Eichen weisen besonders viele verschiedene Gallen auf. Hier eine Galle der Eichenschwammgallwespe (Biorhiza pallida) - Foto: Helge May
Bizarre Wucherungen
Natur vor der Haustür: Beobachtungstipp Pflanzengallen
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Galle der Eichenschwammgallwespe (Biorhiza pallida) am frischen Laubaustrieb - Foto: Helge May
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Eichenlinsengallen der Wespe Neuroterus quercusbaccarum auf Stieleichenblatt - Foto: Helge May
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Weinbeergallen der Eichenlinsengallwespe (Neuroterus quercusbaccarum), also gleicher Verursacher wie zuvor, aber ganz anderes Erscheinungsbild. - Foto: Helge May
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Linsengallen der Pfennig-Gallwespe (Neuroterus numismalis) an Eichenblatt - Foto: Helge May
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Schwammkugelgallen des Gallwespe Andricus kollari an Stieleiche. Die kleinen Löcher zeigen, dass die Wespen bereits ausgeflogen sind. - Foto: Helge May
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Gallen der Wespe Cynips divisa auf Eichenblatt - Foto: Helge May
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Galle der Eichengallmücke Macrodiplosis dryobia - Foto: Helge May
Irgendwas passt da nicht. An einer Eiche haben Eicheln zu hängen. Lang gestielt bei der Stieleiche, in dichten Trauben an der Traubeneiche – sagt ja schon der Name. Aber rötliche Früchte an einer Eiche, noch dazu schon im Frühjahr? Die vermeintlichen Früchte lassen sich einfach von den Zweigen pflücken und sind recht weich. Tatsächlich sind es natürlich keine verkappten Eicheln, sondern sehr spezielle Behausungen für die sogenannte Eichen-Schwammgallwespe.
Winzige Verursacher, große Wirkung
Mit den Wespen vom sommerlichen Kuchentisch haben die winzigen Gallwespen äußerlich wenig gemein. Sie sind so unauffällig, dass die meisten Naturfreunde sie noch nie bewusst wahrgenommen haben. Dabei führt Biorhiza pallida ein höchst spannendes Leben. Die flügellosen Weibchen leben zunächst im Boden eingegraben und klettern zum Beginn des Winters die Eichen hinauf, wo sie mit ihrem Legestachel Eier in die Blattknospen einbringen. Im Frühjahr entstehen dann als Larvenbehausung die Schwammgallen, aus denen im Sommer Männchen wie Weibchen schlüpfen.
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Hat wohl jede*r schon einmal gesehen: die auffällige Galle der Rosengallwespe an einer Heckenrose. - Foto: Helge May
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Galle der Rosengallmücke Diplolepis rosae - Foto: Helge May
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Gallen der Gallwespe Pediaspis aceris an Bergahorn - Foto: Helge May
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Gallen der Pappelstielgallmücke Contarinia petiola an Zitterpappel (Espe) - Foto: Helge May
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Tropfengallen der Buchengallmücke Mikiola fagi - Foto: Helge May
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Tropfengalle der Buchengallmücke Mikiola fagi, Blatt und Galle schon in Herbstfärbung - Foto: Helge May
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Galle der Lindengallmücke Didymonia reaumeriana - Foto: Helge May
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Buchenblatt mit Gallen der Kleinen Buchenblattgallmücke (Hartigiola annulipes) - Foto: Helge May
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Blasengallen von Blattläusen der Gattung Pemphigus an Pappel - Foto: Helge May
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Ananasgalle der Fichtengroßgallenlaus - Foto: NABU/Krzysztof Wesolowski
Wer nach Gallen sucht, wird bei Eichen besonders häufig fündig. Zahlreiche Insekten nutzen Eichen als Wohnort für den Nachwuchs und erzeugen dabei jeweils für die Art typische Gallen. Aber wie machen sie das? Die Gallen sind schließlich Teil des Baumes und werden von den Insekten nicht „per Hand“ gebaut, wie etwa die Papiernester der Feldwespen oder die Waben der Honigbienen.
Was Bisse so alles auslösen können...
Gallen sind Gewebe-Wucherungen. Im Prinzip reagiert das Pflanzengewebe auf eine Verletzung, etwa durch den Biss oder Stich des Insekts. Es bildet eine Art Wundverschluss, der aber von einem einfachen Zuwachsen bis zu komplexen, mehrkammerigen Gebilden reichen kann. Dabei spielen vom Parasiten injizierte Stoffe eine wesentliche Rolle, sie sorgen für die gewünschten Wuchsleistungen.
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Auch diese Blattwucherung und -verfärbung ist eine Galle, verursacht von Johannisbeer-Blasenläusen - Foto: Helge May
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Auf der Blattunterseite sieht man die orangenen Johannisbeer-Blasenläuse. - Foto: Helge May
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Galle des Eschenblattflohs Phyllopsis fraxini - Foto: Helge May
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Gallen der Robinien-Blattrollgallmücke, Obolodiplosis robiniae - Foto: Helge May
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Galle des Rostpilzes Puccinia urticata an Großer Brennnessel - Foto: Helge May
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Rostpilz Gymnosporangium clavariiforme an Weißdornblatt - Foto: Helge May
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Weit verbreitet: Fruchtkörper des Birnengitterrosts - Foto: Helge May
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Galle der Gallmücke Boucheella artemisiae an Feld-Beifuß - Foto: Helge May
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Galle der Gallmücke Rhopalomyia tanaceticola an Rainfarn - Foto: Helge May
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Galle der Gallmücke Geocrypta galii an Labkraut - Foto: Helge May
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Vom Schlauchpilz Taphrina padi erzeugte Traubenkirschen-Narrentaschen - Foto: Helge May
Alleine in Deutschland gibt es mehrere Tausend verschiedene Gallen. Meist sind es Wespen, Fliegen, Blattläuse oder Milben, die die Gallen verursachen. Aber auch Pilze agieren in diesem faszinierenden Spiel der Natur. Nicht nur Gehölze, auch Stauden können Gallen aufweisen. Wer Gallen näher kennenlernen will, muss zunächst die Wirtspflanzen bestimmen. Nur so lässt sich die Vielzahl der infrage kommenden Verursacher wirksam eingrenzen. Und wer diese einmal leibhaft zu Gesicht bekommen will, schneidet entweder die Gallen auf – wird dort oft aber nur die Larven antreffen – oder erntete einige Gallen, um dann zuhause mit viel Geduld auf das Schlüpfen der Bewohner zu warten.
Helge May
Buchtipps:
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