Weißstorch mit Küken - Foto: NABU/Christoph Kasulke
Hecheln, baden, koten, faulenzen
So gehen Tiere mit der Sommerhitze um
Hitzeperioden machen nicht nur Menschen, sondern auch den Tieren zu schaffen. Um unbeschadet die hohen Temperaturen zu überstehen, haben einige Tiere eigene Tricks entwickelt. Fell und Federn sind nämlich nicht optimal, um Hitze abzuleiten. „Füchse und Hunde hecheln, um sich Abkühlung zu verschaffen“, sagt NABU-Tierexperte Julian Heiermann. Sie haben keine Schweißdrüsen und sorgen durch Verdunstung für Abkühlung. Sogar viele Vogelarten hecheln, wenn ihnen zu heiß ist. Außerdem suchen sie Badestellen auf. „Wer flache Schalen mit Wasser aufstellt, bekommt eventuell Besuch von Vögeln, die sich in den kleinen Planschbecken erfrischen“, so Heiermann.
Die Wasserschalen müssen jedoch täglich gereinigt werden, damit sich Krankheitserreger nicht vermehren. So gab es in den letzten Jahren zahlreiche Todesfälle bei Grünfinken durch den Parasiten Trichomonas gallinae, der schwere Entzündungen im Schlund und im Rachen der Vögel hervorruft. „Sobald tote oder kranke Vögel gesichtet werden, müssen die Schalen sofort entfernt werden“, warnt Heiermann daher. Reinigen sollte man sie mit heißem klarem Wasser, auf keinen Fall mit Spülmittel, da Rückstände ansonsten von den Vögeln aufgenommen werden könnten.
Der Storch hingegen hat ein eher anrüchiges Kühlsystem entwickelt: Als Sonnenschutz benutzt er flüssigen Kot, mit dem er seine Beine beschmiert. Deshalb erscheinen die Beine der Störche an heißen Sommertagen oft weiß. Das im Kot enthaltene Wasser entzieht beim Verdunsten dem Körper Wärme. „Der Feldhase wiederum hat eine körpereigene Klimaanlage, die über die langen Ohren funktioniert. Er benutzt seine Löffel als Hitzeableiter“, so Heiermann.
Ansonsten machen die meisten Wildtiere genau das, was wir Menschen auch gerne tun oder tun würden: Sie halten tagsüber Siesta in Höhlen oder im kühlen Wald und gehen baden. „Rothirsche und Wildschweine suchen sich mit Wasser gefüllte Gruben – man spricht hier vom Suhlen“, erläutert Heiermann. Die Schlammpackung wehrt lästige Insekten ab und schützt die Haut vor Austrocknung. Hirsche nehmen an heißen Tagen gerne ein Bad in tiefen Gewässern. Rehe hingegen meiden selbst bei allergrößter Hitze das Wasser, sie suchen lieber Abkühlung im schattigen Wald und bewegen sich tagsüber wenig.
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Erfrischung für Insekten
Ab einer Körpertemperatur von 40 Grad Celsius wird es auch für Insekten zu heiß. Die Tiere können nicht mehr richtig fliegen, weil ihre Muskelkraft rapide abnimmt. Sie brauchen dringend eine Abkühlung. Weil sie das selbst nicht können, greifen sie zur Abkühlung im Hochsommer deshalb in die Trickkiste der Thermodynamik.
Einige Libellen richten ihr Hinterteil wie in einem Handstand direkt auf die Sonne aus. Dadurch wird ihre Körperoberfläche minimiert. Die vertikale Ausrichtung erinnert an einen Obelisken. Deshalb auch der Name: Obelisken-Stellung.
Auch Schmetterlinge haben ausgefeilte Techniken: Die Männchen des Gemeinen Bläulings, auch Hauhechel-Bläuling genannt, machen sich beispielsweise im heißen Sommer die Reflexion zunutze. Sie schicken die brennenden Sonnenstrahlen einfach wieder zurück. Die Flügeloberfläche weist die Energie ab, so dass sich die Flügel nicht so schnell aufheizen.
Hummeln beherrschen das Prinzip Wärmeaustausch, sie können zwischen zwei verschiedenen Programmen wählen. Denn im Hochsommer wäre diese Wärmespeicherung für die Hummel schädlich. Die Hitze würde sich in der Brust stauen, ab 44 Grad Celsius wäre das Insekt flugunfähig.
Deshalb wechselt es das Programm: Das Blut strömt an der Taille nun nicht mehr gleichzeitig ein und aus. Infolge einer Verengung kann es nur noch entweder ein- oder ausströmen. So wird das heiße Blut komplett in den Hinterleib gepumpt. Der Flugwind kühlt es dort ab, bevor es in die Brust zurückströmt. Diese Programmwahl ist leicht am pulsierenden Hinterleib zu erkennen.
Im Sommer kann es im Nest von Honigbienen, Hornissen oder Wespen sehr heiß werden; Wasser ist für sie lebensnotwendig. Wespen haben sich auf die Raumklimatisierung mittels Verdunstungskälte spezialisiert. In ihrem Nest aus Papiermasse halten sie auch im Hochsommer eine Temperatur von 30 Grad Celsius. Während die Nest-Temperatur recht stabil ist, kann es unter Dächern oder in Schuppen sehr schnell warm werden. Droht es zu heiß und stickig zu werden, schwärmen die gelb-schwarzen Tiere aus. Sie steuern Teiche oder Vogeltränken an und landen am Wasserrand.
Zunächst benetzen die Tiere sich selbst mit Wasser. Der Wasserfilm verdunstet auf ihrem Körper und kühlt sie. Der erfrischende Effekt entsteht, weil die Wasserteilchen ein bisschen Körperwärme mitnehmen, wenn sie als Wasserdampf in die Luft steigen. Diese Verdunstungskälte spüren auch Menschen beim Schwitzen. Physikalisch betrachtet ist dies die Energie, die die Wasserteilchen benötigen, um sich aus dem flüssigen Verband zu lösen.
Die Wespen transportieren nach der Abkühlung Wasser zum Nest. Sie befeuchten die Waben und vibrieren dabei mit den Flügeln. Durch das Fächeln strömt die feuchte Luft hinaus und trockene strömt ein. Die trockene Luft kann die Wasserteilchen leichter aufnehmen. Dies beschleunigt die Verdunstung und steigert den Kühleffekt. Stark feuchte Luft nimmt zwar auch Wasser auf, gleichzeitig kondensieren aber wieder Wassertröpfchen. Dabei gibt das Wasser die Verdunstungsenergie wieder zurück. So funktioniert die Klimaanlage der Wespen nur bei guter Durchlüftung tadellos.
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