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Vogelzug im Klimawandel
Ein Interview mit Dr. Barbara Helm
Mit ihrem neuen Projekt "Der Vogelzug im Klimawandel" bietet die Naturschutzjugend (NAJU) ein Qualifizierungsprogramm für junge Leute zwischen 16 und 23 Jahren, die im Rahmen einer Klima-Akademie nicht nur das Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Vogelzug vermittelt bekommen, sondern auch eigene Projektideen weiterentwickeln werden. Die Vogelzugforscherin Dr. Barbara Helm unterstützt die Klima-Akademie. Mit ihr sprach zum Projektauftakt Annika Dick.
Frau Helm, welche speziellen Probleme haben Vögel mit dem Klimawandel?
Wie auch bei anderen Organismen hängen Überleben und Fortpflanzungserfolg davon ab, dass sie ihr Verhalten zeitlich genau auf die Umwelt abstimmen. So kann eine Blaumeise nur dann eine riesige Brut großziehen, wenn die Jungen genau zu der Zeit schlüpfen, in der die Futterinsekten besonders zahlreich sind. Für Zugvögel stellt sich das besondere Problem, dass sie in ihren oft weit entfernten Überwinterungsgebieten vorhersehen müssen, wann die rechte Zeit für den Heimzug ins Brutgebiet gekommen ist.
Werden demnächst Zugvögel in Deutschland überwintern?
Das passiert schon jetzt immer häufiger, zum Beispiel beim Hausrotschwanz oder der Mönchsgrasmücke. Wenn die Winter generell milder werden, dann wird dieses Verhalten der Tiere belohnt und Standvogelverhalten kann sich schnell verbreiten. Schwierig wird es aber, wenn das Wetter immer extremer wird, mit Wechseln zwischen besonders kalten, warmen, trockenen und niederschlagsreichen Perioden. Auch das wird ja mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht.
Wie wird sich das Zugverhalten entwickeln?
Schwer zu sagen. Wir werden ständig neu überrascht von den immer schnelleren biologischen Entwicklungen und hinken sozusagen mit unserem Verständnis hinterher. Ganz generell nimmt die Vogelforschung an, dass sich die Zugneigung und vielleicht auch die Zugstrecke von Kurzstreckenziehern weiter verringern wird. Kurzstreckenzieher, die dann noch ins Winterquartier wandern, werden immer früher zurückkommen.
Und was können wir für die Zugvögel tun?
Ganz wichtig ist der Lebensraumerhalt entlang des gesamten Zugweges. Viele Arten benötigen ergiebige Rastplätze, um ihre Energiereserven aufzufüllen und sich von den Anstrengungen des Fluges zu erholen. Gute Rastplätze werden immer wichtiger, wenn die Zugbedingungen durch den Klimawandel schwieriger werden, etwa durch wachsende Dürreregionen.