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Mehr Informationen zur Patenschaft!„Kläranlage“ der Meere
Die Miesmuschel (Mytilus edulis)
Die Miesmuschel wird auch als „Kläranlage“ der Meere bezeichnet. Die blauschwarze Muschel saugt Meerwasser an - bis zu zwei Liter pro Stunde - und filtert Plankton sowie kleine organische Partikel heraus. Diese Reinigungsfunktion macht sie so wichtig für unsere marinen Ökosysteme. Ein Quadratmeter Miesmuschelbank kann innerhalb einer Stunde bis zu 140 Liter Wasser filtern. Eine einzelne ausgewachsene Muschel schafft bis zu zwei Liter pro Stunde.
Dicht an dicht liegen die Muscheln auf Steinen, Kies und Sand. Ihre klebrigen Byssusfäden, das sind sehr zugfeste Eiweißfäden, die die Muschel mit Hilfe einer Drüse an ihrem Fuß bildet, sorgen dabei für einen sicheren Halt. Nach und nach entstehen so Muschelbänke – ein reich strukturierter Lebensraum und das Zuhause von bis zu 50 anderen Arten - Würmern, Krebsen und Fischen.
Miesmuschelbänke bilden lebendige und vielfältige Riffe und sind als Lebensraum bei uns streng geschützt. Hohe Schadstoffkonzentrationen im Wasser sowie Fischerei und Sedimentabbau im Meer jedoch bedrohen diese lebendige Vielfalt.
Merkmale und Lebensraum
Die Miesmuschel (Mytilus edulis, auch Pfahlmuschel genannt, hat eine langestreckte, schlanke Schalenform und eine blau-schwarze Färbung. Ihre Schalen bestehen aus zwei fast gleichen Hälften, so dass man Ober- und Unterseite nur schwer unterscheiden kann.
Miesmuscheln stammen ursprünglich aus der Nordsee. Inzwischen sind sie jedoch auch in der Ostsee weit verbreitet. Aufgrund des geringeren Salzgehaltes werden die Muscheln in der Ostsee nur bis zu fünf Zentimeter groß, und sind damit nur etwa halb so groß wie ihre Nordsee-Verwandten. Auch ihre Schale ist dünner. Mit dem abnehmenden Salzgehalt der Ostsee nimmt dann auch die Verbreitung und Dichte der Miesmuschelvorkommen ab. Stimmt das Sauerstoffangebot, können Miesmuscheln in bis zu 20 Meter Wassertiefe leben.
Miesmuscheln bilden große Miesmuschelbänke mit zehntausenden Individuen. Mit Hilfe ihrer klebrigen Byssusfäden setzen sie sich auf Steinen fest oder verbinden sich untereinander und bilden so einen vielfältigen und lebendigen Lebensraum. An geschützten Standorten existieren sehr alte, stabile Gemeinschaften mit einer reichen Artengemeinschaft von bis zu 50 verschiedenen Krebsen, Würmern und anderen Wirbellosen.
Das ist besonders an der Miesmuschel
Außergewöhnlich sind die Byssusfäden der Miesmuschel. Um nicht von der Strömung mitgerissen zu werden, muss sich das Tier nämlich festhalten. Hierfür bildet sie mit Hilfe einer Drüse an ihrer Fußbasis zugfeste Eiweißfäden, die sie dann mit ihrer Fußspitze am Untergrund befestigt. Das ist aber noch nicht alles. Denn mit den Byssusfäden kann sich die Miesmuschel sogar fortbewegen. Wie bei einem Klimmzug legt die Muschel einen Faden aus und verkürzt ihn anschließend wieder, so dass sie sich sozusagen am Byssusfaden entlanghangelt und so vorwärts bewegt.
Ernährung und Fortpflanzung
Miesmuscheln sind sogenannte Filtrierer: Sie saugen Meerwasser an und filtern bis zu 80 Prozent der Partikel bis zu einer Größe von zwei Mikrometern aus dem Wasser. Von einer Schleimschicht auf den wasserdurchströmten Kiemen werden Plankton, Bakterien und organische Reste zurückgehalten und schließlich mit Wimpernbewegungen zum Mund befördert. Miesmuscheln selbst sind eine wichtige Nahrungsquelle für Seesterne, tauchende Meeresenten und nicht zuletzt für uns Menschen.
Um sich fortzupflanzen, produzieren die weiblichen Miesmuscheln im Frühjahr fünf bis zwölf Millionen Eier. Die aus ihnen schlüpfenden Larven schweben etwa einen Monat lang durchs Wasser und heften sich schließlich auf Steinen, anderen Muscheln, in Seegraswiesen oder auf anderen Wasserpflanzen fest. Nach sechs Wochen wählen sie dann ihren endgültigen „Wohnsitz“, um weiter zu wachsen und Teil einer Miesmuschelbank zu werden.
Gefährdung
Die Miesmuschel als einzelnes Tier steht zwar nicht auf der Roten Liste der IUCN (Weltnaturschutzunion). Jedoch wird der Lebensraumtyp der Miesmuschelbank auf der nationalen Roten Liste gefährdeter Biotope Deutschlands geführt, und ebenso auf der Roten Liste von HELCOM (Helsinki-Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Ostseeraums).
In den letzten Jahrzehnten haben die Bestände an Miesmuschelbänken in Nordsee und Ostsee um 90 Prozent abgenommen. Wie alle Muscheln leidet nämlich auch die Miesmuschel stark unter der Schadstoffbelastung in unseren Meeren. Durch ihre filtrierende Ernährung werden diese Schadstoffe aus dem Meerwasser im Muschelgewebe angesammelt. Auch die Schleppnetzfischerei am Meeresgrund sowie der Sandabbau beschädigt und zerstört die empfindlichen Miesmuschelbänke.