Symbol für Schönheit und Anmut: Der Höckerschwan. - Foto: Frank Derer
Wasservögel entdecken
Welche Arten finde ich in Städten und Dörfern?
Wasservögel leben an Seen, Flüssen und Bächen. Um sie zu treffen, müssen es keine abgelegenen Gewässer in wilder, unberührter Natur sein. Oft reicht schon der Teich im Stadtpark oder ein innerstädtischer Flussabschnitt, um eine Vielzahl an Wasservogelarten zu entdecken. Ideale Beobachtungspunkte sind Dorf- und Parkteiche, Binnenseen unterschiedlichster Größe, Brücken, Landungsstege, Hafenanlagen oder Uferwege. Häufig werden auch Beobachtungsstände an besonders geeigneten Stellen angelegt.
Im Winter finden sich oft beachtliche Vogelmassen auf innerstädtischen Wasserflächen ein, die sich dort füttern und aus nächster Nähe beobachten lassen. Aber auch im Frühling und Sommer hat man gute Chancen, an solchen Plätzen Wasservögel beim Brüten und der Jungenaufzucht zu erleben – halten Sie beim nächsten Spaziergang die Augen offen und achten Sie nicht nur auf die Wasserfläche, sondern besonders auf Uferzonen und Randbereiche der Gewässer.
Um den Einstieg in die Wasservogel-Familien zu erleichtern, stellen wir häufige und einfach zu beobachtende Vertreter der Enten, Gänse, Schwäne, Rallen, Möwen und Reiher vor. Die beschriebenen Gefiederfärbungen beziehen sich auf das Frühjahr und den Sommer. Im Herbst und Winter kann das Aussehen der Vögel deutlich abweichen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, das Bestimmen von Enten, Tauchern, Gänsen und Möwen kann mitunter schwierig sein. Denn viele Arten sind jahreszeitlich unterschiedlich gefärbt, häufig werden fremdländische Wassergeflügelarten ausgesetzt und vor allem bei Enten kommen Kreuzungen („Bastardierungen“) mit anderen Arten vor. Jedenfalls lohnt es sich, genau hinzuschauen und die interessanten Lebensweisen der Wasservögel genauer zu verfolgen. Bieten sie doch unmittelbar vor unserer Haustüre eine Abwechslung und völlig neue Aspekte gegenüber den gängigeren Garten- und Parkvögeln.
Höckerschwan
Majestätischer Entenvogel mit markantem Schnabel
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Der namensgebende schwarze Höcker ist beim Männchen ausgeprägter als bei weiblichen Schwänen. - Foto: Frank Derer
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Im Flug erzeugen Höckerschwäne ein singend-pfeifendes Fluggeräusch, ... - Foto: Frank Derer
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... während auf dem Wasser und an Land nur fauchende und zischende Laute möglich sind. - Foto: Frank Derer
Eine imposante und unverwechselbare Erscheinung ist der Höckerschwan. Der große weiße Vogel mit langem Hals, rot-orangem Schnabel und bis zu 2,4 Metern Spannweite kommt an Seen, Parkgewässern oder Flüssen und im Winter zur Nahrungssuche auf Wiesen und Feldern oft in größerer Zahl vor. Bei Männchen ist der schwarze Höcker an der Schnabelbasis größer und ausgeprägter als bei Weibchen. Akustisch hat der Höckerschwan außer Zischen und Fauchen wenig zu bieten. Deshalb wird er im englischen – im Gegensatz zum Singschwan – der „stumme Schwan“ genannt. Im Flug allerdings, in den Höckerschwäne auf dem Wasser erst schwerfällig „anlaufen“ müssen, kann man ein lautes, singend-pfeifendes Fluggeräusch hören. Dieses faszinierende Schwingenpfeifen soll Wagner zum Walkürenritt inspiriert haben.
