Blessgänse - Foto: Frank Derer
Vieltausendfaches Geschnatter
Erleben Sie, wie Wildgänse am Niederrhein und in Ostfriesland überwintern
Die fünfjährige Anne-Kathrin kriegt den Mund nicht mehr zu: So viele Gänse auf einmal hatte sie noch nie gesehen. Aber auch Papa ist beeindruckt. Durch ein Spektiv beobachten Rainer Oppermann und seine beiden Kinder einige hundert Blässgänse, die sich auf einer Wiese ausruhen. Familie Oppermann gehört zu einer Gruppe von rund 20 Teilnehmern, die an einer geführten Bustour der NABU-Naturschutzstation Niederrhein teilnehmen. Und sie sind begeistert. Neben den Blässgänsen haben sie bereits Saat- und Graugänse sowie Sing- und Zwergschwäne beobachten können. Dabei kommen täglich neue Tiere an, insgesamt wird mit rund 200.000 Wildgänsen gerechnet.
Ende August verlassen die Wildgänse ihre sibirischen Brutgebiete und brechen zu einer rund 6.000 Kilometer langen Reise auf. Diese führt sie mit mehreren Zwischenstopps über Osteuropa an den Niederrhein. Die Gänse bevölkern dann die saftigen, feuchten und rheinnahen Wiesen und Weiden. Hier fressen sie sich wieder einen Fettvorrat für den beschwerlichen Heimzug im Frühjahr nach Sibirien an.
„In den äsenden Trupps haben immer einige Vögel die Hälse gereckt und halten Wache. Sollten sich ihnen Menschen zu weit nähern, so geben diese ‚Wachtiere‘ Alarm und der ganze Trupp fliegt auf“, weiß Michael Schmolz, Naturschutzreferent bei der NABU-Naturschutzstation. Er bittet Beobachter eindringlich, weiten Abstand zu den rastenden Vögeln zu halten. Denn unnötiges Auffliegen – zumal bei so schweren Vögeln – verschwendet Energie und lässt die Fettvorräte schrumpfen. Die Gänse sind dann nicht fit, um im Frühjahr die weite Wanderung in die nordischen Brutgebiete zurückzulegen und dort erfolgreich zu brüten.
In NRW genießen die Wildgänse einen besonderen Schutz, sie sind ganzjährig von der Jagd verschont. Nicht gern gesehen werden die Tiere von manchem Landwirt, der Fraßschäden auf seinen Flächen befürchtet. In erster Linie nutzen die Gänse Grünland. Wiesen und Weiden können sie wenig anhaben. Wintergetreideäcker mit sprießenden Jungpflanzen allerdings sind empfindlicher. Massiver Schaden entsteht, wenn die Pflanzen ausgezupft oder in den nassen Boden eingetreten werden. Betroffene Landwirte erhalten daher von den Landwirtschaftskammern eine Entschädigung.
Neben der NABU-Naturschutzstation Niederrhein in Kranenburg (Gänsesaison Mitte November bis Mitte Februar) bieten auch der NABU Ostfriesland (Gänsesaison Mitte Januar bis Anfang März) und die Biologische Station Wesel Bus-Exkursionen zu den Wildgänsen an. Veranstaltungen gibt es zudem auf Eiderstedt –- den gesamten Oktober über im NABU-Zentrum Katinger Watt – sowie entlang der Elbe und der Havel.
Kontaktadressen
- NABU-Naturschutzstation Niederrhein, Keekener Str. 12, 47533 Kleve, Tel. 0 28 21/71 39 88-0 , Info@NABU-Naturschutzstation.de.
- NABU-Regionalbüro Ostfriesland, Forlitzer Straße 121, 26624 Wiegboldsbur , Tel. 0 49 42-99 03 94 und -99 01 49 , Fax -91 22 35, Kontakt@NABU-Ostfriesland.de.
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