An Leimrute verendeter Maskenwürger (Zypern) - Foto: NABU
Gegen Leimrute und Schrot
Mühsamer Vogelschutz im Mittelmeerraum
Gegen Leimrute und Schrot
Mühsamer Vogelschutz im Mittelmeerraum
Nachrichten über die Tötung von Zugvögeln auf ihren Wanderungswegen zwischen Afrika und Nordeuropa schockieren uns regelmäßig und jedes Jahr aufs Neue. Die Länder, die dabei Erwähnung finden, verändern sich kaum: Malta, Zypern, Italien, Ägypten, um nur einige zu nennen. Seit mehr als drei Jahrzehnten unterstützt der NABU Projekte zum Schutz von Zugvögeln im Mittelmeerraum durch Finanzhilfen und konkrete Zusammenarbeit vor Ort. Erfolge und Misserfolge dürfen und müssen dabei in gleicher Regelmäßigkeit auf den Prüfstand gestellt werden.
Mit langem Atem
Zugvögel auf ihrem Weg durch das Mittelmeergebiet gegen illegale Bejagung und den Verlust wichtiger Rastplätze zu schützen, braucht große Geduld und langjähriges kontinuierliches Engagement. Dazu gehören auch die stete Fortentwicklung einer Strategie gemeinsam mit lokalen Partnergruppen und die Investition von Sach- und Geldmitteln. Kurzfristiger Aktionismus führt genauso wenig zum Erfolg wie unreflektierte Beschuldigung einzelner Länder oder Nationalitäten.
Betrachten wir die EU-Partnerländer von NABU-Projekten, also Italien, Malta und Zypern, lässt sich die Theorie vereinfacht und doch treffend zusammenfassen: Außerhalb des Rahmens der jeweiligen nationalen Jagdgesetze sind Zugvögel und ihre Rastplätze auf Ebene der Europäischen Union geschützt und dürfen weder durch Leimruten oder Netze gefangen, noch durch Abschuss getötet werden. Jede Form der Jagd, die über das jagdrechtlich Erlaubte hinausgeht – und das ist in der Tat ein erheblicher Anteil der Tötungen – ist illegal und als Wilderei einzustufen.
Theorie und Praxis
Doch die Praxis sieht anders aus. Mit ihrer Forderung nach konsequentem Schutz für Zugvögel werden Naturschützer auf Malta wie auf Zypern an den gesellschaftlichen Rand gedrängt, von Lobbygruppen der Jagdverbände lauthals übertönt und von regionalen Politikern angesichts drohender Wählerstimmenverluste nur vordergründig ernst genommen. Ausreichende Polizeikräfte mit spezifischer Schulung stehen zumeist nicht zur Verfügung. Die durch Jagdverbände geforderte politische Rücksichtnahme bremst die Einsatzmoral der Polizisten zusätzlich aus.
Die Aktiven unserer BirdLife-Partnergruppen in Malta und Zypern empfinden ihren Kampf nicht nur gegen Wilderer, sondern gerade auch gegen Lobbygruppen der Jagdwaffenindustrie oder Jagdverbände als aussichtslos und oft frustrierend. Dabei sind es nicht immer Forderungen nach einer Öffnung des Jagdrechtes, die für Verdruss sorgen, sondern wie beispielsweise aktuell in Südzypern ein Vorstoß der Jagdverbände, Verstöße gegen das Jagdrecht künftig nicht mehr als vor Gericht zu verhandelnde Straftat, sondern nur noch als simple Ordnungswidrigkeit im Bußgeldverfahren zu ahnden.
NABU-Spenden wirken
Dass Jagdverbände nicht immer Gegner sind, sondern auch Partner sein können, zeigen derweil gemeinsame Gremien und Fortbildungsbestrebungen des NABU-Partners Kuşkor in Nordzypern und der Fondazione Mediterranea Falchi, des NABU-Partners in Kalabrien. Jede moralisch-politische Unterstützung von außen empfinden unsere Partnergruppen als kraftspendende Hilfe großer Wichtigkeit. Dabei kommt auch der NABU-Repräsentanz in Brüssel eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.
Die aktuellen Vogelschutz-Camps unserer Partnergruppen auf Malta und Zypern werden durch die finanzielle Unterstützung des NABU zum Teil erst ermöglicht oder zumindest entscheidend gefördert. Neben Paragrafen und offiziellem Schriftverkehr sind es gerade engagierte Naturschützer, die in ihrem Urlaub oder in ihrer Freizeit in organisierten Gruppen die illegale Jagd dokumentieren und durch direkte Intervention oder die Benachrichtigung staatlicher Ordnungskräfte den Verfolgungsdruck für Wilderer oft gegen den Willen der regionalen Politiker aufrecht erhalten.
Spendengelder des NABU, insbesondere Zugvogelpatenschaften, leisten hier einen unersetzlichen Beitrag. In den zurückliegenden Jahren hat der NABU dank Spendengeldern für die Partnergruppen in Süditalien und Nordzypern GPS-Geräte angeschafft. Sie ermöglichen es, Vogelfangplätze besser zu lokalisieren und sie in den Folgejahren wiederzufinden, auch durch neue Mitarbeiter ohne präzise Ortskenntnis.
Schulkinder aufklären
Für den langfristigen Erfolg spielt auch die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort eine wichtige Rolle. Unsere Partnergruppen profitieren dabei von der Erfahrung des NABU. In Kooperation mit BirdLife Zypern entsteht beispielsweise eine filmische Dokumentation von Vogelschutz und Wilderei auf der Insel für eine mehrjährige Aufklärungskampagne an Grund- und Realschulen. Der NABU bringt dabei seine Erfahrungen und Kontakte aus der Produktion einer vergleichbaren Dokumentation in Süditalien ein. Ergänzend wird Lehr- und Aufklärungsmaterial für Schulen entwickelt.
Zurzeit planen BirdLife Zypern und der NABU den Erwerb einer ersten zusammenhängenden Fläche, die in einem wichtigen Zugkorridor angesiedelt ist. Während der NABU die Organisation und Bereitstellung von Spendengeldern verantwortet, wird der lokale Partner die Flächen einzäunen und managen. Ziel ist, in dem Gebiet Mitglieder von Naturschutzgruppen, Schulklassen und Touristen an den Schutz unserer Zugvögel heranzuführen.
von Christoph Hein
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