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Über die Ausbreitung der Türkentaube in Europa
Die eintönigen Rufe der weißgrauen Taube mit dem schwarzen Nackenring tönen heute in fast jeder Stadt und jedem Dorf von Fernsehantennen und Schornsteinen herab. Dabei ist es noch keine fünfzig Jahre her, dass die ersten Türkentauben in Deutschland gesichtet wurden. Soweit heute noch nachzuvollziehen, kam diese Art ursprünglich von Vorderasien bis Westchina im Osten und Ceylon im Süden vor. Wohl erst seit dem achtzehnten Jahrhundert ist sie in Kleinasien heimisch. In Europa erreichte sie auf dem Balkan und Griechenland um 1880 ihre vorerst weiteste Verbreitung, vermutlich infolge Einbürgerung durch die türkischen Eroberer.
Vogel des Jahres 2020
Da diese Seite gerade auffallend häufig geklickt wird: Nicht die Türkentaube ist zum Vogel des Jahres 2020 gekürt worden, sondern die Turteltaube – ähnlicher Name, ähnliches Aussehen, anderer Vogel.
Wie heute noch in manchen Gebieten des Orients, stand die Art bei den Moslems in hohem Ansehen. Die Grenze des Osmanischen Reiches überschritt sie nach Westen allerdings nie, und während des Zusammenbruchs des Reiches bis zum Ersten Weltkrieg richtete sich der Zorn gegen die einstmalige Kolonialmacht nun auf die unschuldige Taube. In vielen Gebieten wurde sie vollständig ausgerottet, nur in Orten mit islamischer Bevölkerung wie Sarajevo und Mostar konnte sie überleben.
Als 1930 der Siegeszug westwärts begann, war das europäische Areal der Taube aus dem Morgenland immer noch auf den Südosten des Balkans beschränkt. In den folgenden Jahren dehnte die Taube ihre Verbreitung jährlich um etwa zwei Prozent der Fläche des Kontinents aus. 1939 hatte sie den Neusiedler See erreicht, 1948 schon die norddeutsche Tiefebene. 1955 schließlich war Mitteleuropa zum Zentrum des außerasiatischen Areals geworden, erst im Laufe der siebziger Jahre verlangsamte sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit. In nur 40 Jahren hatte sich das europäische Areal der Türkentaube auf etwa drei Millionen Quadratkilometer verfünfzehnfacht.
Die Ausbreitung erfolgt oft nach demselben Muster: Zuerst entsteht ein Netz isolierter Vorposten, die bis zu 200 Kilometer von der Grenze des geschlossenen Vorkommen entfernt sind. Von den Vorposten aus wird dann allmählich das Umland besiedelt und schließlich werden die Verbreitungslücken geschlossen. Heute besiedelt die Türkentaube ganz Mittel- und Osteuropa, Großbritannien sowie weite Teile Italiens und Frankreichs. In jüngerer Zeit gelangen zögernde, aber von der Distanz her beträchtliche Vorstöße in Südfrankreich und Nordspanien, in Skandinavien - wo sie in Norwegen sogar über den Polarkreis vorstieß - und vor allem im Osten, wo die Ausbreitungswelle die Linie Estland-Krim schon weit hinter sich gelassen hat.
In Europa ist die Bindung der Türkentaube an den Menschen nach wie vor sehr eng. Fast ausnahmslos Standvogel, bewohnt sie die dicht besiedelten Ballungsräume, seltener auch Dörfer und Bauernhöfe. Die Siedlungsstruktur hat einen erheblichen Einfluss auf die Bestandsdichte der Türkentaube. In Ein- und Mehrfamilienhausgebieten liegt die Bestandsdichte im Schnitt fast doppelt so hoch wie in den Innenstädten mit geringem Grünanteil. Außerhalb der Brutsaison bilden Türkentauben große Schlafplatzgemeinschaften, die über hundert Tiere umfassen können. Die Vögel suchen regelmäßig die gleichen Schlaf-Äste auf.
