Kegelrobbenbulle - Foto: Rüdiger Arp/www.naturgucker.de
Deutschlands größtes Raubtier
Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus)
Mit bis zu 300 Kilogramm Gewicht ist die Kegelrobbe Deutschlands größtes Raubtier. Der kegelförmige Kopf gab der Robbe ihren Namen. An Land, wenn sie sich nach der anstrengenden Beutesuche auf Felsen oder Sandbänken sonnt, wirkt das große Tier eher schwerfällig. Unter Wasser aber ist sie in ihrem Element und zeigt ihr großes Geschick bei der Jagd auf Heringe, Dorsche und Plattfische. Dabei hat sie einen langen Atem: Tauchgänge bis zu zwanzig Minuten sind keine Seltenheit.
Anfang des 20. Jahrhunderts hatten wir Menschen die Kegelrobben in der Ostsee fast ausgerottet. Erst ein Jagdverbot in den 90er Jahren brachte die Wende. Heute leben wieder 30.000 Tiere in der Ostsee. Im Winter 2018 kamen im Greifswalder Bodden wieder die ersten Robben-Jungen zur Welt.
Merkmale und Lebensraum
Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist ein Wasserraubtier (Pinnipedia) und gehört wie der Seehund zu der Familie der Hundsrobben (Phocidae). Die Ostseekegelrobbe (Halichoerus grypus balticus) gilt als eigenständige Unterart, die getrennt von zwei weiteren Populationen im Atlantik in der Ostsee heimisch ist. Ursprünglich in der ganzen Ostsee verbreitet, wurde sie durch Bejagung im 19. und 20. Jahrhundert in die nördlichsten Teile zurückgedrängt.
Sie ist kräftig gebaut und besitzt einen kegelförmigen Kopf. Sowohl diese typische Kopfform als auch der deutlich größere Körper unterscheiden die Kegelrobbe vom Seehund. Die Tiere werden bis zu 2,50 Meter lang und erreichen ein Gewicht von bis zu 300 Kilogramm. Das Fell hat bei Männchen einen grauen Grundton und ist hell gefleckt, Weibchen hingegen haben ein helles Fell mit dunklen Flecken.
Kegelrobben halten sich am liebsten in küstennahen Gewässern, besonders an Felsküsten, auf. Zwar schwimmen sie auf der Jagd bis zu 30 oder 50 Kilometer weit und sind in der Lage, bis zu 20 Minuten lang zu tauchen, doch besonders für die Paarung und das Stillen der Jungen kommen sie ans Ufer. Neben der Ostsee kommen Kegelrobben sowohl im östlichen Teil des Atlantiks, insbesondere im Gebiet der Britischen Inseln, als auch im westlichen Teil des Atlantiks an der kanadischen Küste vor.
Das ist besonders an der Kegelrobbe
Ausgewachsene Kegelrobben haben in der Ostsee keine natürlichen Feinde. Die Lebenserwartung in freier Wildbahn beträgt etwa 25 Jahre.
Ernährung und Fortpflanzung
Die Kegelrobbe ist ein sogenannter opportunistischer Räuber, das heißt sie jagt die leichteste verfügbare Beute. So ernährt sie sich überwiegend von Fisch, wie zum Beispiel Dorsch, Hering und Plattfischen, aber sie frisst auch Krebs- und Weichtiere wie Garnelen und Schnecken. Als größtes heimisches Raubtier benötigt die Kegelrobbe täglich etwa sechs Kilogramm Nahrung – während der Fortpflanzungszeit und während des Fellwechsels jagt sie hingegen wenig oder gar nicht.
Kegelrobben gebären ihren Nachwuchs im Winter an verlassenen Stränden - in der Ostsee von Februar bis März. Sie bringen nach einer Tragzeit von elf Monaten fast jedes Jahr ein Junges zur Welt. Die Jungtiere tragen im ersten Monat ein weißes, langhaariges Fell (Lanugo), mit dem sie nicht schwimmen können. Nach etwa vier Wochen ist der Haarwechsel jedoch abgeschlossen und die Jungtiere gehen ins Wasser.
Gefährdung
Während Anfang des letzten Jahrhunderts allein in der Ostsee über 100.000 Kegelrobben lebten, wurden sie bis etwa 1920 fast ausgerottet. Die Kegelrobbe wurde als vermeintlicher Konkurrent zur Fischerei gesehen und deshalb gnadenlos gejagt und verfolgt. Hinzu kam die allgemeine Zerstörung der Meereslebensräume für die große Robbe.
Erst seit den 1990er Jahren ist die Kegelrobbe dank Jagdverboten und dem Rückgang von Umweltgiften wieder an den Stränden von Nord- und Ostsee heimisch. Seit dem Jahr 2004 auch im Greifswalder Bodden.
Kegelrobben gelten in Deutschland als stark gefährdet und sind aus diesem Grund nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der FFH-Richtlinie eine streng geschützte Art. Auch nach der Helsinki-Konvention (HELCOM) unterliegen die Tiere einem besonderen Schutz. Dies führt dazu, dass die Kegelrobben sich seit mehreren Jahren wieder erfolgreich vermehren. Sie sind somit ein gutes Beispiel dafür, dass sich eine Art wieder natürlich ausbreiten und ihren ursprünglichen Lebensraum wieder annehmen kann, sofern sie gute Lebensbedingungen – insbesondere ausreichend Nahrung, geeignete Wurfplätze und Ruhezonen – vorfinden.
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