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Jetzt informieren!Von Starentopf bis Holzbeton
Zu Besuch im Nistkastenmuseum
Hunderte verschiedenster Nistkästen füllen die Regale in dem kleinen Fachwerkhaus in Ringschnait bei Biberach an der Riß. Ich bin im Nistkasten-Museum und Gerhard Föhr führt mich durch seine in dieser Art weltweit einzigartige Sammlung.
Ein Museum für Nistkästen? Das klingt zunächst kurios, doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass jedes Nistkastenmodell seine Geschichte hat und das Streben der Menschen dokumentiert, bestimmte Vogelarten durch Bruthilfen zu fördern: Ob aus Holz, Holzbeton, Kunststoff oder anderen Materialien, dazu vielfältigste Bauvarianten und technische Details verdeutlichen den Ideenreichtum der Konstrukteure. Föhr zeigt eine breite Palette. Man findet sinnvolle, allgemein bekannte, spezielle, aber auch ungeeignete oder gar gefährliche Kastenmodelle und kann dabei auch historische Entwicklungen im praktischen Vogelschutz nachvollziehen.
Die Geschichte der Nistkästen lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals hängte man in den Niederlanden an Gebäuden irdene Starentöpfe auf - aber nicht um den Vögeln zu helfen sondern um einfach an Frischfleisch zu kommen. Ab 1650 baute man Kästen, wie wir sie heute kennen, zur Ansiedlung von Staren. Um 1820 versuchte man mit verschiedenen Nistkästen gezielt bestimmte Vogelarten im Obstbau zu fördern, da man deren Nutzen bei der natürlichen Beseitigung von Schädlingen erkannt hatte.
In den folgenden Jahrzehnten versuchten sich einige Pioniere an der Entwicklung geeigneter Nisthilfen. Einer von ihnen ist der heute noch weithin bekannte Freiherr von Berlepsch. Um 1898 nahm er die Spechthöhlen, in denen bekanntlich diverse Vogelarten als Nachmieter wohnen, als Vorbild für seine Nistkästen. Um 1950 begann mit der Firma Schwegler die bis heute anhaltende Holzbeton-Ära. Dieses Material bewährte sich, da das Innenklima für die gegen Nässe und Kälte empfindliche Brut günstig ist und die Kästen sicher vor Zugriffen der Spechte und anderer Beutegreifer sind.
Beim Gang durch die Ausstellung zeigt Gerhard Föhr anhand vieler Beispiele die schrittweisen Veränderungen und Verbesserungen bei den Nisthilfen. Sogar ganz spezielle Nistkästen hat man entwickelt: Weil Weidenmeisen gerne selbst loses Material aus morschen Baumstämmen ausräumen, hat man für sie einen Kasten mit Styroporfüllung erdacht, den der Vogel seiner Art entsprechend bearbeiten kann. Über 500 Exponate hat NABU-Aktivist Föhr zusammengetragen. Das brachte ihm 2001 sogar den Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde. Sein ältester Kasten ist über 100 Jahre alt.
Eine Nestersammlung befindet sich im Aufbau und im Frühling können Besucher mit Kameras das Brutgeschäft der Familien Star und Mehlschwalbe - die beide im Museumshaus ihren Nachwuchs aufziehen - am Monitor live miterleben. Im Frühjahr gibt es an Wochenenden feste Öffnungszeiten, Einzelpersonen und Gruppen werden auf Anfrage auch unabhängig davon geführt. Der Eintritt ins Nistkasten-Museum ist frei. Das Nistkastenmuseum bietet eine gute Ergänzung zu einem Besuch in den oberschwäbischen Moorgebieten und dem NABU-Naturschutzzentrum Federsee.
Stefan Bosch
Kontakt: Tel. 0 73 52-25 79, www.nistkastenmuseum.de. Buchtipp: "Nistkästen und Vogelschutz" von Gerhard Föhr, Neue Brehm-Bücherei 651, Westarp Verlag 2005. ISBN 3-89432-909-2.
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