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Eulengewölle: Aufschlussreiche Speiballen
Beobachtungen an den Winter-Sammelplätzen der Waldohreule
Frost und Schnee lässt im Winter die Waldohreulen zusammen rücken. Sie verlassen ihre Verstecke und treffen sich an Wintersammelplätzen. Nicht selten liegen diese mitten in Großstädten. Trupps mit bis zu mehreren zig Vögeln verschlafen dann den Tag in Gärten, Friedhöfen und Parkanlagen. Oft sind es Nadelbäume, in denen die Eulen Schutz suchen. In entlaubten Bäumen schmiegen sie sich dicht an den Stamm, dass sie mit ihrem rindenbraunen Gefieder kaum auffallen. Von diesen oft jahrelang aufgesuchten Tagesruheplätzen gehen die Eulen in der Abenddämmerung auf Jagd nach Mäusen, Vögeln und Insekten.
An Sammelplätzen lassen sich die sonst versteckt und heimlich lebenden Waldohreulen leicht beobachten. Ruhig sitzen sie auf den Ästen und äugen zum Beobachter herab, denn Eulen sehen auch am Tag gut. Natürlich dürfen die ruhenden Vögel nicht gestört werden, aber einen kurzen Blick kann man wagen. Deutlich sind ihre langen Federohren erkennbar, die immer wieder zu Verwechslungen mit dem viel größeren Uhu führen und lediglich zum Drohen und Imponieren dienen, aber keine Funktion für das Gehör der Eule haben.
Nach einem Blick in den Baum sollte man auch zum Boden sehen: Dort sammeln sich die Speiballen der Eulen, mit denen sie unverdauliche Reste ihrer Beute ausspeien. Diese Gewölle bestehen aus einem zigarrenförmigen Haarballen, in dem Skelettreste der Beutetiere gut erhalten eingebettet sind. Eulen verschlingen ihre Beute ganz oder in großen Stücken und haben wenig aggressive Verdauungssäfte, so dass Haare, Federn, Knochen und Insektenteile unverdaut übrig bleiben und aus dem Magen hochgewürgt und durch den Schnabel ausgespieen werden.
In detektivischer Arbeit zerlegen Forscher Gewölle, um mehr über die Ernährung der Eulen sowie über die Kleinsäugerwelt der Umgebung zu erfahren. Auf diese Weise konnten bereits wichtige Erkenntnisse gewonnen werden.
Auch für Laien kann es spannend sein, Eulengewölle zu pulen. Man zerlegt die Speiballen vorsichtig mit den Fingern oder schwemmt sie in Wasser auf, auf dass sich Haare und Knochen trennen. Aus den Knochenteilen können mit etwas Glück komplette Mäuseskelette rekonstruiert werden. Ganze Schädel, einzelne Unterkiefer, Schneide- und Backenzähne, Wirbelkörper, Rippen, Becken, Arm- und Beinknochen lassen sich identifizieren und auf einem Karton passgenau aufkleben. Wer es ganz genau wissen will, besorgt sich Literatur und lernt vor allem anhand der Kiefer- und Zahnfunde die Kleinsäuger und Vögel zu bestimmen. Am häufigsten finden sich Vertreter der Wühlmäuse (Feld- und Schermaus), Langschwanzmäuse (Hausmaus, Wanderratte, Waldmaus) und Spitzmäuse, gelegentlich auch Schädel von Haussperlingen, Grün- und Buchfinken.
Nicht nur Eulen produzieren Gewölle, auch Greife tun dies - ebenso Reiher, Kormorane, Möwen, Segler, Würger, Kuckuck, Eisvogel, einige Drosseln, Krähen, Watvögel und Störche. Die Gewölle enthalten je nach Art und deren Nahrungserwerb Fischgräten und Teile von Schneckenhäusern, Muscheln und Krebspanzern. Übrigens: Viele NABU-Gruppen haben spezielle Schutzprojekte für Schleiereulen, Steinkäuze, Uhus und andere Eulen. Sie veranstalten dazu Vorträge, Exkursionen und manchmal auch ein "Gewölle-Pulen".
Stefan Bosch
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