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Jetzt spenden!Neue Heimat für Luna, Lucky und Kaja
Drei Luchse streifen seit dem Sommer durch den Pfälzerwald
Die Ohren drehen sich im Wind nach links und rechts, hellbraune Augen schauen neugierig umher, geduckt schreitet ein Luchs über den mit Blättern bedeckten Waldboden. Ein ebenso phantastisches wie seltenes Bild im Pfälzerwald. Gut erkennt man seine sogenannten Pinsel an den Ohren, die ihn unverwechselbar machen. Auch sein Backenbart und sein kurzer Schwanz mit schwarzer Spitze sind charakteristische Merkmale. Mit seiner Körperlänge von 80 bis 120 Zentimetern hat er ungefähr die Größe eines Schäferhundes, ist jedoch mit 15 bis 30 Kilogramm wesentlich leichter.
Seit Juli 2016 streifen drei Luchse durch den Pfälzerwald: Kaja, Luna und Lucky. Die drei Waisenkinder aus den slowakischen Karpaten, die von verschiedenen Eltern stammen, haben über das LIFE-Projekt ein neues Zuhause in der Pfalz gefunden. Dort werden sie sich „hoffentlich dauerhaft ansiedeln und Nachwuchs bekommen“, so Sylvia Idelberger, verantwortlich für das EU LIFE-Projekt Wiederansiedlung von Luchsen im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Ziel des Projektes ist es, bis 2020 durch die Wiederansiedelung langfristig eine stabile Luchspopulation aufzubauen. In den nächsten fünf Jahren werden 17 weitere Tiere aus der Schweiz und der Slowakei folgen.
Nachwuchs überlebt nicht immer
Das Ausbreitungsverhalten ist beim Einzelgänger Luchs sehr passiv. Fast immer etablieren Luchse ein neues Revier nur dort, wo auch in der Nachbarschaft ein Artgenosse lebt. „Luchse sind zudem nicht sehr reproduktionsfreudig“, erklärt Idelberger. „Rund die Hälfte des Nachwuchses stirbt während des ersten Lebensjahrs. Krankheiten können die Ursache sein oder die Jungtiere verlieren ihre Mutter. Eine sehr häufige Todesursache ist der Verkehr, insbesondere wenn die Jungluchse nach einem knappen Jahr selbständig werden und sich auf die Suche nach einem eigenen Revier begeben. In dieser Lehr- und Wanderzeit stirbt etwa nochmal 50 Prozent der verbliebenen Tiere.“
Am 13. Mai 2019 wurde der Luchs Lucky leider von einem Auto erfasst und getötet. Bei Helmbach (Elmstein) jagte am Montagabend Lucky einem Reh hinterher. Beide Tiere sprangen unvermittelt auf die Landstraße und wurden dort von einem Auto angefahren.
Doch warum soll der Luchs überhaupt wieder heimisch werden? „Der Luchs wurde vor allem im 18. und 19. Jahrhundert vom Menschen systematisch verfolgt und sein Lebensraum zerstört, was zu seiner fast vollständigen Ausrottung in Mitteleuropa geführt hat. Jetzt braucht er die Unterstützung der Menschen, um in seine alte Heimat zurückzukehren. Dort nimmt er als Prädator – also als Beutegreifer – einen wichtigen Platz im Ökosystem ein“, so Idelberger. Die Idee der Wiederansiedelung bestand schon seit den 70er Jahren im Pfälzerwald. Der Verein „Luchsprojekt Pfälzerwald/ Vosges du Nord“ hatte die Idee 2010 erneut aufgegriffen und den Wunsch an die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz herangetragen, erzählt Idelberger. Im Austausch mit verschiedenen Interessengruppen beantragte die Stiftung 2013 das LIFE Projekt bei der EU. Im Januar 2015 wurde das Projekt zusammen mit weiteren Projektpartnern und Unterstützern offiziell gestartet. Zum Projekt gehört auch ein Luchs-Parlament, in diesem Projektbeirat sitzen regionale Vertreter aus den Bereichen Jagd, Nutztierhaltung, Tourismus, Naturschutz. „Es hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt, Probleme zur Akzeptanz des Luchses können wir konstruktiv lösen, Ideen und Verbesserungsvorschläge umsetzen“, so Idelberger. Wenn die Luchse Schafe oder andere Nutztiere reißen, gibt es den Managementplan des Landes Rheinland-Pfalz, der Entschädigungen für die Halter und Präventionsmöglichkeiten regelt. Nutztierübergriffe sind beim Luchs jedoch selten, Luchse fressen hauptsächlich Rehe.
