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Der Blaue Rindenpilz ist „Pilz des Jahres 2009“
5. November 2008 - Krustenförmig wachsende Pilze aus der Sammelfamilie der Rinden- und Schichtpilze (Corticiaceae) sind nicht jedermanns Sache. Ihre Bestimmung kann in den allermeisten Fällen nur mikroskopisch bewerkstelligt werden. Zudem sind sie oft recht unscheinbar. Den Blauen Rindenpilz (wissenschaftlich Pulcherricium caeruleum oder Terana caerulea) kann man jedoch schon aufgrund seiner eindrucksvollen indigofarbenen Fruchtkörper einfach nicht übersehen. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat die Art nun zum „Pilz des Jahres 2009“ ernannt.
Der Blaue Rindenpilz ist in Deutschland recht selten. Durch sein Erscheinungsbild ist er eindeutig identifizierbar und man kann davon ausgehen, dass seine Verbreitung deshalb gut bekannt ist. Der Blaue Rindenpilz ist ein Saprobiont, also ein Holzzersetzer. Zu finden ist er in wärmebegünstigten, feuchten Laubwäldern der süddeutschen Flussniederungen. In großen Ansammlungen von armstarkem Totholz, hauptsächlich von Esche, aber auch Ahorn, Haselnuss und Eiche, wächst er an den Ast-Unterseiten.
Die Fruchtkörper des Rindenpilzes bilden zunächst kleinflächige Überzüge auf dem Holz. Es wurden jedoch auch schon Fruchtkörper mit bis zu einem Meter Länge gefunden. Die Fruchtkörperoberfläche ist uneben, die Farbe violettblau bis fast dunkelblau bei älteren Exemplaren. Der dafür verantwortliche Farbstoff kommt aus der Gruppe der Terphenyle, die in Abwandlungen in vielen Porlingen vorhanden sind.
Im Zuge der Genforschung und DNA-Sequenzierung wurden viele Rinden- und Schichtpilze auf ihre natürliche Verwandtschaft hin untersucht, so auch der Blaue Rindenpilz. Was schon der niederländische Mykologe Marinus A. Donk durch mikroskopische Untersuchungen in den 60er Jahren vorhersagte, wurde nun bestätigt: Die Pilze verteilen sich über das gesamte System der fruchtkörperbildenden Ständerpilze (Basidiomyceten). Einige von ihnen gehören nach neuesten Erkenntnissen sogar in enge Verwandtschaft zu Hutpilzen, Feuerschwämmen oder Pfifferlingen. Der Blaue Rindenpilz ist dabei in die große Verwandtschaft der Porlingsartigen einzuordnen.
Da natürliche Flussniederungen mit genügend Totholz selten geworden sind, gilt der Blaue Rindenpilz in Deutschland derzeit als „gefährdet“. Bisher wurde er hauptsächlich bis in Höhenlagen von 400 Metern nachgewiesen. Durch die Klimaerwärmung ist allerdings eine Ausbreitung zu erwarten. Pilzkundler sollten beim Sammeln deswegen besonders auf den auffälligen Fruchtkörper des Blauen Rindenpilzes zu achten, um aktuelle Informationen über seine Ausbreitung zu erlangen.