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Der Dorsch/Kabeljau (Gadus morhua)
Er gehört zu den Schlüsselarten im Nahrungsnetz der Ostsee und galt über Jahrhunderte als Brotfisch der deutschen Fischerei – der Dorsch. Doch er ist selten geworden an unseren Küsten. Einst reiche Bestände sind zurückgegangen und kaum jemand weiß heute noch, dass dieser beeindruckende Raubfisch bis zu zwei Meter lang und über 40 Kilogramm schwer werden kann – wenn man ihn lässt.
Gern versteckt sich der in der Nordsee auch Kabeljau genannte Räuber in den versunkenen Wracks am Grund der Ostsee oder schwimmt im Schwarm über Felsriffen und Muschelbänken – immer auf der Jagd nach Muscheln und Krebsen, Sprotte und Hering.
Merkmale und Lebensraum
Dorsche können eine Gesamtlänge von bis zu 200 Zentimetern und ein Gewicht von über 40 Kilogramm erreichen, Exemplare über 100 Zentimeter sind jedoch selten geworden. Charakteristisch sind seine kräftige Kinnbartel am unterständigen Maul und insgesamt drei Rückenflossen. Die Färbung ist variabel grün bis bräunlich mit hellerem Bauch und oft gefleckten Flanken.
Sein Lebensraum erstreckt sich über den gesamten Nordatlantik inklusive der Nord- und der Ostsee, von den Küsten Kanadas bis in die Biskaya. In der Ostsee unterscheiden wir einen östlichen und einen westlichen Bestand, deren Grenze etwa auf Höhe der dänischen Insel Bornholm liegt. Er kommt ganzjährig in den Küstengewässern vor und lebt benthopelagisch, das heißt bodennah, gern über Riffen und an Wracks. Erwachsene Tiere bevorzugen Tiefen von 30 bis 80 Metern, Jungtiere hingegen flachere Zonen bis 30 Meter. Vor allem tagsüber bilden Dorsche größere Schulen und Schwärme.
Das ist besonders am Dorsch
Der Dorsch spielt eine besondere Rolle im Nahrungsnetz der Ostsee: Er steht in einer komplexen Räuber-Beute-Wechselbeziehung mit der Sprotte, insbesondere in seinem östlichen Bestand. Wissenschaftler sprechen von der „Dorsch-Sprott-Schaukel“. Beide Bestände beeinflussen sich gegenseitig, indem entweder die eine oder die andere Art dominiert.
Die Sprotte ist eine wesentliche Beute des Dorschs und profitiert vom schlechten Zustand der Dorschbestände. Hohe Wassertemperaturen haben die Nachwuchsproduktion der Sprotte zusätzlich gefördert. So ist der Sprottenbestand auf einem Rekordniveau und konkurriert mit den Dorschlarven um Nahrung. Außerdem fressen erwachsene Sprotten die Eier des Dorschs und beeinflussen so den dezimierten Dorschbestand zusätzlich. Mit einem ansteigenden Dorschbestand würde die Bestände der Sprotten wieder abnehmen und das System könnte sich wieder stabilisieren.
Ernährung und Fortpflanzung
Dorsche sind Raubfische, die opportunistisch und überwiegend in der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen. Zu ihrem Beutespektrum gehören Krebstiere, Muscheln und kleinere Fische wie Sandaal, Sprotte und Hering. Jungtiere fressen vor allem benthische Krebse.
Im Alter zwischen drei und vier Jahren werden Dorsche geschlechtsreif. Die Hauptlaichsaison in der westlichen Ostsee dauert von März bis April, die wichtigsten Laichgebiete liegen hier im Kleinen und Großen Belt, der Kieler und der Mecklenburger Bucht. Der östliche Dorschbestand laicht einen Monat später von April bis Mai, überwiegend in den Bereichen des Bornholm- und des Gotlandtiefs. Dorsche haben hohe Ansprüche an die Wasserqualität: Zum Laichen benötigen sie einen Sauerstoffgehalt von mehr als zwei Milligramm pro Liter und einen geringen Salzgehalt des Wassers. Nur dann sind ihre Eier schwimm- und überlebensfähig. Zusammen mit der intensiven Befischung hat dies zu einer alarmierenden Bestandssituation beider Ostseebestände des Dorsches geführt.
Gefährdungs- und Schutzstatus
Der Kabeljau gilt nach Roter Liste der IUCN als gefährdet. Helcom führt den Ostseedorsch aufgrund seiner ökologischen Funktion und Bedeutung als „hochprioritäre Art“ und stuft beide Bestände der Ostsee als stark gefährdet ein. Auch in der Nordsee gilt der Kabeljau als übernutzt. Das größte Problem liegt darin, dass die wissenschaftlich empfohlenen Fangquoten über Jahrzehnte hinweg überschritten wurden und so die Laichbiomasse nach und nach abnahm. Inzwischen hat die Politik reagiert und seit dem Jahr 2017 die Ostsee-Fangquoten für die Berufs- und Freizeitfischerei gesenkt. Trotzdem werden noch zu viele Dorsche gefangen, bevor sie geschlechtsreif sind und sich fortpflanzen konnten. Auch die Nähr- und Schadstoffbelastung sowie der Klimawandel machen den Beständen zu schaffen.