Neue Heimat für den Luchs
Die Wiederansiedlung der Luchse bedarf nicht nur einer guten Vorbereitung und Kommunikation während der Projektlaufzeit, es muss auch nach Ablauf des Projekts sichergestellt sein, dass das Projekt weiter begleitet wird. „Wir freuen uns daher, dass der NABU Rheinland-Pfalz als Partner vor Ort das Leben der Tiere auch dann noch weiter begleiten kann, wenn das LIFE-Projekt zu Ende ist“, sagt Cosima Lindemann, Naturschutzreferentin des NABU Rheinland-Pfalz. Denn nur wenn die Akzeptanz für die Tiere dauerhaft erhalten bleibt, haben sie eine Chance wieder eine Population im Pfälzerwald zu etablieren.
GPS-Sender im Einsatz
Die Wege von Luna, Lucky und Kaja kann das Projekt-Team der Stiftung momentan noch sehr gut nachverfolgen. Die Luchse sind vor ihrer Freilassung mit einem Halsband mit GPS-Sender ausgestattet worden. Läuft alles wie geplant, übermitteln die Halsbänder rund ein Jahr Daten, bevor die Batterien aufgebraucht sind. „Zurzeit erkunden Kaja, Luna und Lucky ihren neuen Lebensraum und unternehmen auch größere Exkursionen. Sie kommen aber auch immer wieder mal in das Freilassungsgebiet zurück “, sagt Idelberger. Die Sender sind an das Gewicht von Luchsen angepasst, damit sie nicht zu schwer sind und stören. Nach Ablauf des Monitorings durch den Sender können die Tiere und die Entwicklung der Population dann mit Hilfe eines Fotofallen-Monitorings und über das Sammeln und Auswerten von Zufallshinweisen aus der Bevölkerung weiter begleitet werden. Außerdem hat Idelbergers Kollege Michael Back seine beiden Hunde darauf trainiert, Luchsfährten aufzunehmen. So können die heimlich lebenden Tiere gefunden werden, wenn ein Verdacht besteht, dass sich ein Tier bei einem Verkehrsunfall verletzt hat.
Zunächst hofft das Team um Sylvia Idelberger allerdings auf Nachwuchs im kommenden Frühjahr oder dann spätestens 2018. „Es wird spannend bleiben, was in der Zukunft passiert. Dabei müssen wir grenzüberschreitend denken, denn die wiederangesiedelten Luchse sollen sich in die Nordvogesen ausbreiten und langfristig im genetischen Austausch mit der Teilpopulation in den Mittel- und Südvogesen und im Weiteren mit dem Jura und den Alpen stehen. Es wäre ein toller Erfolg, wenn das funktioniert.“
Nicole Flöper
Zum Projekt:
Der NABU Rheinland-Pfalz unterstützt zusammen mit weiteren Partnern das von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz getragene EU-LIFE-Projektes zur Wiederansiedlung von Luchsen im Pfälzerwald.
Durch die Auswilderung von 20 Luchsen soll eine Teilpopulation im Pfälzerwald etabliert werden. Der NABU Rheinland-Pfalz beteiligt sich als Kofinanzierer am Projekt der Stiftung Natur und Umwelt. Mehr →