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Jetzt spenden!Dohlen bekommen Personalausweis
Vogelberingung in Wedel bei Hamburg
Zum ersten Mal in meinem Leben halte ich einen Vogel in der Hand, eine Dohle. Sie ist ganz weich, und ich spüre ihren Herzschlag. Als Jungvogel hat sie noch blaue Augen, später werden sie grau sein. Einmal im Jahr organisiert der NABU Hamburg die Beringung von Jungvögeln, die als Gebäudebrüter in Nistkästen bei der Firma Möller-Wedel in Wedel aufgezogen werden. Andreas Zours, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland, der die individuelle Markierung vornimmt, hat mir vorher erklärt, wie ich einen Vogel halten muss: die Flügel schön mit der Hand überdecken, damit er sich nicht freiflattern kann, und natürlich keinen Druck ausüben. Dem kleinen Kerl soll ja nichts passieren. Er liegt dann auch ganz ruhig in meiner Hand.
Aufregend so ein Beringungstermin. Denn bevor die Beteiligten nicht in die Kästen geschaut haben, wissen sie nicht, wie viele Jungvögel es in diesem Jahr sind. Mit dabei sind NABU-Vogelexperte Marco Sommerfeld, Beringer Andreas Zours, Wedelerin Martina Möllenkamp und Jendrik Weiß, der ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim NABU Hamburg absolviert. Im Mai 2018 waren es zwölf Tiere, in jedem Nistkasten drei. „Ein wahnsinnstoller Bruterfolg“, sagt Sommerfeld. „Im vergangenen Jahr waren es nur acht Jungvögel.“
Erkennungsmarken
Und so funktioniert es: Marco Sommerfeld und Andreas Zours stopfen das Loch des Nistkastens mit einer Baumwolltasche zu, so kann keiner der Jungvögel herausfliegen, falls einer doch schon flügge ist. Vorsichtig wird das Einflugloch geöffnet, und Andreas Zours fühlt hinein und holt nacheinander alle Vögel heraus. Diese kommen in eine Baumwolltasche, die zugehalten wird. Dort sind die Vögel ruhig, es ist dunkel. Sie werden dann nacheinander auf dem Tisch beringt. Dafür befestigt Andreas Zours zunächst an einem Fuß einen Metallring und danach am anderen einen farbigen Plastikring. „Der Stahlring trägt eine siebenstellige Nummer und ist wie ein Personalausweis für den Vogel“, erläutert Experte Sommerfeld.
Der Plastikring dient der Erkennung. Durch die weiße Farbe und die gut lesbaren Buchstaben können Vogelbeobachter den Ring an einem Vogel sicher ablesen, und somit können die Vögel über einen langen Zeitraum begleitet werden. Wichtig sei, erklärt Beringer Zours, dass beide Ringe richtig schließen. Der Plastikring wird noch mit einem Kleber verdichtet: „Damit verhindern wir, dass die Vögel an etwas hängen bleiben können.“
Um Vögel beringen zu dürfen, braucht jeder in Deutschland eine Genehmigung. Darunter fällt, dass ein Kurs absolviert werden muss und regelmäßig Fortbildungen anstehen. Und vor allem muss der- oder diejenige nachweisen, dass es wichtig ist, bestimmte Vogelarten zu beringen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Weil das Wohl des Vogels dabei an erster Stelle steht, gilt der Sorgfalt die volle Aufmerksamkeit. Andreas Zours darf beispielsweise keine anderen Krähenarten beringen. „Wir haben auf diesem Gebiet ein Nachwuchsproblem, es interessieren sich nicht viele Menschen dafür, und es ist ehrenamtlich“, so Zours. Bei ihm ist es also ein ausgeprägtes Hobby, und ohne sein Engagement würden manche Daten fehlen.
Wichtiges Ehrenamt
Auch Martina Möllenkamp ist seit 2012 begeisterte Vogelinteressierte. Die Wedelerin wohnt direkt gegenüber der Firma Möller-Wedel und betrachtet täglich die Dohlen. Auf ihren ausgiebigen Beobachtungsausflügen hat sie bereits vier der 2017 beringten Dohlen im Umland von Wedel wiedergesehen. Jetzt lassen sie die Vögel nicht mehr los. „Erst über ein NABU-Mitglied sind wir darauf hingewiesen worden, dass sich acht Dohlen um ein Einflugsloch an der Hauswand der Firma streiten“, erzählt Sommerfeld. „Daraufhin haben wir 2013 bei der Firma angefragt, ob wir vier Nistkästen aufhängen dürfen. Dort war man sofort einverstanden, und die Dohlen haben die Kästen direkt angenommen – toll, wenn das so einfach klappt.“ Ein Mitarbeiter der Firma fühle sich seitdem verantwortlich.
Anleitungen zum Nistkastenbau
Spannend ist dabei, was die Forscher durch Beringungen alles herausfinden können. Einmal wurde festgestellt, dass ein Geschwisterpaar zusammen Nachwuchs gezeugt hatte. „Die Jungtiere waren richtig gut im Futter. Dohlen sind sehr soziale Tiere und helfen sich gegenseitig. Tiere, die nicht selber brüten, helfen beispielsweise bei der Fütterung. Ich kann mir vorstellen, dass sich Bruder und Schwester natürlich sehr gut kennen und daher die Aufzucht sehr gut läuft“, so Sommerfeld. Dohlenpaare machen vieles gemeinsam und gern synchron: sich putzen oder Nistmaterial und Nahrung beschaffen – und sie bleiben ein Leben lang zusammen.
Die kecken Tiere aus der Nähe zu betrachten, war ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Die Jungvögel kann ich ja nach meinem Erlebnis in 2018 in diesem Jahr aufgrund ihrer Markierung eventuell in Wedel wiedersehen. Wer den typischen Gebäudebrütern eine Unterkunft schaffen will, erhält Tipps und Nistkastenbauanleitungen für Dohle, Turmfalke und Co. unter www.NABU.de/nistkastenbau.
Nicole Flöper
Wer Interesse an Krähen, Raben und Hähern hat, der kann sich in der Bundesarbeitsgruppe Rabenvogelschutz des NABU engagieren. Kontakt: BAG-Rabenvogelschutz@NABU.de
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