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Jetzt spenden!Rabenvögel: Vorurteile und Fakten
Die Position des NABU
Rabenvögel sind gesellige, sozial lebende Singvögel mit bemerkenswerten Fähigkeiten. Sie sind stimmbegabt und vermögen mehr zu bieten als krächzende Lautäußerungen Sie haben einen natürlichen „Vermehrungsstopp“,, ernähren sich sehr abwechslungsreich und helfen dem Wald und der Landwirtschaft. Dennoch sind sie oft wenig beliebt: Die krächzenden Rufe sind lästig und klingen nicht sehr attraktiv. Rabenvögel treten oft scharenweise auf und scheinen sich ungehemmt zu vermehren. Vor allem Elstern ernähren sich im Sommer unter anderem auch von Eiern und Jungvögeln anderer Arten, indem sie deren Nester plündern. Trotzdem sind die landläufigen Vorurteile gegenüber den Rabenvögeln ungerechtfertigt, wie wissenschaftliche Untersuchungen eindrucksvoll belegen.
Bestandsentwicklung der Rabenvögel
Die immer wieder behaupteten oder befürchteten Übervermehrungen von Rabenvögeln finden nachweislich nicht statt. Rabenvögel weisen in vielen Untersuchungen stabile Bestände auf, die keineswegs „in den Himmel wachsen“. Dies können sie auch nicht, denn jeder Lebensraum kann nur einer begrenzten Zahl an Rabenvögeln Quartiere, Brutplätze und Nahrung bieten.
Bei der Elster sind in den letzten Jahren vielerorts räumliche Verschiebungen feststellbar: Die Elstern nehmen in der offenen Feldflur ab und siedeln sich bevorzugt in Städten und Siedlungsrändern an. Dort werden sie dann leichter und häufiger beobachtet als draußen. Ihr Lebensraum in der Feldflur wurde durch einschneidende Entwicklungen durch den Menschen (intensive Landwirtschaft, Rodung von Hecken und Baumgruppen, Bejagung) immer weniger lebenswert. Außerdem bieten Siedlungen ein gutes Nahrungsangebot (Abfall, Komposthäufen, Schulhöfe.) und Schutz vor Feinden wie dem Habicht oder der Rabenkrähe, die gerne Elsternnester ausräubert. Doch auch in den neu besiedelten Gebieten kann der Bestand der Elstern nur bis zu einer natürlichen Grenze anwachsen, aber nicht überhand nehmen.
Rabenvögel und Singvögel
Rabenvögel ernähren sich überwiegend von Sämereien und Kleingetier. Wenn zur Brutzeit Eier und Jungvögel erreichbar sind, nehmen sie auch diese Nahrungsquelle wahr. Allerdings machen sie nur einen geringen Anteil im breiten Nahrungsspektrum aus. Eine Handvoll Eier oder Jungvögel sind außerdem nicht besonders nahrhaft. Trotz allem rotten Rabenvögel keine anderen Vogelarten aus! Wenn deren Bestände abnehmen, liegt das an Veränderungen des Lebensraumes. Viele Nester in Gärten und Anlagen werden zudem von Eichhörnchen, Mardern und Katzen geplündert. Hauptsächlich fallen häufige, weitverbreitete und nicht gefährdete Singvögel wie Drosseln, Finken und Tauben den Rabenvögeln zum Opfer. Diese Arten haben eine hohe Nachwuchsrate, die natürliche Fressverluste einplant und ausgleicht. Eine verlorene Brut kann außerdem durch ein Nachgelege ersetzt werden. Bei Sommerbrutvögeln ließ sich keine generelle Abnahme durch Rabenvögel feststellen. Katzen oder Marder erbeuten hingegen oftmals die Altvögel.
Bejagung von Rabenvögeln?
Schnell ist der Ruf nach „Regulierung“ der Rabenvögel, wenn Elstern ein Vogelnest geleert haben. Doch gegen die Bejagung sprechen einige Argumente.
- Grundsätzlich hat jedes Lebewesen ein Existenzrecht, auch wenn es sich von anderen Arten ernährt.
- Eine Tötung erfolgt ohne vernünftigen ökologischen Grund.
- Häufige, weitverbreitete Tierarten können nicht mit der Flinte reguliert werden. Um Bestandsdezimierungen zu erreichen, müssten wohl Zehn- bis Hunderttausende erlegt werden.
- Untersuchungen zeigen, dass Elstern in Gebieten, in denen die Jagd verboten wurde, nicht zunehmen. In Revieren mit intensiver Bejagung versuchen sie dagegen durch mehr Nachkommen die jagdbedingten Verluste auszugleichen.
