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Der Seehund (Phoca vitulina)
Der Seehund (Phoca Vitulina) lebt in der Nord- und Ostsee sowie an den Küsten des Nordatlantiks und ist sowohl an Felsküsten wie auch auf den Sandbänken des Wattenmeeres anzutreffen. Weitere Unterarten des Seehundes leben an der Pazifikküste Nordamerikas, an den Küsten Japans und Kamtschatkas und sogar an Binnengewässern im nördlichen Kanada.
Fast jeder kennt den Seehund, aber nur wenige haben ihn schon in freier Wildbahn gesehen. Dabei sind Seehunde von den in Deutschland heimischen Meeressäugetierarten am besten zu beobachten, insbesondere in ihrem Verbreitungsschwerpunkt im Wattenmeer. Vom Strand aus oder auf einer Ausflugsfahrt zu den Seehundbänken lassen sich die Tiere gut beobachten und zeigen manchmal erstaunlich wenig Scheu.
Merkmale und Lebensraum
Seehunde kommen in Deutschland entlang der gesamten Wattenmeerküste und auf Helgoland vor. Auch in der Unterelbe bis Hamburg sind sie zu finden. In der Ostsee werden sie heute regelmäßig wieder in geringer Zahl zwischen der Wismarbucht und dem Westrügenschen Bodden gesichtet. Die nächstgelegenen Kolonien in der Ostsee befinden sich um die dänischen Inseln Falster, Lolland und Møn sowie bei Falsterbo in Südschweden. Die Geschlossenheit verschiedener Populationen erklärt sich durch die Treue der Tiere zu ihrer Geburtskolonie.
Im Vergleich zu der anderen an deutschen Küsten verbreiteten Robbe, der Kegelrobbe, sind Seehunde kleiner und schlanker. Bei der Geburt wiegen sie 7 bis 15 Kilogramm; ausgewachsene Seehunde werden bis zu 100 Kilogramm schwer. Unter optimalen Bedingungen erreichen sie ein Alter von 30 Jahren. In der Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeit sowie während des Fellwechsels zwischen Juni und September sind Seehunde besonders störungsempfindlich. In dieser Zeit sind ungestörte Sandbänke und Strände für sie besonders wichtig, und dürfen daher nur aus sicherer Entfernung beobachtet werden (mehr dazu unter www.seehundstation-norddeich.de).
Das ist besonders am Seehund
Unterwasser sind Seehunde äußerst gewandt – auch in trüben Gewässern könnten sie recht gut sehen. Dabei helfen ihnen ihre empfindlichen Vibrissen, die Schnurrbarthaare. An Land hingegen sind die Tiere eher unbeholfen und aufgrund der Anpassung der Augen an die Lichtbrechung des Wassers kurzsichtig.
Beeindruckend sind die ausgedehnten Wanderungen, die Seehunde unternehmen. Oft liegen die Nahrungsgebiete von ausgewachsenen Tieren bis zu 70 km von ihren Ruheplätzen entfernt, meist aber nur 20 bis 40 km vor der Küste. Bis zu drei Tage sind die Meeressäuger dann unterwegs. Genau so lange ruhen sie sich danach auf Sandbänken aus, bevor es zum nächsten Fischzug geht. Manche Gebiete werden von Seehunden über längere Zeiträume immer wieder aufgesucht. Saisonal verschieben sich diese meist über weniger als 20 km. Jungtiere entfernen sich schon im ersten Lebensjahr bis zu 500 km vom Geburtsort.
Ernährung und Fortpflanzung
Seehunde nehmen ihre Beute mit Hilfe ihrer Vibrissen, den sinnesempfindlichen Schnurr“bart“haaren, wahr. Sie gelten zwar als Nahrungsopportunisten, haben aber auch ihre Vorlieben. Während die Jungtiere auch Krebse und Muscheln fressen, kommt bei den Erwachsenen neben einigen Garnelen fast ausschließlich frischer Fisch auf den Tisch, immerhin drei bis fünf Kilogramm täglich.
Manche jagen lieber im freien Wasser und fressen Hering und Dorsch. Hierfür können sie bis zu einer Viertelstunde lang und über 40 Meter tief tauchen. Andere Seehunde fressen lieber die typischen Bewohner des Meeresbodens wie Plattfische, Grundeln und Sandaale. Nahrungspräferenzen schwanken jedoch auch jahreszeitlich sehr stark.
Seehundweibchen werden im Alter von drei bis fünf Jahren geschlechtsreif. Die Paarung erfolgt zumeist im Juli. Männchen bilden in dieser Zeit Reviere, in denen sie die Weibchen mit Imponierverhalten und grunzenden, blubbernden und knarrenden Unterwasserrufen umwerben. Nach einer Tragzeit von elf Monaten bringen die Weibchen zwischen Mitte Juni und Ende Juli jedes Jahr ein Junges zur Welt. Nach der Geburt können die Seehundwelpen bereits schwimmen. Sie werden lediglich drei bis sechs Wochen lang gesäugt, wozu sie das Wasser verlassen müssen. Weibchen bleiben in dieser Zeit in der Nähe der Jungen. Ab Mitte Juli unternehmen sie wieder ausgedehnte Nahrungsausflüge.
Gefährdung
Seehunde sind nach FFH-Richtlinie streng geschützt. Während die Population in der deutschen Nordsee als stabil gilt, steht die Art in der deutschen Ostsee auf der Roten Liste und gilt als gefährdet. In der gesamten Westlichen Ostsee leben weniger als 1000 Tiere. Wasserverschmutzung und mangelnde Nahrung durch Überfischung haben die Bestände dezimiert. Nach Angaben des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshavens, das jährlich die Bestände in den drei Anrainer-Staaten Deutschland, Niederlande und Dänemark erhebt, lag die Zahl der Seehunde 2017 bei rund 26.000 Tieren (davon 8.834 in Schleswig-Holstein und 7.311 in Niedersachsen und Hamburg).
Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Seehunde als Nahrungskonkurrenten gnadenlos verfolgt. Seehundjäger erhielten Prämien für jedes erlegte Tier, sodass die Seehundbestände in der Nordsee stark dezimiert und in der Ostsee fast vollständig ausgerottet wurden. Selbst bei Badegästen waren Seehundjagden ein beliebtes Freizeitvergnügen. Erst in den 1970er-Jahren wurde die Bejagung des Seehunds in Deutschland gestoppt. Danach begann sich der Bestand zu erholen. Rückschläge gab es 1988 und 2002: Bei den beiden großen Staupe-Epidemien starben jeweils 15.000 bis 20.000 Seehunde.
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