Meistens schwimmen Höckerschwäne mit leicht s-förmig gebogenem Hals sehr erhaben und majestätisch wirkend. Zur Brutzeit können sie ziemlich aggressiv gegen andere Schwäne, Wasservögel und Menschen werden. Mit aufgestellten Flügeln und zurückgelegtem Hals schwimmen oder gehen sie dann drohend und kraftvoll flügelschlagend auf Reviereindringlinge zu.
Stockente
Die weit verbreitete und leicht zu erkennende Schwimmente
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Männliche Stockenten haben einen auffallig grün-blau schimmernden Kopf. - Foto: Frank Derer
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Weibchen haben ein eher unscheinbares Aussehen. - Foto: Frank Derer
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Stockenten können bis zu 110 Kilometer pro Stunde fliegen. - Foto: Frank Derer
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Am wohlsten fühlen sich die typischen Schwimmenten jedoch im Wasser, wo sie nach Nahrung „gründeln“ können. - Foto: Frank Derer
Der häufigste und bekannteste Wasservogel ist die Stockente, die alle Gewässerarten bewohnt, sofern sie nur genügend Deckung bieten. Stockenten sind typische Schwimmenten (im Vergleich zu den Tauchenten): Ihr Rumpf liegt hoch im Wasser und zur Nahrungssuche taucht nur der Oberkörper gemäß dem Motto „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh“ unter Wasser. Bei diesem „Gründeln“ suchen die Enten unter Wasser nach Wasser- und Sumpfpflanzen, Würmern, Schnecken, Kleinkrebsen und Insekten, von denen sie sich ernähren.
Erpel, die männlichen Stockenten, haben einen grün-blau schimmernden Kopf, den ein weißer Halsring vom Körper trennt. Brust und Rücken sind braun gemustert. Sowohl im Flug als auch bei angelegten Flügeln kann man gut den an beiden Seiten von einer weiß-schwarzen Binde eingerahmten blauen „Flügelspiegel“ sehen. Schaut man noch genauer hin, entdeckt man die Erpellocken: Das sind die mittleren Schwanzfedern, deren Spitzen lockenartig eingerollt sind. Der Schnabel ist gelb und die Beine sind orangerot. Gegenüber dieser Farbenfülle sind die Weibchen als Bodenbrüter unscheinbar braun, haben einen dunklen Schnabelfirst und ebenfalls einen blauen Flügelspiegel. Stockenten rufen oft laut „räb-räb“ und vollführen im Herbst eine Gruppenbalz. Mitunter gibt es bunt oder kurios aussehende Stockenten, bei denen es sich um so genannte Hybriden beziehungsweise Kreuzungen mit anderen Entenarten handelt. Da ist es manchmal eine echte Herausforderung, anhand des Bestimmungsbuches herauszufinden, wer da an der Elternschaft beteiligt gewesen sein könnte...
Graugans
Unsere größte heimische Wildgansart
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Graugänse sind tag- und nachtaktiv. - Foto: Frank Derer
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Sie haben eine Flügelspannweite von 1,60 Metern. - Foto: Frank Derer
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Der relativ große orangefarbene Schnabel ist typisch für Graugänse. - Foto: Frank Derer
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Seit einigen Jahrzehnten verbringt der ursprüngliche Zugvogel die Winter immer häufiger in Europa. - Foto: Frank Derer
Gänse sind große kompakte Wasservögel mit mittellangen Hälsen. So wie die Stockente Stammform der Hausente ist, ist die Graugans Stammform der Hausgans. Mit 1,60 Metern Spannweite ist die Graugans unsere größte Wildgansart. Sie sind oberseits braungrau, haben einen blaßorangen Schnabel und zeigen im Flug helle Vorderflügel. Sie ernähren sich überwiegend an Land und weiden Land-, gelegentlich auch Wasserpflanzen ab. Ihre abendlichen Flüge im Trupp mit lauten „gang-gang-gang“-Rufen sind ein beeindruckendes Erlebnis, das mit der Etablierung örtlicher Populationen zunehmend auch an Parkgewässern möglich ist.