- Eine Bejagung in bewohnten Bereichen ist aus rechtlichen und Sicherheitsgründen nicht möglich.
Überall zu viele Rabenvögel?
Rabenvögel täuschen durch ihr natürliches Verhalten eine Überbevölkerung vor, wenn man die genauen biologischen Hintergründe nicht kennt:
- Elstern bauen immer mehrere Nester, brüten aber nur in einem davon. Also nicht jedes Elsternnest wird zur Brut benutzt! Nach eigenen Zählungen liegt das Verhältnis von belegten zu vorhandenen Nestern im Großraum Stuttgart bei 1 : 10!
- Im Herbst kommen vor allem Saatkrähen in großer Zahl aus ihren nordöstlichen Brutgebieten zu uns, um hier zu überwintern. Die winterlichen Vogelscharen entsprechen also keinesfalls dem örtlichen Bestand.
- Viele Rabenvogelarten bilden vom Herbst bis ins Frühjahr Massenschlafplätze an denen sich viele Individuen aus einem großen Einzugsgebiet treffen. Gemeinsames Übernachten hat nämlich Vorteile: Die Vögel sind sicherer, sie erfahren gute Nahrungsplätze und können Partner finden. Auf keinen Fall entsprechen die hohen Zahlen am Schlafplatz dem örtlichen Bestand.
- Rabenvögel ohne Brutrevier ziehen als lärmende Nichtbrütertrupps umher. Diese "Reservetruppe" kann sofort Lücken schließen, wenn ein Revierinhaber stirbt oder abgeschossen wird.
Sind Rabenvögel blutrünstige Mörder?
Rabenvögel sind keineswegs „blutrünstige Mörder“, sondern kümmern sich im Naturhaushalt um die Beseitigung von Aas. Deshalb kamen sie bereits im Mittelalter als Galgenvögel in Verruf. Finden sich heute Raben, Elstern oder Krähen an einem Kadaver ein, wird ihnen gleich ein Mord unterstellt.
Kolkraben und Krähen geraten sogar immer wieder in Verdacht, Jungtiere gezielt zu töten. Dies ist aber nicht belegt. Allenfalls können Rabenvögel schwache Jungtiere belästigen und bei lebensunfähigen Jungtieren auf den Todeseintritt warten. Dauerbeobachtungen am Kolkraben belegen, dass sie keine Mörder in Schaf- und Mutterkuhherden sind. Auch hier wurde Vogelverhalten fehlinterpretiert. Die sehr lern- und anpassungsfähigen Raben erkannten, dass es bei Weidevieh Geburten eine Nachgeburt „abzuräumen“ gibt und dass Jungkälber beim Aufstehen Kot absetzen. Um an den nahrhaften Jungtierkot zu kommen, stören sie gezielt Jungtiere und provozieren deren Aufstehen. Solche interessanten Verhaltensweisen lernen Raben durch Beobachtung und Nachahmung, um attraktive Nahrungsquellen effektiv zu nutzen.
Sind Rabenvögel auch „nützlich“?
Ja natürlich! Hier einige Beispiele:
- Eichelhäher und Tannenhäher begründen neue Wälder, indem sie Eicheln bzw. Arvennüsse im Boden verstecken. Aus den vergessenen Nahrungsdepots sprießen neue Waldbäume.
- Rabenvögel fressen gerne Aas und üben mit der Beseitigung toter Tiere eine wichtige ökologische Funktion aus.
- Elstern bauen mehr Nester als sie zum Brüten benötigen. Die leerstehenden Elsternnester nutzen dann gerne andere Arten wie Turmfalke und Waldohreule, die selbst keine Nester bauen.
- Rabenvögel fressen gerne Raupen, Mäuse, Maikäfer und Drahtwürmer. Sie tragen damit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung in der Land- und Forstwirtschaft bei.
Rechtlicher Hintergrund
Der Kolkrabe (Corvus corax) unterliegt bereits seit Inkrafttreten des Reichsjagdgesetzes (RJG 1935 dem Jagdrecht; er wurde in Fortführung des RJG in die Liste der jagdbaren Arten gemäß § 2, Abs. 1 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) von 1976 aufgenommen.
Die Europäische Union stellte mit der EG-Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) von 1979 alle Singvogelarten, und damit auch Elster, Rabenkrähe und Eichelhäher, unter Vollschutz. Die Unterschutzstellung von Elster, Aaskrähe und Eichelhäher im deutschen Recht wurde erst 1987 in Anpassung an die EG-Vogelschutzrichtlinie vollzogen.
