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Im Winter steht die Stadt bei vielen Vögeln hoch im Kurs
Bei manchen norwegischen Berghänflingen scheint die Hamburger Innenstadt ein Geheimtipp für erfolgreiches Überwintern zu sein. Ab Ende Oktober finden sie sich ein und viele Jahre lang war "Lange Mühren 9" eine bevorzugte Adresse. Inzwischen haben einige etwas Feineres entdeckt: Sie nutzen die Fassade des Rathauses als komfortables Logis für kalte Winternächte.
Anders als Mallorca-Urlauber verreisen die spatzengroßen Hänflinge nicht zum Vergnügen, sondern um ihr Überleben zu sichern. Statt wie andere ihrer Art im Winter im offenen Gelände am Boden oder in Büschen zu nächtigen, haben die Hamburg-Fans die Vorzüge einer gut geheizten Stadt mit verschiedensten Futterquellen schätzen gelernt.
Stammplatz in der Innenstadt
Sie sind damit nicht allein. Auch andere in Nordeuropa brütende Vögel, wie Bergfink, Fichtenkreuzschnabel, Birken- und Erlenzeisig, weichen vor der bitteren Kälte des Nordens in unsere Breiten aus und lassen sich ebenfalls in den Städten sehen. Ein mit seinem bunten Federkleid besonders auffälliger Wintergast ist der Seidenschwanz, der sporadisch in größerer Zahl zu uns kommt, wenn in seiner Heimat die Ebereschen zuwenig Vogelbeeren angesetzt haben.
Bei Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Singdrossel, Zilpzalp und anderen Zugvögeln, die bei uns den Sommer verbringen, sind Anfänge des Trends zu beobachten, sich die strapaziöse und gefahrvolle Reise in den Süden zu ersparen und statt dessen in den wohl temperierten Städten zu bleiben. In Hamburg hat man die Beobachtung gemacht, dass die eine oder andere der überwinternden Mönchsgrasmücken eine Vorliebe für bestimmte Gärten entwickelt hat, denn sie verbringt dort anscheinend Jahr für Jahr die kalte Jahreszeit.
Höhere Überlebenschancen
Die Magnetwirkung der städtischen Lebensräume zeigt sich auch bei ständig in unseren Breiten lebenden Vogelarten: In harten Wintern finden sich in der Stadt viele Amseln, Stockenten und andere Vögel ein, denen es im Umland mit den verschneiten Flächen und zugefrorenen Gewässern zu unwirtlich geworden ist. Die verbreitete Winterfütterung trägt gewiss ihren Teil zur Attraktivität der Stadt bei.
Da im Winter die Temperatur in der Stadt immer etwas höher ist als Umland, steigen die Überlebenschancen für Vögel. Ein guter Beleg dafür ist die Entwicklung des Zaunkönigbestands in Hamburg nach dem besonders kalten Winter 1995/96. Zählungen auf Probeflächen ergaben, dass der Bestand auf dem Land um mehr als die Hälfte zurückging, während er in der Stadt nur unwesentlich abnahm. Dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass die dichte Bebauung sowie die Bepflanzung der Gärten und Parks für Windschutz sorgen und Wärmeinseln entstehen lassen.
Eisfreie Teiche locken
Wasservögel zieht es im Winter zu städtischen Gewässern, weil diese nicht so leicht zufrieren wie Weiher, Teiche und Seen in der freien Natur. Hier können sie noch gründeln und tauchen und zudem darauf hoffen, von Spaziergängern gefüttert zu werden. Auch an zugefrorenen Gewässern wird weitergefüttert, und zur Freude, etwas Gutes tun zu können, kommt vielleicht der Spaß hinzu, eine landende Ente übers Eis glitschen zu sehen. Unterhaltsam ist es auch immer, Brotbrocken in die Luft zu werfen und den hungrigen Lachmöwen bei ihren akrobatischen Flugmanövern zuzusehen. Den größeren Teil des Jahres verbringen sie an stadtfernen Gewässern, doch im Winter steuern sie gern die Städte an, wo sich immer das eine oder andere zu fressen findet.
Ein typisches Winterbild sind auch die Krähenschwärme, die zweimal am Tag über die Dächer hinwegziehen. Morgens sind sie vielleicht auf dem Weg zu einer Mülldeponie am Stadtrand oder im näheren Umland, wo sie - wie auch die Lachmöwen - von der Hinterlassenschaft der Wegwerfgesellschaft profitieren. Abends streben sie ihrem Nachtquartier, ihren Schlafbäumen zu. Dort nächtigen sie in großer Zahl und bleiben ihnen über Jahre hinweg treu.
Vagabundierende Trupps
Ein anderes Winterbild: In einem Baum einer Birken- und Erlenreihe an einem Wasserlauf haben sich viele kleine Vögel versammelt. Mit unablässigem zarten Gezwitscher turnen sie emsig im Gezweig herum und tun sich an Samen und Blattknospen gütlich. Genaueres Hinsehen und Hinhören ergibt, dass der vielzählige Trupp hauptsächlich aus Zeisigen sowie vereinzelten Finken anderer Arten und Meisen besteht. Sie haben sich zu einer Zweckgemeinschaft auf Zeit zusammengefunden. Ein solcher Trupp vagabundiert von einer ergiebigen Nahrungsquelle zur anderen. Seine Zusammensetzung ist nicht konstant, und vielfach löst er sich bald wieder auf. Das gemeinschaftliche Handeln ist nur in der kalten Jahreszeit möglich, weil dann für diese Vögel Reviergrenzen keine Rolle zu spielen scheinen.
Das Vagabundieren ist im Winter auch bei anderen Vogelarten zu beobachten. In kleinen, vielfach aus Familienmitgliedern bestehenden Trupps streifen Schwanzmeisen umher, wobei sie ihr Streifrevier gegen andere Schwanzmeisentrupps verteidigen. Einzeln oder in kleinen Trupps sind Eichelhäher unterwegs; ihr Streifgebiet scheint für sie nicht die Bedeutung eines zu verteidigenden Reviers zu haben.
Flucht vor Silvesterböllern
Nach Ansicht des Berliner Ornithologen Klaus Witt lässt die winterliche Verteilung der Vögel den städtischen Raum als Konzentrationsbereich erkennen. Hauptgründe hierfür sind das günstige Klima, das vielfältige Nahrungsangebot und die vielen Schutzmöglichkeiten. Verkehrslärm, die Fülle an künstlichem Licht und die Nähe des Menschen werden in Kauf genommen. Temperatur und Licht bringen aber auch manchen Vogel und seinen Hormonhaushalt durcheinander. So tun es Amseln und Stare gelegentlich den Rotkehlchen nach und lassen ihren Gesang im Winter hören. Vereinzelt versuchen sie sogar zu brüten. Mit all der Toleranz den Zumutungen des Stadtlebens gegenüber ist es aber wohl erst einmal vorbei, wenn zu Silvester die Knallerei losgeht. Viele Stockenten etwa verlassen fluchtartig die Stadt, und Vögel, die dennoch bleiben, sind gründlich um den Schlaf gebracht.
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