Haubentaucher
Schlanker Wasservogel mit langem Atem
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Haubentaucher haben ein schlankes, stromlinienförmiges Aussehen. - Foto: Frank Derer
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Und auch am auffälligen zweigeteilten Schopf kann man sie leicht erkennen. - Foto: Frank Derer
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Bei ihren bis zu einminütigen Tauchgängen ... - Foto: Frank Derer
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... erbeuten Haubentaucher am liebsten kleine Fische. - Foto: Frank Derer
Hat man einen stockentengroßen, schlanken, braun-weißen Wasservogel mit langem dünnen Hals entdeckt, der plötzlich spurlos verschwinden ist, dann war es der Haubentaucher. Er und seine Verwandten können mithilfe ihres stromlinienförmigen Körpers und mit Schwimmlappen versehenen Zehen extrem gut und ausdauernd tauchen. An schilfgesäumten Gewässern sind Haubentaucher häufig zuhause. Sie sind nicht sehr scheu und schwimmen oft mitten auf offener Wasserfläche – bis sie wieder abgetaucht sind. Den Kopf sollte man sich genauer ansehen: Er trägt einen auffälligen zweigeteilten Schopf sowie eine braune Halskrause plus Backenbart. Mit dem roten Schnabel erbeuten Haubentaucher bei ihren Tauchgängen kleine Fische. Die ausgeprägten Balzrituale sind im Frühjahr ein spektakuläres Ereignis. Haubentaucher brüten im Schilfsaum auf einem aus Pflanzenteilen aufgeschichteten, schwimmenden Nest. Die Jungvögel betteln lautstark ihre auftauchenden Eltern an und manchmal schwimmen sie ein Stück huckepack auf dem Rücken ihrer Mutter mit.
Bläss- und Teichhuhn
Wasservögel mit auffallenden Stirnplatten
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Besonders auffallend an dem rundlichen, schwarzen Blässhuhn ... - Foto: Frank Derer
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... ist die leuchtendweiße Stirnplatte mit dem weißen Schnabel. - Foto: Frank Derer
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Das taubengroße Teichhuhn dagegen fällt durch ein rotes Stirnschild mit rotem Schnabel auf. - Foto: Frank Derer
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Und es hält sich häufig am Ufer auf. - Foto: Frank Derer
Zwei Vertreter der Rallen-Familie sind an unseren Gewässern häufiger anzutreffen, das Bläss- und das Teichhuhn. Das Blässhuhn ist ein schwarzer rundlicher Wasservogel. Auffällig und unverwechselbar sind die roten Augen, eine weiße Stirnplatte und der weiße Schnabel. Blässhühner lieben nährstoffreiche Gewässer mit offenem Wasser und Ufervegetation, in der sie brüten. In der Brutzeit sind Blässhühner nicht nur ruffreudig, sondern auch sehr territorial und verweisen jeden Revierkonkurrenten mit drohend aufgestellten Flügeln und auf die Wasseroberfläche abgesenktem Kopf in die Schranken. Zum Starten müssen sie (ähnlich wie ein Höckerschwan) ein Stück flügelschlagend und wasserspritzend übers Wasser rennen. Sie ernähren sich von Pflanzen und Kleintieren, lassen sich aber auch gerne füttern und äsen manchmal auf wassernahen Wiesen. Im Winter sind Blässhühner oft in großer Zahl mit Enten vergesellschaftet.