Trotz dieser klaren Rechtslage bezüglich der Rabenvögel und ihres Schutzes werden die heftigen Diskussionen zwischen Naturschutz, Tierschutz und Jagd weitergeführt, begründet fast ausschließlich durch interessengesteuerte Fehlinterpretationen des Artenschwundes in der Kulturlandschaft.
Zwischenzeitlich wurde der Rechtsschutz der Arten allerdings wieder geändert. Im Jahr 1994 wurden die drei genannten Rabenvogel-Arten auf massiven Druck aus der Jägerschaft in Anhang II/2 der EG-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen. In Deutschland können seither, wie in den anderen EU-Mitgliedstaaten, für die Arten Eichelhäher (Garrulus glandarius), Elster (Pica pica) und Aaskrähe(Corvus corone) Jagdzeiten erlassen werden. Im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedstaaten hat Deutschland von dieser Möglichkeit bislang bundesgesetzlich keinen Gebrauch gemacht.
Die drei Arten unterliegen damit in Deutschland nach wie vor dem Naturschutz- und nicht dem Jagdrecht. Die Naturschutzbehörden können aber gemäß Art. 9 der EG-Vogelschutzrichtlinie und § 43, Abs. 8 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) „zur Abwendung erheblicher land-, forst-, fischerei-, wasser- und sonstiger gemeinwirtschaftlicher Schäden“ sowie „zum Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt“ und für „Zwecke der Forschung, Lehre, Zucht...“ Ausnahmen zum Abschuss oder Fang zulassen.
Auch diese Ausnahmen sind jedoch gemäß Art. 7 der EG-Vogelschutzrichtlinie eingeschränkt: Die Arten dürfen durch Fang oder Abschuss nicht in ihrem Bestand gefährdet werden, die Jagd darf nicht in der Brutzeit ausgeübt werden, und ihre Vermarktung ist verboten. Auch bei diesen Ausnahmeregelungen gilt, dass das Töten der Tiere gemäß § 1 und § 17 des Bundes-Tierschutzgesetzes (BTierSchG) aus einem vernünftigen Grund erfolgen muss.
Aktuelle Situation
In der derzeitigen Praxis können Eichelhäher, Elstern und Aaskrähen bis auf wenige Ausnahmen in allen Bundesländern, zum Teil beschränkt auf bestimmte Arten, unter bestimmten Voraussetzungen (zum Beispiel außerhalb der Brutzeit) „reguliert“, also getötet oder bejagt werden. Die Abschusszahlen von Rabenvögeln haben sich daher in vielen Gegenden Deutschlands in den letzten Jahren vervielfacht. Diese Maßnahmen werden in der Regel meist pauschal mit dem Schutz der heimischen Tierwelt und der Abwendung erheblicher landwirtschaftlicher Schäden begründet. Die angeblichen Schäden ließen sich noch nie wissenschaftlich nachweisen, noch ein „Erfolg“ im Sinne einer wiederaufblühenden Artenvielfalt nach erfolgter Tötung oder Bejagung der Rabenvögel.
Einzelne Arten im Porträt
Das Gefieder der Rabenkrähe ist vollständig schwarz und im Gegensatz zu den Saatkrähen weniger glänzend und auch der Schnabelansatz ist schwarz befiedert. Östlich der Elbe kommt als Zwillingsart die grau-schwarze Nebelkrähe vor. Mehr →
Man muss genau hinsehen, um die Saatkrähe nicht mit der nah verwandten Rabenkrähe zu verwechseln, die sich ebenfalls zu größeren Trupps zusammenschließen kann. Saatkrähen sind etwas schlanker und haben ein metallisch glänzendes Gefieder. Mehr →
Viele Begegnungen mit dem Eichelhäher beginnen mit einer Überraschung: Hat da nicht ein Mäusebussard gerufen, oder ein Graureiher? Tatsächlich ist der Eichelhäher ein Meister der Imitation, dem selbst Vogelexperten auf den Leim gehen können. Mehr →
Bei Gartenbesitzern sind Elstern meist unbeliebt. Sie gelten als Singvogelkiller, obwohl diese nur 15 bis 20 Prozent der Nahrung ausmachen, und obwohl viele Kleinvögel in Nachbarschaft von Elstern trotzdem höchste Siedlungsdichten erreichen. Mehr →
Die silbrig-schwarzen Rabenvögel machen meist durch ein kräftiges „kjakk“ auf sich aufmerksam. Zu Gesicht bekommt man Dohlen entweder in stattlicheren Baumkronen, auf höheren Gebäuden, oder aber am Boden, wo sie bevorzugt nach Insekten suchen. Mehr →