Seit dem Jahr 2010 breitet sich das Usutu-Virus in Deutschland aus und bedroht unsere Amseln. Der NABU untersucht die aktuellen Entwicklungen. - Foto: Eleonore Swierczyna
Usutu-Saison 2020 verläuft moderat
Weniger betroffene Amseln gemeldet als in den Vorjahren
7. September 2020 - Die Zahl der beim NABU eingehenden Usutu-Verdachtsmeldungen bleibt weiterhin stabil auf vergleichsweise niedrigem Niveau. In den vergangenen sieben Tagen wurden täglich im Schnitt knapp 30 neue Meldungen registriert, bisher insgesamt 2.065 im Jahr 2020.
Unsere Kollegen vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg haben uns nun auch die Ergebnisse der Laboruntersuchungen durchgegeben. Bei bisher knapp 200 untersuchten Vögeln der laufenden Saison konnte das Usutu-Virus nur bei 14 Vögeln nachgewiesen werden. Die daraus resultierende Positivrate von etwa sieben Prozent ist die niedrigste seit Beginn des Auftretens des Virus im Jahr 2011. Im Vorjahr lag diese Rate bei 15 Prozent, 2018 – im Jahr des bisher größten Amselsterbens – jedoch um 60 Prozent.
Bitte melden Sie uns tote Vögel
Das Usutu-Virus ist ein von Mücken übertragenes Virus, das in Deutschland seit seinem ersten Auftreten 2010 vor allem bei Amseln zu vielen Todesfällen und in manchen Jahren zu regelrechten Massensterben führt. Helfen Sie uns, die Verbreitung weiter zu beobachten.
Meldeaktion zum AmselsterbenEbenso wie Zahl und Verlauf der eingehenden Verdachtsmeldungen weisen diese Laborbefunde darauf hin, dass in diesem Jahr nur vergleichsweise wenige Vögel am Usutu-Virus verenden. Die Karte aller aktuellen und bisherigen laborbestätigten Usutu-Fälle (siehe unten) zeigt inzwischen – wie auch die Herkunft der Verdachtsmeldungen – eine annähernd bundesweite Verbreitung des Usutu-Virus.
27. August 2020 - Seit Beginn der diesjährgen Usutu-Saison sind 1.860 Verdachtsmeldungen von Usutu-Fällen eingegangen. Wie in jedem Jahr steigen die täglich eingehenden Meldungen seit Mitte Juli deutlich an und zurzeit sind es etwa 25 Meldungen pro Tag. Damit liegt die Zahl der Meldungen zu diesem Zeitpunkt allerdings niedriger als 2019 (damals 2.870) und deutlich unter 2018 (damals 4.370). Im Vorjahr sank die Zahl weiterer Meldungen anschließend sehr schnell, während im bisherigen Rekordjahr 2018 Ende August und im September besonders viele Meldungen eingingen.
August und September sind die Hochsaison des Usutu-Virus. Um die Ausbreitung in Deutschland zu verfolgen und die Auswirkungen dieser neuen Vogelkrankheit auf Vogelbestände bewerten zu können, sammelt der NABU seit 2011 über ein Online-Meldeformular Verdachtsmeldungen von Amseln und anderen Vogelarten, die vermutlich an Usutu erkrankt oder verstorben sind.
Die geographische Verteilung der Verdachtsmeldungen zeigt wie bereits im Vorjahr eine fast bundesweite Verbreitung. Eine Ausnahme bilden die höher gelegenen und damit kühleren Mittelgebirgsregionen. Dies bestätigt die Tatsache, dass das Virus ausgehend vom unteren Oberrhein, wo es 2010 erstmals in Deutschland entdeckt wurde bis zum Jahr 2018 seine Ausbreitung über ganz Deutschland im Wesentlichen abgeschlossen hat. Gleichzeitig bedeutet es, dass in diesem Jahr voraussichtlich nicht mit gehäuftem Amselsterben in bestimmten Regionen zu rechnen ist, da solche Massensterben offensichtlich nur dort auftreten, wo das Virus erstmalig einwandert.
Wie in den vergangenen Jahren bittet der NABU gemeinsam mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg um die Einsendung von mutmaßlich an der Krankheit gestorbenen Vögeln – insbesondere Amseln – an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (siehe Anleitung). Dort werden die Vögel auf Viren getestet.
Neben Usutu wird dabei immer auch auf das bisher noch deutlich seltener auftretende West-Nil-Virus getestet. Dieses Virus taucht seit 2018 zunehmend vor allem im Raum zwischen Berlin, Magdeburg und Leipzig auf. Es konnte bisher vor allem mit Hilfe des inzwischen etablierten Usutu-Monitorings von NABU, BNI und staatlichen Untersuchungsämtern verfolgt werden. Insbesondere das West-Nil-Virus kann in seltenen Fällen auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen.
Bitte machen Sie bei Ihrer Meldung möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel. Der NABU sammelt die Daten, wertet sie aus und stellt sie der Wissenschaft zur Verfügung. Mehr →
Zum ersten Mal wurde das Usutu-Virus im Jahr 1959 in Südafrika isoliert. Nach Deutschland kam es im Jahr 2011, als sich Funde über tote Amseln am Oberrhein häuften. Befallene Vögel wirken apathisch und sterben meist innerhalb weniger Tage. Mehr →
Zwar wurden auch im Jahr 2019 fast 10.000 betroffene Amseln gemeldet, doch es sind deutlich weniger als im Rekordjahr 2018. So hat sich das Amselsterben in diesem Jahr nicht so fortgesetzt, wie zunächst befürchtet. Was das für unsere Amseln bedeutet, müssen wir weiter beobachten! Mehr →