Kleiner und schlanker ist das taubengroße Teichhuhn mit seiner bunten Färbung und eigenartigen Fortbewegung. Der hühnerähnliche Körper ist grauschwarz mit einer olivbraunen Oberseite. Das Gesicht bilden rote Augen, ein rotes Stirnschild mit rotem Schnabel, der mit einer gelben Spitze endet. Die langen grünen Beine und Zehen enden mit einem rotgelben Ring am Fersengelenk. Der Schwanz ist kurz und wird oft nach oben zeigend oder wippend „gestelzt“. Und hat man das Teichhuhn schwimmen gesehen, vergisst man es nie wieder: Kopfnickend und schwanzzuckend kommt es ziemlich „ruckelig“ daher. Teichhühner leben oft heimlich und bevorzugen die Deckung der Ufervegetation. Andererseits schwimmen sie auch gerne auf offenem Wasser, laufen über freie Flächen und lassen sich füttern. Mit ihren langen Beinen klettern sie geschickt im Uferbewuchs und laufen behände und schnell. Sie ernähren sich von Samen und Früchten der Wasserpflanzen, Grasspitzen, Insekten und Weichtieren. Die Jungvögel sind ebenfalls auffallend bunt und wuseln im Pulk mit den Altvögel am Ufersaum entlang.
Lachmöwe
Häufigster Vertreter der Möwen-Familie im Binnenland
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Die Lachmöwe trägt im Winter ein schlichtes Kleid. - Foto: Frank Derer
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Im Sommer ist sie dagegen durch eine markante braune Kopfmaske leicht zu erkennen. - Foto: Frank Derer
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Schnabel und Beine dagegen ... - Foto: Frank Derer
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... sind auffallend rot gefärbt. - Foto: Frank Derer
Die Bestimmung von Möwen, insbesondere Großmöwen, ist ein schwieriges Kapitel. In Städten mit Flussläufen oder Seen fällt die Bestimmung indes leicht. Hier ist als häufigste Möwe im Binnenland die Lachmöwe anzutreffen. Die kleine weiße Möwe hat im Winter einen weißen Kopf mit schwarzbraunem Ohrfleck und trägt im Sommer eine schwarzbraune Kopfmaske. Ihre Beine und der Schnabel sind rot. Lachmöwen sind meist zu mehreren unterwegs und am lauten Möwengekreische von weitem zu erkennen. Am Ufer nehmen sie gerne Futte; selbst wenn es in die Luft geworfen wird, schnappen sie es geschickt im Flug. Der Name hat übrigens nichts mit fröhlichen Lautäußerungen zu tun, sondern nimmt auf kleine Feuchtgebiete (Lachen) Bezug, an denen die Art gerne in Kolonien brütet.
Graureiher
Geschickter Fischer mit ungewöhnlicher Flugsilhouette
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Ihren Namen verdanken Graureiher der überwiegend grauen Färbung, ... Foto: Frank Derer
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... die am Kopf durch zwei schwarze Nackenfedern unterbrochen wird. - Foto: Frank Derer
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Die Lebensraumgeneralisten leben sowohl im Landesinneren als auch in Küstenregionen. - Foto: Frank Derer
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Im Flug erkennt man Graureiher an der typischen Körperhaltung mit eingezogenem Kopf. - Foto: Frank Derer
Zu den Schreitvögeln zählt der gut einen Meter hohe und bis 1,75 Meter Spannweite messende Graureiher, der manchmal mit Störchen oder Kranichen verwechselt wird. Graureiher sind kleiner als der Weißstorch, überwiegend grau, an Kopf und Hals weiß gefärbt und haben weder rote Beine noch rote Schnäbel. Stattdessen zieren den Graureiherkopf zwei schwarze Nackenfedern und ein gelber Schnabel. Graureiher fliegen mit eingezogenem Hals und schaufelnden Flügelschlägen. Zur Nahrungssuche schreiten sie über Wiesen, Felder oder im Flachwasser und lauert oft lange völlig unbeweglich stehend bis er mit dem Schnabel zustößt. Neben Kleinfischen verzehren Graureiher auch häufig Mäuse, Spitzmäuse und Maulwürfe. Im Flug rufen Reiher laut und heiser krächzend. Dank der Bestandserholung brüten Graureiher in kleinen Kolonien in hohen Bäumen sogar wieder in manchen Städten. Oft kann man Graureiher an Teichen, an Straßenrändern oder im Zoo bei der Seehundfütterung entdecken, wenn sie dort versuchen, sich einen Fisch zu schnappen.
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