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Jetzt spenden!Ein kleiner Daten-Rucksack liefert Infos
Untersuchung des Zug- und Überwinterungsverhaltens von Vogelsberger Rotmilanen
Sie heißen Noah, Neptun, Tristan und Isolde und haben bislang über 10.000 Kilometer hinter sich gebracht. Alle Vögel wurden im Juni 2016 im mittelhessischen EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg mit einem 20 Gramm schweren Satellitensender ausgestattet und liefern nun in enger zeitlicher Abfolge Daten. Noah ist ein altes, Neptun ein vorjähriges Männchen. Tristan und Isolde sind ein Brutpaar, das unweit der Vogelsbergteiche einen Traditionshorst besetzt hat. Seitdem berichtet der NABU-Blog „On Tour mit Milan“ über die Reise der besenderten Rotmilane in ihre Überwinterungsgebiete in Spanien und ihr Leben dort. Das Projekt des NABU Hessen, das von 2016 bis 2019 läuft, wird vom Land Hessen sowie dem NABU-Bundesverband unterstützt.
„In den kommenden Monaten möchten wir einen Eindruck davon vermitteln, wie das Leben von Noah, Neptun, Tristan und Isolde verläuft, wohin es sie während des Zuges verschlägt“, erklärt Maik Sommerhage vom NABU Hessen. Für dieses Jahr ist die Besenderung weiterer Vögel vorgesehen. Wichtige Bausteine im Rahmen des Projekts sind die Analyse möglicher Gefährdungsursachen im Zug- und Überwinterungsgebiet, Sensibilisierung für europäische Naturschutzrichtlinien (z. B. Natura 2000), Öffentlichkeitsarbeit, Sympathiewerbung für die Art, Vernetzung von Rotmilan-Kennern zwischen Deutschland und Spanien sowie Aufklärungsarbeit im Überwinterungsgebiet.
Der Rotmilan – Deutschlands heimlicher Wappenvogel
Die Verbreitung des Rotmilans beschränkt sich auf Europa, wo die Art in einem schmalen Band vom Baltikum und Südschweden bis nach Portugal vorkommt. Der weltweite Bestand wird auf 19.000 bis 24.000 Paare geschätzt, womit der Rotmilan zu den sehr seltenen Vogelarten gehört. Über 50 Prozent des Weltbestandes brüten in Deutschland – und auch Hessen beherbergt mit bis zu 1.300 Revieren einen überdurchschnittlich hohen Anteil von rund fünf Prozent des europäischen Bestandes bzw. etwa zehn Prozent des deutschen Bestandes.
Mäuse für den Milan
Seit 2013 betreibt die NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe ein Projekt, bei dem in erster Linie Nahrungsgebiete und Horstbereiche des Rotmilans im Vogelsberg, in dem stellenweise 20 Brutpaare auf 100 Quadratkilometern brüten, optimiert werden sollen. Dazu werden Flächen in den Projektgebieten bei Schotten, Ulrichstein und Freiensteinau gekauft, beziehungsweise mit Landnutzern Möglichkeiten erörtert, inwiefern sich der Rotmilan-Schutz u. a. in Betriebsabläufe integrieren lässt. Auch der Schutz von Horsten mit Horstbaummanschetten wird flächig umgesetzt (Schutz u. a. gegenüber Waschbären, die Nester plündern). Als weiterer Bestandteil der Schutzmaßnahmen wird seit Sommer 2016 das Zug- und Überwinterungsverhalten von Vogelsberger Rotmilanen mithilfe von besenderten Rotmilanen untersucht.
Neptun reist am weitesten
„Die vier Vögel verließen im Oktober 2016 den Vogelsberg. Neptun und Noah zogen bereits am 4. Oktober ab, Tristan folgte am 11. und Isolde schließlich am 13. Am weitesten in den Süden verschlagen hat es dabei Neptun. Er erreichte Portugal nach beachtlichen elf Tagen und legte in dieser Zeit rund 2.200 Kilometer zurück“, berichtet Maik Sommerhage. Ab Ende Oktober hielten sich alle Vögel auf der Iberischen Halbinsel auf und lieferten bisher rund 10.000 Datensätze: Rotmilan-Dame Isolde hielt sich im Norden Spaniens bei León auf, ihr vorjähriger Partner Tristan nordwestlich von Madrid, das Männchen Noah in der Extremadura südlich von Badajoz. Und das junge Männchen Neptun entpuppte sich als Vagabund und erkundete große Teile Südportugals, blieb also entgegen den anderen besenderten Vögeln keinem festen, verhältnismäßig kleinräumigen Winterquartier treu.
„Ende Januar gab es schlechte Nachrichten: Von Tristan konnten keine Daten mehr generiert werden. Ob der Vogel verstorben ist oder aber nur der Sender abgeworfen wurde, können wir noch nicht sagen“, so Maik Sommerhage. Noah und Isolde haben Mitte Februar den Heimzug angetreten und Anfang März das Brutgebiet im Vogelsberg erreicht. Die durchschnittlich am Tag zurückgelegte Distanz betrug dabei jeweils über 150 Kilometer. Und während Noah und Isolde nun in ihren jeweiligen Brutgebieten in den kommenden Wochen mit dem Brutgeschäft zu tun haben werden, zog Neptun sehr langsam zurück nach Mitteleuropa. Mittlerweile ist er aber auch wohlbehalten angekommen.
Nicole Flöper und Maik Sommerhage
Weitere Informationen im Projekt-Blog unter: www.Rotmilan-Blog.de
Wie fängt man überhaupt Rotmilane?
Altvögel zu fangen, ist nicht leicht. Zudem wird eine Tierversuchsgenehmigung benötigt, in der von einer Tierschutzkommission zum Wohle der Tiere das Für und Wider sehr detailliert abgewogen werden. Die Fangversuche finden zu einem Zeitpunkt der Brut statt, wenn die Jungvögel auf den Horsten kurz vor dem Flüggewerden sind und der Reproduktionsdruck der Altvögel entsprechend groß ist. Dies betrifft insbesondere ein kleines Zeitfenster in der zweiten Junihälfte. Für die Fangversuche wird unterhalb des Horstes ein feinmaschiges Japannetz (wie üblich beim Vogelfang für die Beringung) aufgestellt, davor ein präparierter Uhu befestigt. Durch freie Sichtfenster zwischen Rotmilan-Horst und Uhu greift der Rotmilan unmittelbar nach dem Aufstellen den Uhu an – zumindest in der Theorie. Aus größerer Entfernung wird beobachtet, ob dies auch passiert. Wenn sich nach circa 20 Minuten kein Erfolg einstellt, wird der Versuch abgebrochen, um das Brutgeschäft nicht zu lange zu stören. Sollte ein Vogel gefangen werden, werden zunächst der Gesundheitszustand ermittelt, der Vogel beringt, mit dem Sender auf dem Rücken versehen (eine Art Rucksack) und nach wenigen Minuten wieder freigelassen. Diese Methode hat sich in den vergangenen Jahren etabliert; Verluste durch das Anbringen der Sender sind nicht bekannt.
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