Machen Sie der Natur ein Geschenk.
Spenden Sie für den Natur- und Artenschutz!
Wie kommunizieren Kraniche miteinander?
Kraniche erkennen sich an ihren individuellen Rufen
Da gibt es natürlich Warnrufe, wie bei vielen anderen Vögeln auch. Und es gibt die Balzrufe. Diese sind keine einseitige Show der Kranichmännchen, hier rufen beide im Duett. Das Männchen beginnt mit ein bis zwei Tönen und das Weibchen gibt mehrere höhere Töne dazu. Beim Rufen nehmen die Partner eine typische Haltung ein, indem sie Kopf und Schnabel aufwärts richten. Sie stehen eng beieinander oder bewegen sich während der Rufreihen langsam nebeneinander fort.
Trompeten im Duett
Das Duett ertönt besonders zur Brutzeit, wird aber auch an Sammel- und Rastplätzen vorgetragen. Dem Hamburger Vogelkundler Bernhard Weßling gelang in den 1980er Jahren mit Tonbandaufnahmen der Nachweis, dass sich Kraniche anhand ihrer Rufe sogar individuell identifizieren lassen – in einer Zeit, als die Digitalisierung noch ganz am Anfang stand. Damals setzte er sich im Duvenstedter Brook für die letzten der damals hoch bedrohten Kraniche ein.
Fast genauso wichtig: Auch die Kraniche selbst erkennen die individuellen Rufe. Sie scheinen sogar ihre eigenen Rufe zu erkennen, denn auf deren Abspielen vom Band reagieren sie nicht, im Gegensatz zu Rufen anderer Kraniche.
Selbstbewusste Kraniche?
Für Weßling sind das erste Zeichen von Selbst-Bewusstsein. Er sieht aber noch mehr. Bei seiner Arbeit an Schutzprojekten für amerikanische Schreikraniche und für asiatische Mandschurenkraniche hat er Verhaltensbeispiele gesammelt, die ein episodisches Gedächtnis und daraus resultierendes strategisches Handeln erkennen lassen – etwa bei der Konkurrenz um Brutreviere oder bei der Aufzucht des Nachwuchses.
Das Kommunikationsspektrum der Kraniche ist jedenfalls größer als nur Warnen und Balzen. Zehn Rufbedeutungen hat Weßling bereits zugeordnet, weitere müssen noch entschlüsselt werden.
Alle Reviere besetzt
In den letzten Jahrzehnten haben sich die europäischen Kranichbestände prächtig erholt. Man rechnet mit mehr als 130.000 Brutpaaren, über Deutschland ziehen einschließlich der Jungvögel und Junggesellen entlang der Westroute Richtung Frankreich und Spanien mehr als 300.000 Kraniche. In Deutschland selbst brüten aktuell 9000 Paare, die gut geeigneten Kranichreviere sind weitgehend besetzt.
Buchtipp: Der Ruf der Kraniche
Mittels einer eigens entwickelten Methode hat der Hamburger Vogelkundler Bernhard Weßling jahrzehntelang das Verhalten der Kraniche erforscht und Teile ihrer Sprache entschlüsselt. In „Der Ruf der Kraniche“ nimmt uns Weßling mit in den Duvensteder Brook, nach Nordamerika, Japan und Korea. Seine Beobachtungen lassen uns tief in die Lebensweise und der Kraniche eintauchen.
Bernhard Weßling: Der Ruf der Kraniche. Expeditionen in eine geheimnisvolle Welt. – 416 Seiten. 20 Euro. Goldmann 2020. ISBN 978-3-442-31543-7.
Das Comeback des Graukranichs ist vor allem intensiven Schutzmaßnahmen zu verdanken. Mit Rückschlägen ist aber immer zu rechnen, der Brutverlauf 2019 zeigt das deutlich. Viele Brutpaare, deren Feuchtgebiete in diesem Sommer ausgetrocknet sind, haben verzweifelt ihre Reviere verlassen, weil Fressfeinde mühelos Eier und Küken erbeuten konnten. Kraniche, die sonst während der Brutsaison kaum auffallen, sind plötzlich auf Äckern und Wiesen präsent. Man könnte glauben, es seien mehr Kraniche geworden.
Das Gegenteil ist der Fall, denn der Jahrgang 2019 fällt weitgehend aus. Nicht nur bei uns. Untersuchungen von „Kranichschutz Deutschland“ in Lettland zeigen, dass dort 80 Prozent der Paare ohne Nachwuchs blieben. (elg)
Mehr über Kraniche
Für Vogelfreund*innen lohnt es sich jetzt, öfter in den Himmel zu schauen. Von den hunderttausenden Kranichen, die erst vor wenigen Wochen Deutschland Richtung Frankreich und Spanien überflogen haben, kommen die ersten schon wieder zurück. Mehr →
Als der Kranich 1978 zum Vogel des Jahres gewählt wurde, zählte er zu den seltensten Vogelarten (West-)Deutschlands. Intensive Bemühungen um seinen Schutz haben dazu beigetragen, dass er sich von diesem Bestandstief deutlich erholen konnte. Heute brüten deutschlandweit wieder rund 11.000 Kranichpaare. Mehr →
Melden Sie dem NABU Ihre Kranich-Beobachtungen. Je mehr Daten über das Zugverhalten zusammenkommen, desto bessere Aussagen können getroffen werden. Nur wenn wir wissen, wo die Kraniche sich aufhalten, können wir vor Ort aktiv Schutzmaßnahmen ergreifen. Mehr →
Kraniche und Wildgänse haben ein ähnliches Zugverhalten und nutzen oftmals gemeinsame Rastgebiete. Da auch ihre Flugbilder recht ähnlich sind, sind sie für Laien manchmal schwer auseinanderzuhalten. Hier erfahren Sie, wie es geht. Mehr →