zu über neunzig Prozent recycelt, ist hingegen in der Produktion wiederum deutlich energieintensiver.
Die maßgebende Berechnungsgrundlage für die gesetzlichen Recyclingquoten ist die Verpackungsmenge, die bei den Dualen Systemen lizenziert wurde. Das Verpackungsgesetz schreibt eine Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von 63 Prozent bis 2022 vor. Im Jahr 2020 wurden 60,6 Prozent der lizenzierten Kunststoffverpackungen einem Recycling zugeführt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese 60 Prozent vollständig recycelt werden, denn im Zuge des Recyclings werden noch Verunreinigungen und sonstige nicht recyclingfähige Bestandteile aussortiert.
Warum wird (noch) nicht mehr recycelt?
Die Gründe, warum bislang nicht mehr Abfälle aus dem Dualen System in einen Kreislauf gehen, sind vielfältig. Verpackungen sind oftmals nicht recyclingfähig, das heißt sie können nicht korrekt sortiert und recycelt werden. Entsorgungsunternehmen schrecken vor Investitionen in Sortier- und Recyclinginfrastruktur zurück, da die Nachfrage nach Rezyklaten aktuell zu gering ist. Aber auch die Bürger*innen müssen über korrekte Mülltrennung ihren Beitrag leisten. Während dies in vielen Kommunen bereits sehr gut funktioniert, finden sich in manchen Entsorgungsgebieten teilweise über fünfzig Prozent Fehlwürfe im Gelben Sack und der Gelben Tonne.
Zahlreiche Unternehmen werben mittlerweile damit, dass ihre Produkte aus Kunststoff-Rezyklaten hergestellt werden. Verbraucher*innen müssen hier jedoch darauf achten, aus welchen Quellen diese Rezyklate stammen.
Oftmals werden sogenannte Post-Industrial-Rezyklate (PIR) eingesetzt. Das sind Abfälle, die in Herstellungsprozessen anfallen und wieder in die Produktion eingeschleust werden. Dies ist jedoch weniger ein Recycling als vielmehr eine betriebswirtschaftliche Selbstverständlichkeit.
Das Recycling sogenannter Post-Consumer-Abfälle aus dem Dualen System, also von Abfällen, die im Haushalt anfallen und im Gelben Sack oder der Gelben Tonne entsorgt werden, ist hingegen die schwierigste Disziplin des Kunststoffrecyclings.
Das RAL-Gütezeichen Recycling-Kunststoff kennzeichnet Produkte, die aus Post-Consumer-Rezyklat (PCR) bestehen und gibt den PCR-Gehalt im Produkt oder der Verpackung an.
Ohne Mülltrennung kein Recycling!
Auch wenn das Recycling von Abfällen aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne noch weit hinter dem Möglichen zurückbleibt, gilt: Trotzdem trennen! Denn nur wenn getrennt wird, kann überhaupt recycelt und die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote erreicht werden. Recycling spart Energie und Rohstoffe, die dann nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen. Und weniger Rohstoffabbau bedeutet immer auch mehr Natur- und Umweltschutz, weil Ökosysteme erhalten bleiben und weniger Schadstoffe freigesetzt werden.
Das fordert der NABU:
- Abfallvermeidung: Vermeidung muss vor Verwertung kommen! Die Politik muss verbindliche Vorgaben und Ziele zur Abfallvermeidung setzen. Die Abfallmenge muss insgesamt sinken, das heißt Verpackungen dürfen nur dort eingesetzt werden, wo sie zwingend notwendig sind. Da Verpackungen oftmals eine Folge langer Transport- und Logistikketten sind, braucht es kürzere Lieferwege, etwa bei Lebensmitteln.
- Einhaltung der Mehrwegquote: Das Verpackungsgesetz schreibt eine Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen von siebzig Prozent vor. Die Quote ist jedoch wenig verbindlich und wird – Stand jetzt – nicht erreicht werden. Es bedarf daher einer Umweltsteuer auf Getränkeverpackungen, um das Mehrwegsystem zu stärken.
- Pfandsysteme: Ein reiner, unvermischter Abfallstrom ist eine zentrale Voraussetzung für hochwertiges Recycling. Pfandsysteme sind ein Instrument, um ausgewählte Abfallfraktionen getrennt zu sammeln. Bei Getränkeverpackungen funktioniert dies schon gut, andere Lebensmittelverpackungen sollten folgen.
- Öko-Design: Hersteller müssen dazu verpflichtet werden, umweltfreundliche Verpackungen zu produzieren. Diese Verpackungen sind mehrweg- und recyclingfähig, enthalten Rezyklat und verzichten auf unnötigen Material- und Additiveinsatz.
- Rezyklateinsatzquote: Die Nachfrage nach Rezyklaten ist zu gering, oftmals aufgrund des teureren Preises gegenüber Primärmaterial. Dadurch bleiben Investitionen in Sortier- und Recyclinginfrastruktur aus. Mit einer Rezyklateinsatzquote kann der Gesetzgeber Hersteller von Kunststoffprodukten verpflichten, Rezyklate einzusetzen. Somit wird ein Anschub geschaffen, Kunststoffe im Kreislauf zu führen.
- Flächendeckende Wertstofftonne: Erfolgreiches Recycling ist auf größere Mengenströme sortenreiner Kunststoffe jenseits von Verpackungen angewiesen. Deshalb muss die Wertstofftonne bundesweit flächendeckend eingeführt werden, in die Verbraucher*innen Verpackungen, sowie alle weiteren Abfälle aus Kunststoff und Metall entsorgen können.
- Besteuerung der Müllverbrennung: Müllverbrennungsanlagen (MVA), in denen nach wie vor große Mengen Plastikabfälle, also fossile Energie, verbrannt werden, müssen besteuert werden. Dadurch wird die Verbrennung teurer und das Recycling finanziell attraktiver.
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