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Vogelberingung auf der Kormoraninsel
Seine Federn glänzen in der Sonne, der gelbe Fleck am Schnabel ist von Weitem zu sehen. Wenn er seine Schwingen ausbreitet, zeigt sich seine imposante Größe. Der Kormoran – sein lateinischer Name bedeutet Meeresrabe – war Anfang der 1980er-Jahre europaweit fast ausgestorben, seine Bestände haben sich jedoch erholt. Im Gebiet Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark soll es aktuell etwa 50.000 Brutpaare geben, im gesamten Ostseeraum mit Schweden, Finnland und Estland bis zu 220.000.
Verteidigungsstrategie
Eine große Kormorankolonie ist auf Fehmarn zu finden – und die Jungvögel werden seit 18 Jahren von Freiwilligen des NABU-Wasservogelreservats Wallnau beringt. Bei einer Beringungsaktion Ende Mai braucht es „lediglich“ rund 25 Personen, die die Jungvögel einkreisen. Da Kormorane mehrfach brüten, sind alle Altersstadien auf der kleinen Insel zu finden: vom Ei bis zum rund 60 Zentimeter großen Vogel. Die, die noch nicht fliegen können, versuchen sich unter ihren Geschwistern oder in den dort wachsenden Pflanzen zu verstecken. Klingt aufregend? Ist es vermutlich eher für die Freiwilligen. Geschützt durch Wathose und Handschuhe lassen sie sich von den kleinen Kormoranen anspeien und -koten. Kormorane haben diese Verteidigungsstrategie, die ihnen in dem Fall nichts nützt – dennoch, der Geruch verleidet einem den Appetit auf Fisch, den Fressfeinden jedoch den Appetit auf Kormorane.
Doch es gibt nicht nur Fans des Kormorans. Angler und Fischereibetriebe fordern, seinen Schutzstatus aufzuweichen, und würden ihn gerne bejagen oder die Küken am Schlüpfen hindern. „Bei solchen Aktionen ist nie ausgeschlossen, dass Eier von anderen Vögeln erwischt werden. Außerdem bringt man so Unruhe in das Brutgeschehen und trifft damit auch andere Arten außer dem Kormoran“, sagt Ingo Ludwichowski, Leiter der Beringungsaktion. Dabei seien die aktuell genutzten Maßnahmen völlig ausreichend.
Es stimme: An Teichwirtschaften, die als Wirtschaftsbetriebe zur Fischzucht und Fischmast angelegt wurden, können manchmal bei regelmäßigen Kormoraneinflügen fischereiwirtschaftliche Schäden entstehen. „Die Vögel können durch optische oder akustische Störungen vertrieben werden. Hilfreich sind auch weitmaschige Drahtnetze, die über die Teiche gespannt werden, wenn sich nicht andere Vögel darin verheddern können“, so Ludwichowski. Vorbeugende und vergrämende Maßnahmen stehen für den Vogelschützer immer an erster Stelle.
Beringung für die Forschung
Fünf Stunden – so lange dauert es, bis über 400 Kormorane durch drei handwerklich ausgebildete Vogelberinger*innen markiert sind. Die Helfenden tragen den Nachwuchs behutsam zu den Beringer*innen oder nehmen die Daten auf. An einen Fuß kommt ein Aluminiumring, an den anderen wird ein gelber Farbring angebracht. Letztere können mit dem Fernglas besser erfasst werden. „Der Vogelwartenring aus Metall zeigt eine individuelle Ringnummer und weist stets auch das ringausgebende Institut und das Herkunftsland aus“, erläutert Ludwichowski. Die Vögel bekommen also einen Personalausweis, den es nur einmal gibt. „Das hilft uns, Informationen zum Schutz zu sammeln. Wo fliegt der Vogel hin, wo überwintert oder rastet er, oder wo ist er eventuell verstorben.“
An natürlichen Fließgewässern ist eine Vergrämung der Vögel in der Regel nicht erforderlich. Die Laichplätze bedrohter Fischarten können durch Schutzmaßnahmen gezielt erhalten und gefördert werden. Darunter fallen beispielsweise natürliche Unterstände durch Uferabbrüche, Baumbestände am Ufer, Röhrichte oder Totholz. Je natürlicher also Gewässer sind, desto besser können sich Fische verstecken. Diese aufwertenden Maßnahmen sieht auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie vor. Leider sind in Deutschland immer noch zu wenig Flüsse ökologisch gesund, und die Ziele sollen laut Umsetzungsplanung in Deutschland bis spätestens 2050 erreicht werden, damit wird das ursprüngliche Datum 2027 verfehlt. „Dabei ist es drängender denn je zu verstehen, dass eine Vielfalt an den Gewässern für mehr Arten- und Klimaschutz sorgt. Solche Systeme sind widerstandsfähiger gegen Extremereignisse wie Hochwasser und sichern unsere Wasserressourcen“, sagt NABU-Flussexpertin Diana Nenz.
Auf Wallnau freuen sich die Nachwuchsvogelschützer*innen über die Vögel. Die FÖJler und Bundesfreiwilligen sowie weitere Freiwillige lassen sich von Wasservogelreservat-Leiter Martin Altemüller aufklären und unterrichten. Der NABU beobachtet das Geschehen an den Nistplätzen täglich über eine Webcam. Da entgeht man auch dem strengen Geruch.
Nicole Flöper (Naturschutz heute 3/24)
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