Winkelspinne in ihrem Gespinst - Foto: Helge May
Jagdrevier Badezimmer
Die Große Winkelspinne im Porträt
Groß, dunkel, langbeinig und behaart tauchen Winkelspinnen immer wieder mal in heimischen Badezimmern auf. Oft hocken sie tagsüber lange Zeit völlig regungslos in ihren trichterförmigen Wohnröhren, die sich in Ecken und Winkeln menschlicher Behausungen finden.
Obwohl die Große Winkelspinne – wissenschaftlich Tegenaria atrica oder Eratigena atrica – weder giftig noch sonst gefährlich ist, hat der Anblick dieser heimischen Art vielen Menschen das Verhältnis zu Spinnen verleidet. Mit einer Körperlänge von 10 bis 16 Millimetern – ohne die Beine – und einer Beinspannweite von bis zu zehn Zentimetern, löst sie, wenn sie sich kontrastreich vor dem kalkweißen Hintergrund von Waschbecken oder Badewannen abhebt, oft Abneigung aus und weckt die Schreckensfantasien arachnophober Menschen. Ein Biss wäre zwar spürbar aber ohne bleibende Wirkung.
Wörtlich übersetzt bedeutet der Name Tegenaria atrica „Schwarze Dachspinne“. Während des Wachstums zeigt die Große Winkelspinne besonders vor der Häutung eine tief dunkelbraune bis schwarze Färbung. Außer an ihren langen, kräftigen und behaarten Beinen sind die Tegenaria-Arten an der typischen Bauweise ihrer Netze zu erkennen. Über dem trichterförmigen Schlupfwinkel webt sie ein Deckennetz, das aus mehreren Lagen von Fangfäden besteht, in denen sich ihre Beutetiere verheddern.
Auf dem Speiseplan der Großen Winkelspinne stehen Insekten und Asseln. Die Borsten und feinen Härchen an den Beinen und dem gesamten Körper sind wichtige Sinnesorgane, mit denen sie selbst geringste Erschütterungen und Schall wahrnimmt. Gerät ein Beutetier in die Fangfäden des Deckennetzes, nimmt die Winkelspinne die durch die Bewegung verursachten Schwingungen wahr, läuft blitzschnell zum Fang, beißt zu und injiziert dabei etwas Gift, um das Tier zu lähmen. Nach wiederholten Bissen kann sie selbst größere Beute überwältigen und verzehrt diese dann im Schutz ihrer Wohnröhre.
In Deutschland gibt es zehn verschiedene Arten von Winkelspinnen, darunter die Mauerwinkelspinne (T. parietina) – größer und seltener als die Große Winkelspinne –, die Hauswinkelspinne (T. domestica), die durch ihre Lebensweise in Häusern weltweit verschleppt wurde, und die Feldwinkelspinne (T. agrestis), die ausschließlich in natürlichen Lebensräumen lebt. Die Große Winkelspinne wurde auch nach Nordamerika verschleppt, kommt ursprünglich aber nur in Europa und den angrenzenden Gebieten vor. In der freien Natur findet man die eher am Boden lebende Art unter Steinen und Baumwurzeln, in hohlen Bäumen oder unter Böschungen. Im Siedlungsbereich sucht sie sich gerne geschützte und regenfreie Schlupfwinkel an Efeu bewachsenen Hausmauern, in Gartenhäuschen, Garagen oder auch in nicht zu trockenen Kellern.
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