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Einsatz für die seltensten Delfine der Welt
von Barbara Maas & Britta Hennigs
In Neuseelands Küstengewässern leben die seltensten Delfine der Welt, die Hector-Delfine und ihre nahen Verwandten, die Maui-Delfine. Seit den 1970er Jahren töten Kiemen- und Schleppnetze die Tiere schneller als sie sich fortpflanzen können. Jetzt steht mit dem Bau von Gezeitenturbinen eine neue Bedrohung ins Haus. Die „NABU International Naturschutzstiftung“ setzt sich zusammen mit renommierten Delfinforschern für die Tiere ein.
Hector- und Maui-Delfine sind in Neuseeland endemisch, das bedeutet, dass sie weltweit nur dort vorkommen. Sie bewohnen einen schmalen Küstenstreifen bis zu etwa 100 Meter Wassertiefe. Dort verbringen sie in 50 Kilometer langen Revieren in sozialen Gruppen von etwa acht Individuen ihr ganzes Leben.
Kleine Delfine in großer Gefahr
Die Weibchen beider Delfinarten pflanzen sich erst ab einem Alter von sieben bis neun Jahren fort und gebären dann alle zwei bis vier Jahre nur ein einziges Kalb. Mit einer Lebensspanne von etwa 20 Jahren können Muttertiere daher, selbst unter idealen Umständen, in ihrem Leben nur eine kleine Anzahl von Jungtieren aufziehen. Das bedeutet, dass ein Vorkommen von 100 Individuen pro Jahr höchstens um zwei Tiere zunehmen kann. Aus diesem Grund sind Hector- und Maui-Delfine sehr anfällig für Bedrohungen ihrer Populationen und bereits durch den Verlust weniger Individuen gefährdet.
Seit der Einführung der Kiemen- und Schleppnetzfischerei ist die Zahl der Hector-Delfine von rund 29.000 auf weniger als 7.000 gefallen. Um die Maui-Delfine steht es noch schlechter. Nach einem Verlust von bereits 90 Prozent gibt es heute nur noch 110 Tiere.
In Neuseeland sind nur etwa 0,3 Prozent der Küstengewässer als Reservate geschützt. Schuld daran trägt vor allem der Einfluss der Fischereiindustrie. Ihre Vertreter spielen die Gefährdung der Meereslebewesen herunter und streiten öffentlich ab, dass Hector-Delfine überhaupt gefährdet sind. Die zerstörerischen Folgen von Fangmethoden mit Grundschleppnetzen und Kiemennetzen auf die empfindlichen Ökosysteme im Meer und die des Beifanges dementieren sie ebenso. In Neuseeland sind vor allem Albatrosse, Sturmvögel, Seelöwen, Haie und Delfine vom Beifang betroffen. Weltweit sterben jährlich mehr als 200.000 Kleinwale als Beifang.
Leben auf Messers Schneide
Nylon-Kiemennetze sind billig, überall erhältlich und hängen senkrecht wie eine tödliche Wand im Wasser. Dazu kommt, dass Neuseeland eines der wenigen Länder der Erde ist, in denen die Amateur-Kiemennetzfischerei erlaubt ist. Dabei gibt es dort pro Kopf mehr Bootsbesitzer als irgendwo sonst auf der Welt. Hobbyfischer setzten ihre Kiemennetze oft genau dort ein, wo die Delfine leben. Dabei wäre es für sie ein Leichtes, ihre Netze woanders auszulegen oder auf andere Fangmethoden umzusatteln.
Da die Kiemennetzmethode für Neuseelands Fischereiindustrie nur einen Anteil von weniger als 0,5 Prozent hat, ist ihre Abschaffung nicht nur ökologisch unumgänglich, sondern auch wirtschaftlich möglich. Würde die neuseeländische Regierung sofort handeln und Kiemen- und Schleppnetze in dem Lebensraum der Tiere verbieten, könnte zumindest der Bestand der Hector-Delfine innerhalb der nächsten 50 Jahre auf etwa 15.000 Individuen anwachsen.
Die Weltmeere bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche. Überfischung, industrielle Nutzung, intensiver Schiffsverkehr, die andauernde Verschmutzung und in zunehmendem Maße der Klimawandel bedrohen die faszinierende Artenvielfalt der Ozeane. Der NABU engagiert sich für einen verbesserten und konsequenten Schutz der Meeresumwelt und eine nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen. In Nord- und Ostsee setzt sich der NABU für den Schutz der letzten Schweinswale ein, die durch den Bau von Offshore-Windkraftanlagen gefährdet sind. Auch international ist der NABU aktiv und kämpft zum Beispiel bei Artenschutzkonferenzen für einen höheren Schutzstatus von Dorn-, Herings- und Hammerhai sowie und weiterer bedrohter Fischarten.
Delfine im Lärmstress
Doch anstatt für den Erhalt der kleinen Meeressäuger zu kämpfen, riskiert Neuseeland ihren Verlust durch eine weitere Gefahr: Den Einsatz von 200 Gezeitenturbinen im Lebensraum der Maui-Delfine. Über Tausende von Jahren entwickelten sich die Maui-Delfine – durch die stürmische Cookstraße fast vollständig von der Population der Hector-Delfine getrennt – als eine eigene Unterart in dem Gebiet um die Nordinsel. Heute ist ihr Bestand auf einen kleinen Abschnitt der Westküste geschrumpft. In diesem erlaubte die für Naturschutz zuständige Ministerin Anfang des Jahres die Installation der ersten drei 24 Meter hohen Turbinen. Dabei hörte sie weder die Meinung von Experten an, noch berücksichtigte sie die Bedenken der lokalen Bevölkerung.
Die Verankerungen der Turbinen werden von schweren Maschinen in den Meeresboden gerammt, was das empfindliche Gehör der Tiere belastet, giftigen Schlamm aufwühlt und eventuell Fische und Delfine vertreibt. Später kommen permanente Lärmbelästigungen, Kollisionsrisiken und eventuelle Futternot dazu. Sogar die Fischer haben über die Schäden, die die Turbinen für Fischbestände anrichten können, ihre Besorgnis geäußert.
Erst vor wenigen Jahren wurde Chinas Flussdelfin, der Yangtse-Delfin, offiziell als ausgestorben erklärt. Darum ist es umso wichtiger, die Hector- und Maui-Delfine an Neuseelands Küsten zu bewahren. NABU International versucht Einfluss auf die Politik und Fischereiindustrie zu nehmen und die Öffentlichkeit über das Problem in ihren eigenen Gewässern aufzuklären. Die Rettung der beiden seltensten Meeresdelfinarten der Welt ist heute eine der dringendsten Naturschutzaufgaben.
Nur noch 50 Exemplare gibt es von den Maui-Delfinen. Wenn nun keine umfassenden Schutzmaßnahmen eingeleitet werden, könnten die kleinsten Delfine der Welt innerhalb weniger Jahre aussterben. Wichtigstes Ziel ist es, den Beifang durch die Fischerei zu stoppen. Mehr →
Die Zahl der vom Aussterben bedrohten Maui-Delfine hat ein historisches Tief erreicht. Es gibt heute nur noch 55 erwachsene Exemplare dieser nur in den flachen Küstengewässern der westlichen Nordinsel Neuseelands beheimateten Tierart. Mehr →