8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Eulengewölle: Aufschlussreiche Speiballen
Beobachtungen an den Winter-Sammelplätzen der Waldohreule
Frost und Schnee lässt im Winter die Waldohreulen zusammen rücken: Sie verlassen ihre Verstecke und treffen sich an Wintersammelplätzen. Die Vögel verschlafen dann den Tag in Gärten, Friedhöfen und Parkanlagen. Von diesen oft jahrelang aufgesuchten Tagesruheplätzen gehen die Eulen in der Abenddämmerung auf Jagd nach Mäusen, Vögeln und Insekten.
An Sammelplätzen lassen sich die sonst versteckt und heimlich lebenden Waldohreulen leicht beobachten. Ruhig sitzen sie auf den Ästen und äugen zum Beobachter herab, denn Eulen sehen auch am Tag gut. Natürlich dürfen die ruhenden Vögel nicht gestört werden, aber einen kurzen Blick kann man wagen.
Nach einem Blick in den Baum sollte man auch zum Boden sehen: Dort sammeln sich die Speiballen der Eulen, mit denen sie unverdauliche Reste ihrer Beute ausspeien. Diese Gewölle bestehen aus einem zigarrenförmigen Haarballen, in dem Skelettreste der Beutetiere gut erhalten eingebettet sind. Eulen verschlingen ihre Beute ganz oder in großen Stücken und haben wenig aggressive Verdauungssäfte, so dass Haare, Federn, Knochen und Insektenteile unverdaut übrig bleiben, aus dem Magen hochgewürgt und durch den Schnabel ausgespieen werden.
In detektivischer Arbeit zerlegen Forscher Gewölle, um mehr über die Ernährung der Eulen sowie über die Kleinsäuger-Fauna der Umgebung zu erfahren. Auf diese Weise können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden.
Auch für Laien kann es spannend sein, Eulengewölle zu pulen. Man zerlegt die Speiballen vorsichtig mit den Fingern oder schwemmt sie in Wasser auf, auf dass sich Haare und Knochen trennen. Aus den Knochenteilen können mit etwas Glück komplette Mäuseskelette rekonstruiert werden: ganze Schädel, einzelne Unterkiefer, Schneide- und Backenzähne, Wirbelkörper, Rippen, Becken, Arm- und Beinknochen lassen sich identifizieren und auf einem Karton passgenau aufkleben. Wer es ganz genau wissen will, besorgt sich Literatur und lernt vor allem anhand der Kiefer- und Zahnfunde die Kleinsäuger und Vögel zu bestimmen.
Gewölle produzieren übrigens auch Greifvögel, Reiher, Kormorane, Möwen, Segler, Würger, Kuckuck, Eisvogel, einige Drosseln, Krähen, Watvögel und Störche. Sie enthalten je nach Art und deren Nahrungserwerb Fischgräten und Teile von Schneckenhäusern, Muscheln und Krebspanzern.
von Stefan Bosch