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Hoffnung für den Löffelstrandläufer
Rekordzahlen und ganz besondere Eier
28. Juni 2016 - Nach neuesten Schätzungen sind es noch fast 120 Brutpaare im äußersten Nordosten Sibiriens am Rande der Beringsee, die den Weltbestand des Löffelstrandläufers ausmachen. Das sind etwas mehr als zuletzt geschätzt und schon einmal eine gute Nachricht. Der größte Teil der guten Nachricht ergibt sich aber aus dem in den letzten Jahren sehr intensiven Suchen nach den letzten Brutvorkommen, die die NABU-Partnerorganistation „Birds Russia“ vor Ort durchführt: So konnte 2015 eine neue Brutkolonie entdeckt werden, deren Größe 2016 mit NABU-Unterstützung erfasst werden soll. Ein bisher noch kleiner Teil der Zunahme lässt sich aber bereits auf die intensiven Schutzbemühungen für die Art zurückführen.
Der Löffelstrandläufer steht stellvertretend für viele Küstenvogelarten, die durch die zunehmende Zerstörung von Wattflächen auf ihrem Zugweg entlang der Ostküste Asiens bedroht sind. Immer mehr wichtige Rastgebiete werden zur Landgewinnung eingedeicht und fallen als Nahrungshabitate aus. Zusätzlich bedroht der Fang von Küstenvögeln mit Netzen die Löffelstrandläufer auf dem Durchzug in China und in ihren Überwinterungsgebieten in Myanmar und Bangladesch.
Chance auf Rettung durch internationale Task Force
In diesen Monaten erreichen uns spannende Nachrichten, die uns Hoffnung geben, dass die Art noch gerettet werden kann. Die Kollegen von Birds Russia führen gemeinsam mit dem britischen Wildfowl und Wetland Trust (WWT) seit 2012 im größten bekannten Brutgebiet als vorübergehende Notmaßnahme das sogenannte „Headstarting“-Programm durch. Sie bieten damit möglichst vielen Löffelstrandläufer-Küken einen Vorsprung ins Leben: Dazu werden die Gelege wilder Brutpaare eingesammelt und die Jungen künstlich aufgezogen. Dank der Rund-um-die-Uhr-Betreuung erreichen besonders viele dieser Jungvögel das Alter, in dem sie sich dann gemeinsam mit den wilden Artgenossen auf die Reise nach Süden machen. Gleichzeitig produzieren die Weibchen komplette Ersatzgelege und bringen zusätzlich eine wilde Generation auf den Weg. In diesen Tagen befinden sich bereits 32 Eier in den Brutschränken der Vogelschützer, mehr als in allen Jahren zuvor. Gelingt es, 30 Jungvögel aufzuziehen und auf die Reise zu schicken, erhöht sich durch dieses Vorgehen der Bruterfolg der gesamten Weltpopulation um über 20 Prozent. Das kann den entscheidenden Unterschied zwischen Aussterben oder Bestandszunahme bedeuten.
Insgesamt 81 Jungvögel wurden seit 2012 auf diese Weise aufgezogen. Erfreulich viele dieser individuell markierten Vögel sind inzwischen als Altvögel zurückgekehrt und ziehen eigene Junge auf.
Schwierige Suche nach Rast- und Überwinterungsgebieten
Um herauszufinden, warum so viele Löffelstrandläufer nicht ins Brutgebiet zurückkehren, suchen die Vogelschützer nach den wichtigsten Rast- und Überwinterungsgebieten. Die größte Rastansammlung mit 102 Vögeln konnte dabei im Oktober 2015 bei Tiaozini in der Nähe von Shanghai erfasst werden – ein beträchtlicher Teil des Weltbestandes in einem einzigen Gebiet, das leider derzeit nach und nach eingedeicht wird. Der deutsche Vogelkundler Hilger Lemke war mit NABU-Unterstützung dabei. Lesen Sie seinen beindruckenden und bedrückenden Reisebericht, der deutlich macht, welchem Druck die noch verbliebenen Wattflächen an Chinas Küste ausgesetzt sind.
Auch neue Wintervorkommen der Art konnten festgestellt werden: 45 Vögel wurden im Mittwinter in der Umgebung von Hongkong gefunden, 48 in einem neu entdeckten Winterquartier in Bangladesch. Die Mehrzahl der Vögel überwintert jedoch weiterhin vermutlich in Myanmar, wo sie durch den Fang mit Netzen an den Küsten bedroht sind. Dort konnten die Vogelschützer bereits dafür sorgen, dass dieser Vogelfang kaum mehr stattfindet.
Viel schwieriger ist es, für einen ausreichenden Schutz von Wattflächen in China zu sorgen. Die Löffelstrandläufer Task Force beschäftigt dafür mit NABU-Unterstützung zwei chinesische Naturschützer, die sich bei den verantwortlichen Stellen für den Schutz der Art und seines Wattenmeerhabitats einsetzen.
Weiteres Notfallprogramm für den Spoonie
Sollte der Lebensraumschutz nicht schnell genug erfolgen, gibt es noch ein zweites Notfallprogramm für den Löffelstrandläufer: 2011, im Jahr vor Beginn des Headstarting-Programms, wurden 28 Jungvögel aus Sibirien zum WWT in Slimbridge/Großbritannien gebracht, um dort die erste Gefangenschaftspopulation der Art aufzubauen. Ziel war, bereits wenige Jahre später Jungvögel aus dieser Population im Brutgebiet wieder auswildern zu können. Bis zum vergangenen Jahr konnten die Experten des WWT trotz größter Mühen diese Vögel aber nicht zum Brüten bewegen. In diesem Jahr klappte es endlich: Zwei Paare legten je ein Gelege, immerhin zwei der Eier sind befruchtet, so dass in den nächsten Tagen mit dem Schlüpfen der ersten Löffelstrandläufer in Gefangenschaft gerechnet werden kann. Damit gäbe es eine zusätzliche Möglichkeit, die Art vor dem Aussterben zu retten. Hoffentlich wird es aber nicht notwendig sein, das Aussterben dieser bemerkenswerten Art nur durch Nachschub aus dem Zoo verhindern zu können.
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Schutzmaßnahmen für den Löffelstrandläufer entlang des Ostasiatisch-Australischen Zugweges zeigen erste Erfolge. Die nachhaltige Sicherung des Bestandes erfordert jedoch noch einen langen Atem und viel politische Arbeit. Mehr →