Im Vorfrühling, oft bereits im Februar, beginnen die Männchen mit Balzflügen und dem charakteristischen dreisilbigen Revierruf "gu-guu gu" - mit Betonung auf der zweiten Silbe - ihre Reviere abzustecken und Weibchen anzulocken. Die Türkentauben führen zwar nur eine Saisonehe, begünstigt durch persönliches Erkennen der Partner und ihre Reviertreue scheint das erneute Zusammenfinden im nächsten Jahr aber recht häufig zu sein. Bei günstiger Witterung und gutem Nahrungsangebot suchen die Tauben auch außerhalb der Brutzeit ihre angestammten Reviere auf.
Ein auffälliges Balzritual ist das Nistplatzzeigen, wobei das Männchen an verschiedenen geeigneten Nistplätzen in Büschen und Bäumen verharrt und in charakteristischer Haltung mit Nestrufen das Weibchen von der Qualität des Platzes zu überzeugen versucht. Haben sich beide schließlich auf einen Nistplatz geeinigt, beginnt der arbeitsteilige Nestbau. In nur zwei bis vier Tagen ist die dünne Plattform aus feinen Zweigen vollendet. Die Türkentaube nistet bei uns vorzugsweise in Bäumen und Büschen, aber auch an Gebäuden.
Bereits im März werden die ersten Eier gelegt. Wie bei allen einheimischen Taubenarten besteht das Gelege in der Regel aus zwei Eiern, die im Abstand von zwei Tagen gelegt werden. Beide Eltern brüten, wobei das Weibchen den Hauptteil übernimmt. Bereits zwei Wochen nach Ablage des zweiten Eies sind im Idealfall beide Jungvögel geschlüpft. Tatsächlich aber führt nur jedes dritte Ei zu einem flüggen Jungvogel. Wie gelang der Türkentaube die rasche Ausbreitung trotz dieses doch recht langwierigen Brutzyklus und dem geringen Bruterfolg?
Entscheidend sind zwei Faktoren: Da ist zum einen die sehr lange Brutsaison, die sich regelmäßig bis in den September hineinzieht - regional sind in milden Wintern sogar Winterbruten möglich. Andererseits setzt die Geschlechtsreife sehr früh ein. Weibchen können bereits drei bis vier Monate nach dem Schlüpfen selber mit dem Brutgeschäft beginnen. Im Schnitt unternehmen sie zwei bis vier Bruten pro Jahr, im Extremfall sogar acht.
All das erlaubt den rund 200 Gramm schweren Vögeln, in neuen Gebieten mit günstigem Nahrungsangebot und geringem Feinddruck in kurzer Zeit starke Populationen aufzubauen und eine große Zahl an "Auswanderern" zu liefern. Türkentauben ernähren sich von Körnern und Sämereien. Möglicherweise hat deshalb auch der seit Kriegsende rapide gestiegene Maisanbau entscheidend zur Ausbreitung der Türkentaube beigetragen. Das milde Klima in den Städten mit einem ganzjährigen Nahrungsangebot und das Fehlen ernsthafter Konkurrenten sind weitere begünstigende Gründe. Türkentauben können normalerweise bis zu neun Jahre alt werden, eine in Gefangenschaft gehaltene Taube im Zoo Basel wurde über fünfundzwanzig Jahre alt.
Schwarzer Ring, weißer Fleck, grüner Fleck.… Am Nacken lassen sich unsere wildlebenden Taubenarten am besten identifizieren. Knifflig kann es bei den von der Felsentaube abstammenden Straßentauben werden, wenn verwilderte Zuchttauben eingekreuzt sind. Mehr →
Türkentauben wirken sehr elegant. In den pastelligen, sandfarbenen Tönen des Gefieders setzen der schwarze Nackenring und die roten Augen deutliche Farbakzente. Wenn sie fliegen, sieht man die weißen Spitzen der langen Schwanzfedern der schlanken Wildtaube. Mehr →