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Jetzt NABU-Mitglied werden!Konkurrenz unterm Kirchturm
Wenn Eulen und Fledermäuse aufeinandertreffen
Fledermäuse fliegen mit den Händen und "sehen" mit den Ohren. Im Mittelalter glaubte man, Fledermausblut im Schießpulver erhöhe die Treffsicherheit von Pistolenkugeln. Bis heute hält sich der Aberglaube, Fledermäuse würden Menschen beißen und in die Haare fliegen. Doch Stück für Stück setzt ein Imagewandel zum Guten ein und das ist nicht zuletzt der Arbeit zahlreicher NABU-Gruppen zu verdanken.
Besonders aktive Fledermausschützer gibt es auch beim NABU Bergstraße, wo man sich zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz in Hessen seit mehr als einem Jahrzehnt intensiv um den Erhalt der stark bedrohten Fledermäuse kümmert. So werden regelmäßig die Kirchen der Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und des Odenwaldes auf Fledermausvorkommen untersucht. Dabei erhalten bisher für Fledermäuse unzugängliche Kirchen Öffnungen, die nur von Fledermäusen, nicht aber von verwilderten Haustauben genutzt werden können.
Ausflug der Mausohren
Zu den beeindruckendsten Erlebnissen der Naturschützer gehört die Visite der großen Mausohrkolonien an warmen Sommerabenden. Nach einer Ausflugzählung der auf Nahrungssuche gehenden Alttiere werden die Jungen im Quartier erfasst. Dicht gedrängt hängen die noch teilweise nackten und blinden Jungtiere frei im First. So auch in einer der ältesten Kirchen am Neckar. Beinahe 700 Jungtiere und 1000 Alttiere wurden dort im vergangenen Jahr gezählt. Das macht die Kolonie zu einer der bedeutendsten Vorkommen bundesweit. Die Jagdlebensräume der Kolonie sind Laubmischwälder, Wiesen und Viehweiden, in denen die Mausohren in niedrigem Suchflug Jagd auf Laufkäfer und Wiesenschnaken machen. Diese Gebiete wurden nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als Vorrangfläche für den Natur- und Artenschutz an die Europäische Kommission nach Brüssel gemeldet. In einer dreijährigen telemetrischen Untersuchung, in der einzelne Mausohren mit einem Minisender von knapp einem Gramm Gewicht ausgestattet wurden, konnten gezielt Daten über Lebensraumansprüche, Jagdverhalten und Aktionsradius der Kolonie ermittelt.
Die Kirchenverwaltung hilft
Auch andere auf Gebäude spezialisierte Arten wie die Langohren, die Hufeisennasen sowie Fransen- und Zwergfledermaus bevorzugen Dachstühle von Kirchen. Mit den Kirchenverwaltungen wollen die Fledermausschützer in Zukunft eng zusammenarbeiten. Gerade bei der Sanierung von Kirchen wurde in Vergangenheit nur selten Rücksicht auf die Fledermäuse genommen. Inzwischen leiten die Bauämter der Kirchenverwaltungen die zur Sanierung anstehenden Kirchengebäude an die Artenschutzgruppe weiter. Danach werden die örtlichen Fledermauskundler informiert, um die zuständigen Baufirmen zu kontaktieren. Verwaiste oder bisher unbesetzte Kirchendachstühle werden erstaunlich schnell von Fledermäusen besiedelt. Im Dom von Heppenheim sogar von drei Arten gleichzeitig: der Zwergfledermaus, dem Grauen Langohr und der Mausohrfledermaus.
Eine weitere Ursache für Quartierverluste der Fledermäuse ist die Ansiedlung der Schleiereule. Selbst wenn die Eule auf einen Kasten im Turm begrenzt bleibt, reicht ihre Anwesenheit meist aus, Fledermauskolonien zur Aufgabe ihres Quartiers zu bewegen. Häufig spezialisieren sich die Eulen auf das Abfangen frei hängender Fledermäuse oder aus dem Quartier ausfliegender Tiere. Gerade aber die stark bedrohten Großen Mausohren und Grauen Langohren finden heute ihre letzten Rückzugsgebiete in den geräumigen und weitgehend störungsfreien Dachstühlen und Türmen von Kirchen. Ihr Überleben hängt entscheidend vom Vorhandensein solcher Quartiere ab.
Eulen und Fledermäuse trennen
In drei von nur noch fünf südhessischen Fortpflanzungskolonien des Mausohrs veranlassten die Schleiereulen eine Abwanderung der Fledermäuse. In zwei Fällen gelangte die Eule in den Dachboden der Kirche und erbeutete die im First hängenden Mausohren. Nach dem Verkleinern der Einflugöffnungen und dem Fernbleiben der Eule wurden die Kirchen im darauffolgenden Jahr wieder von einem Teil der Koloniemitglieder besetzt. An anderer Stelle wurde in einem Mausohrquartier eine Schleiereule in einem Kasten angesiedelt. Die wenigen Mausohren pflanzten sich nur noch gelegentlich fort. Da die Kolonie zu erlöschen drohte, wurde die Eule umgesiedelt. Der Bestand an Mausohren verdreifachte sich im darauffolgenden Jahr.
In Zukunft sollten Kirchen weitgehend für die Ansiedlung der stark bedrohten und speziell auf diesen Quartiertyp angewiesenen Fledermausarten mit kleinen Öffnungen präpariert werden. Für die anpassungsfähigere und geringer gefährdete Schleiereule reichen Schutzmaßnahmen in Scheunen, Ställen und Lagerhallen. Hier treffen die Eulen auch im Winter am leichtesten ihre Hauptbeutetiere, die Mäuse an. So kann beiden geholfen werden, Fledermäusen in Kirchen und den Schleiereulen in Scheunen.
Dirk Bernd
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