Die Hainbuchen-Blattknospe ist im Vergleich zur Rotbuchen-Knospe gedrungener und grünlicher - Foto: Helge May
Bereit für den Frühling
Im Winter Knospen von Bäumen und Sträuchern erkennen
Je kälter es wird, desto gemächlicher wird die Natur. Viele Tiere – sofern sie sich nicht ganz in den Süden flüchten – schalten in den Energiesparmodus oder fallen in den Winterschlaf. Im Reich der Bäume wird alles, was nicht mit Wasser oder Mineralien versorgt werden muss, abgeworfen. Die Blätter fallen, unsere Laubbäume werden „winterkahl“.
Gut geschützt durch den Winter
Doch fast im Verborgenen bereiten sich viele Gehölze schon auf den nächsten Frühling vor. Ihre Knospen, die sie noch bei wärmeren Temperaturen entwickelt haben, beinhalten die Triebe für die kommenden Blüten und Blätter. Die Triebe sind umhüllt von kleinen Blättern, den Knospenschuppen, die in der kalten Jahreszeit das Überleben sichern. Sie verhindern das Eindringen von Insekten und lassen Wasser abperlen, manche Knospen haben zudem einen Schutz aus Haaren.
Mit etwas Übung lassen sich Gehölze im Winter anhand ihrer Knospen auseinanderhalten. Sie unterscheiden sich in ihrer Anordnung am Zweig, ihrer Form und Größe sowie ihrer Farbe. Blattknospen, die die kommenden Blätter beherbergen, sind vergleichsweise länglich und klein – wie die rötlich braunen Knospen der Rotbuche (Bild oben). Hainbuchen-Blattknospen sind dagegen gedrungener und eher grünbraun. Beide sind sie wechselständig, also einander versetzt, am Zweig angeordnet.
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Gegenständig angeordnete Bergahorn-Seitenknospen - Foto: Helge May
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Die schwarzen Knospen der Esche - Foto: Helge May
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An Rosskastanienknospen lässt sich ein Harzüberzug erkennen - Foto: Helge May
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Rosskastanien-Kurztrieb mit Winterknospe - Foto: Helge May
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Esskastanienknospen - Foto: Helge May
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Stieleichenknospe - Foto: Helge May
Die Knospen des Bergahorns stehen gegenständig, sitzen sich also direkt gegenüber und sind gelblich bis olivgrün. Gut erkennbar sind zudem die Blattknospen der Esche an ihrer schwarzen Farbe. Ihre Endknospen, am Ende der Zweige, flankieren zudem halbkugelige Seitenknospen. Die Blattknospen der Kornelkirsche sitzen paarweise an der Spitze der Zweige, sie sind spitz und eiförmig. An ihr lassen sich im Herbst auch Blütenknospen beobachten, aus denen später Blüten werden. Sie sind wie viele Blütenknospen eher kugelig.
Wer jetzt loszieht, packt am besten ein Bestimmungsbuch und eine Lupe ein, denn es gibt noch viel mehr Feinheiten und Unterschiede zu entdecken. Man kann zum Beispiel Ausschau nach Knospen mit Wimpern (wie die der Bergulme) halten oder jenen mit Harzüberzug (Rosskastanie).
Lisa Gebhard (Naturschutz heute 4/23)
Büchertipps zum Bestimmen von Knospen
- Jean-Denis Godet: Knospen und Zweige. Einheimische Bäume und Sträucher. – 432 Seiten, 1000 Farbfotos. 26 Euro. Ulmer 2020. ISBN 978-3-8186-0964-1
- Bernd Schulz: Knospen und Zweige. 270 Gehölze im Winter bestimmen. – 192 Seiten, 290 Farb- und 180 sw-Zeichnungen. 14,95 Euro. Ulmer 2019. ISBN 978-3-8186-0820-0. (Nachfolger von „Taschenatlas Knospen und Zweige“)
- Walter Eschrich: Gehölze im Winter. Zweige und Knospen. – 138 Seiten. 29,90 Euro. Springer 2016 (Nachdruck von 1995). ISBN 978-3-662486900
- Margot & Roland Spohn: Die Rinden unserer Bäume. Die 70 häufigsten Arten entdecken, bestimmen und verstehen. – Quelle & Meyer 2020. 24,95 Euro. ISBN 978-3-494017990
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