Auf Malta angeschossener Wespenbussard - Foto: BirdLife Malta
Zugvogelschutz auf Malta
Vogelschutzcamps gegen die illegale Jagd auf Zugvögel
Unzählige Zugvögel queren jedes Jahr auf ihren Reisen zwischen ihren europäischen Butgebieten und den afrikanischen Überwinterungsorten zweimal das Mittelmeer. Dabei bietet sich die nur etwa 300 Quadratkilometer große, Sizilien vorgelagerte Insel Malta als Rastplatz geradezu an. Doch obwohl Malta sich als Mitglied der Europäischen Union bereits seit 2009 den EU-Vogelschutzrichtlinien verpflichtet hat, ist die Insel bis heute alles andere als ein sicherer Rückzugsort für Zugvögel.
Entgegen geltendem EU-Recht eröffnet Malta immer wieder die Jagd auf Turteltauben und Wachteln im Frühjahr. Mit über 12.000 lizensierten Jägern wird unter dem Deckmantel der legalen Jagd dabei auch auf viele weitere Arten, insbesondere Greifvögel, geschossen. Die erbeuteten Tiere werden präpariert und in umfangreichen privaten Sammlungen ausgestellt. Außerhalb der Jagdsaison ist darüber hinaus der Fallenfang, insbesondere von Finken, beliebt. Diese Praxis wurde 2019 anhand eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für illegal befunden (Bericht über das Verbot des Finkenfangs). Dieses Urteil umging die maltesische Regierung seit 2020, indem Sie eine Ausnahmeregelung einsetzte, unter der der Finkenfang zu „Forschungszwecken“ bis heute fortgesetzt wird. Ergebnisse dieser Forschungsarbeit wurden nie publiziert. Im November 2021 verklagte die Kommission Malta dementsprechend beim Europäischen Gerichtshof. Ein finales Urteil steht derzeit noch aus.
Vor diesem Hintergrund unterstützt der NABU seit 2004 unsere Partnerorganisation BirdLife Malta bei der Organisation von zweiwöchigen Vogelschutzcamps während der Zugzeiten. Hier zeigen die Vogelschützer*innen Präsenz und arbeiten eng mit den lokalen Polizeikräften zusammen, um Verstöße gegen die jagdlichen Bestimmungen aufzudecken. Seit 2022 unterstützen wir darüber hinaus ein Rehabilitationszentrum für Wildvögel. Hier werden, zumeist angeschossene, aber auch konfiszierte und anderweitig verletzt aufgefundene Vögel von BirdLife Mitarbeitenden gepflegt und anschließend wieder ausgewildert.
Entwicklungen
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