Buchenschleimrüblinge - Foto: NABU/Wilfried Martin
Die Recycling-Spezialisten unserer Wälder
Pilze sind allgegenwärtige Nährstofflieferanten
Pilze besitzen keine Photosynthese-Pigmente, sondern beziehen ihre Nahrung aus toten oder lebenden Organismen. Dank ihrer winzigen, leicht verbreitbaren und oft in ungeheuren Mengen gebildeten Sporen sind Pilze allgegenwärtig und doch nur selten augenscheinlich. Viele können nur im Mikroskop erkannt werden, fast alle wachsen verborgen als fein verästeltes Geflecht im jeweiligen Substrat. Wir nehmen noch am ehesten jene Arten wahr, die Fruchtkörper bilden. Bei den Fruchtkörpern handelt es sich um kurzlebige, sporenbildende Strukturen, die wir gemeinhin als Pilz bezeichnen. Die als kulinarische Köstlichkeit verehrten Trüffel, Steinpilze oder Morcheln sind also nur die Vermehrungsstadien der Arten, ähnlich den Äpfeln des Apfelbaumes.
Auch mehr als 30 Jahre nach Tschernobyl sind Pilze noch radioaktiv belastet. Wie sehr, hängt von Pilzart und Standort ab. Pilze in Ost- und Süddeutschland sind dabei am stärksten belastet. Waldpilze weisen eine erhöhte Radioaktivität auf, dazu gehören Röhrenpilze wie zum Beispiel Maronen oder Birkenröhrlinge. Am wenigsten belastet sind Pilzsorten, die auf Holz wachsen, der Gelbe Pfifferling etwa oder die Krause Glucke. Solange man die gefundenen Pilze in normalen Mengen verzehrt, gibt es keinen Grund zur Panik.
Pilze und ihre Bedeutung für den Naturhaushalt
- Zusammen mit den Bakterien bilden Pilze die Zersetzerorganismen (Destruenten) im Stoffkreislauf unserer Ökosysteme. Sie bauen beispielsweise Holz, vertrocknete Blätter, Früchte, aber auch Horn und Fette ab. Dabei führen sie Stickstoffverbindungen und andere Stoffe in den Boden zurück, die dadurch Pflanzen und Tieren erneut zur Verfügung stehen. Diese „Recycling“-Aufgabe macht Pilze aus ökologischer Sicht zu den Ernährern des Waldes.
- Eine weitere Schlüsselrolle haben Pilze als Symbiosepartner. Besonders hervorzuheben sind Flechten als eine Lebensgemeinschaft mit Algen sowie die Mykorrhiza, übersetzt „Pilzwurzel“, als Partnerschaft zwischen Pilzen und Gefäßpflanzen. Die meisten unserer Bäume leben mit solchen Pilzen in Symbiose. Mykorrhizapilze umkleiden die Feinwurzeln des Baumes, sammeln Nährstoffe und leiten diese zusammen mit Wasser den Pflanzen zu. Im Gegenzug erhält der Pilz die zu seinem Leben erforderlichen Stoffe, also vor allem Zucker, Eiweiße und Vitamine
Bislang sind etwa 100.000 Pilzarten beschrieben worden. Man geht allerdings davon aus, dass weltweit bis zu fünf Millionen Arten existieren. Somit sind Pilze nach den Insekten die artenreichste Organismengruppe. Man schätzt, dass im Oberboden natürlicher Wälder auf einer Fläche von einem Quadratmeter rund eine Milliarde Myzelien oder Sporen vorkommen.
Rückgang der Arten
Eine Bedrohung der Wälder bedeutet eine Bedrohung der Pilze. Im Zusammenhang mit Forschungen über das Waldsterben ist schon in den siebziger Jahren erkannt worden, dass dem Waldsterben ein Pilzsterben vorausgeht beziehungsweise mit ihm gekoppelt ist. Viele Pilze reagieren sehr empfindlich auf Umweltbelastungen und sind daher zuverlässige Indikatoren für Verunreinigungen. Viele heimische Pilzarten sind gefährdet, oder bereits ausgestorben. Soll das Artensterben im Wald gestoppt werden, müssen wir uns für eine naturnahe Bewirtschaftung und für großflächige Schutzgebiete einsetzen.
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