Machen Sie der Natur ein Geschenk.
Spenden Sie für den Natur- und Artenschutz!
Zugvögel benötigen zusätzliche Rastplätze
Der Klimawandel verlängert die Reisewege um hunderte Kilometer
16. April 2009 - Weite Reisen strengen an. Dies umso mehr, wenn man wie unsere Zugvögel den langen Weg mit eigener Muskelkraft bewältigen muss. Dabei bringt so mancher Piepmatz kaum mehr als zehn Gramm auf die Waage. Vor Reiseantritt werden zwar so viele Fettreserven angefuttert, wie nur möglich. Tausende Kilometer lassen sich Nonstop dennoch nur selten bewältigen. Rastplätze, an denen die Vögel ausruhen und genügend Nahrung finden, sind deshalb überlebenswichtig.
Schon bald könnten die halbjährlichen Reisen der Vögel vom Brutrevier ins Winterquartier und wieder zurück noch anstrengender und gefährlicher werden. Anhand von Computersimulationen sagen britische Wissenschaftler voraus, dass die Wegstrecken mancher Vögel um bis zu 900 Kilometer länger werden. Durch den Klimawandel verschieben sich die europäischen Brutgebiete nach Norden, während die afrikanischen Winterquartiere weitgehend unverändert bleiben. Das gilt vor allem für sogenannte Trans-Sahara-Zieher, also Vogelarten, die südlich der großen Wüste überwintern.
Das Team um Dr. Stephen Willis von der Universität Durham untersuchte 17 europäische Grasmückenarten. Bei neun dieser Arten werden die Zugwege bis zum Jahr 2100 deutlich länger. So ergibt sich bei der südeuropäischen Orpheusgrasmücke gegenüber heute 2686 Kilometer bei künftig 3230 Kilometern ein Plus von 447 Kilometern, bei der ost- und zentraleuropäischen Sperbergrasmücke gar ein Plus von bis zu 940 Kilometern auf dann gut 5.700 Kilometer einfacher Wegstrecke. Auch unsere häufige Dorngrasmücke müsste bis zu 550 Kilometer mehr zurücklegen.
Um den längeren Weg zu bewältigen, müssten Kurzstreckenzieher im Durchschnitt neun Prozent und Langstreckenzieher fünf Prozent mehr Körpermasse zulegen. Das klingt noch erträglich, doch schon jetzt gehen die Tiere so weit, dass sie zugunsten der Energievorräte für die Zugzeit vorübergehend ihre inneren Organe verkleinern. Zudem dauerte der Zug dann länger, die Vögel müssten früher starten, was wiederum die Zeit für die Aufzucht des Nachwuchses verringert und den gesamten Jahresplan anfälliger für Wetterkapriolen, Nahrungsengpässe oder die Zerstörung von Rastplätzen macht.
Wie das Beispiel der Mönchsgrasmücke zeigt, können Vogelarten ihre Zuggewohnheiten in relativ kurzer Zeit umstellen. Seit rund 50 Jahren verbringen immer mehr der kleinen Vögel mit der typischen schwarzen Kappe den Winter nicht mehr im Süden, sondern im Westen an der Atlantikküste und auf den Britischen Inseln. Doch längst nicht alle Arten werden so flexibel reagieren. Außerdem erhöht sich so die Nahrungskonkurrenz gegenüber den ohnehin traditionell in Mitteleuropa überwinternden Standvögel und den Wintergästen aus dem hohen Norden. (elg)
Weitere Informationen: